Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Dienstag sein drittes Buch über Jesus veröffentlicht. Diesmal geht es
um die Kindheit Jesu. Im Vatikan fand dazu am Vormittag eine Pressekonferenz statt.
Neben Vertretern der Verlagshäuser äußerten sich auch Vatikansprecher Federico Lombardi
und Kurienkardinal Gianfranco Ravasi zum neuen Buch des Papstes. Mehr als 200 Journalisten,
Diplomaten und Vertreter der römischen Kurie waren dabei.
Das Buch mit dem
Titel „Joseph Ratzinger - Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. Prolog. Die Kindheitsgeschichten“
erscheint in diesen Tagen in 50 Ländern und in neun Sprachen - mit einer Gesamtauflage
von mehr als einer Million Exemplaren, wie der Leiter des vatikanischen Verlagsbuchhandlung
LEV, Giuseppe Costa, bei der Pressekonferenz mitteilte. In den kommenden Monaten soll
das Werk nach Angaben des italienischen Verlags Rizzoli, der die weltweiten Rechte
an dem Buch besitzt, in weitere elf Sprachen übersetzt und in 72 Ländern vertrieben
werden.
Vatikansprecher Federico Lombardi stellte zunächst den Inhalt des neuen
Jesus-Buches des Papstes vor:
„Wir stellen hier den dritten Teil vor, den
über die Kindheit Jesu, der aber ein Prolog ist. Es ist aber auch ein bisschen ein
Fazit von allen Werken des Papstes zu Jesus. Die Vorstellung dieses Buches ist ein
sehr wichtiges und bedeutungsvolles Ereignis – deshalb hat der heutige Tag etwas von
einem Festtag: Ein Werk von großem kulturellem und spirituellem Reichtum ist damit
vollendet. Ein Werk, das von seinem Autor innig geliebt und gewollt ist.“
Lombardi
erinnerte daran, dass der Papst vor acht Jahren mit dieser Trilogie über Jesus von
Nazareth anfing.
„Nur mit viel Mut und Leidenschaft kann man ein solches
Projekt angehen. Dazu muss man auch bedenken, dass der Papst in all diesen Jahren,
die er dem Werk gewidmet hat, auch mit viel Kraft die Kirche geleitet hat. Das es
ihm trotzdem gelungen ist, so schöne Bücher über Jesus zu schreiben, ist für uns alle
beeindruckend.“
Der Vatikansprecher fügte an, dass auch der vor wenigen
Wochen verstorbene ehemalige Mailänder Erzbischof, Kardinal Carlo Maria Martini, die
bisherigen Teile der Trilogie mit großer Bewunderung aufgenommen hatte.
Die
neue Ausgabe vollendete Benedikt XVI. am 15 August 2012. Der Papst beherzige die Maxime
des Philosophen Ludwig Wittgenstein „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar
sagen“, so der Präsident des päpstlichen Kulturrates Ravasi. Im Gegensatz zu vielen
„unlesbaren“ theologischen und philosophischen Bücher der Gegenwart sei das Buch des
Papstes allgemeinverständlich und richte sich nicht nur an einen kleinen Zirkel Fachgelehrter.
So sei beispielsweise eine wichtige Stelle bereits zu Beginn des Buches zu finden,
fügte der italienische Kurienkardinal bei der Pressekonferenz im Vatikan an:
„Der
Papst beginnt mit einer Szene, die in der Geschichte Jesu eher am Ende steht: Pontius
Pilatus fragt ihn: ‚Woher kommst du?’ Diese Frage ist quasi die Essenz des ganzen
neuen Bandes. Sie wird im übertragenen Sinn zu einer symbolischen, sehr bedeutsamen
Frage: Was ist der Ursprung Christi – und zwar jenseits des historischen Wissens?
Es ist eine sehr tief gehende Frage. Und auf diese will das Buch antworten, so der
Papst.“
Zum Teil werde diese Frage auch in den vorausgegangenen zwei Bänden
schon beantwortet, sagte Ravasi. Außerdem ging er auf das im Text sehr bedeutende
Wortpaar „Geschichte-Glaube“ ein, das Benedikt in seinem Werk verbinden wolle. Benedikt
nehme in dem Buch auf viele Dinge Bezug, etwa auf die vierte Ekloge von Virgil.
„Darüber
hinaus bezieht sich der Papst auch auf die berühmte Inschrift in der Stadt Priene,
in der heutigen Türkei. Die Inschrift von Augustus stammt aus dem neunten Jahrhundert
vor Christus und ist sehr interessant, denn dort finden sich die vier griechischen
Worte für: Retter, Frieden, Ökumene und Evangelium.“
Dies sei ursprünglich
natürlich auf Augustus gemünzt gewesen. Ravasi führte dazu aus, dass sich die geheimen
und konfusen Träume der Menschlichkeit von einem Neubeginn in Christus realisiert
hätten - in einer Realität, die nur Christus schaffen konnte. Die Heiligen drei Könige
seien stellvertretend für den Menschen, der zu sich auf den Weg zu Christus mache.
Beim
Lesen des Buches komme es übrigens auch auf den Leser an. Papst Benedikt selbst erinnere
zu Beginn des Textes daran, so Ravasi:
„Wir sollten nicht nur über das Nachdenken,
was die Texte an sich sagen, nicht nur zurück blicken in die Geschichte und auf das
Evangelium, sondern auch in uns selbst hineinhören: Was sagen diese Texte mir persönlich?
Oft gibt es dort Anknüpfungspunkte für den Leser, die sehr intensiv sind.“
Wer
diese Erfahrung selbst machen möchte, hat dazu ab Mittwoch Gelegenheit: Ab dann ist
die deutschsprachige Ausgabe im Handel erhältlich. Der Freiburger Verlag Herder gibt
das Buch mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren heraus.