Erzbischof Zollitsch: Neues Jesus-Buch ist ein Glaubenszeugnis
Das neue Jesus-Buch
des Papstes ist ein Glaubenszeugnis. Das sagte an diesem Dienstag der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bei der Vorstellung
des Buches in Würzburg. Der Freiburger Erzbischof würdigte das Bestreben des Papstes,
dem Geheimnis des Jesus von Nazareth auf die Spur zu kommen. Am Anfang der Trilogie
habe für Joseph Ratzinger die „persönliche Suche nach dem Angesicht des Herrn“ und
die Bitte „um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt“ gestanden.
„Das sind ungewohnte Worte von einem Papst. Aber sie zeigen, dass auch
für Bischöfe, ja sogar für Päpste der Glaube keine Selbstverständlichkeit ist, sondern
ein Geschenk, das es immer wieder zu erbitten gilt. Glaube ist dynamisch, weil er
aus einer gelebten Beziehung besteht.“
Die jetzt vollständige Trilogie
zeige einen Autor mit einem zutiefst seelsorgerlichen Anliegen:
„Mit seiner
Suche nach Gott und der Gewissheit des Glaubens soll das Buch die Menschen dabei unterstützen,
die innere Freundschaft mit Jesus zu pflegen. Der jetzige dritte Band steht in Bezug
auf seinen Inhalt vor den beiden anderen Bänden. Darum schreibt Papst Benedikt: „Es
ist nicht ein dritter Band, sondern eine Art kleiner Eingangshalle zu den beiden bisherigen
Teilen.“
Die zentrale Frage des Papstes sei, ob Jesus wirklich Gottes Sohn
ist, so Erzbischof Zollitsch:
„Hat Jesus sich selbst als Gottessohn verstanden
und zu erkennen gegeben? Oder wurden ihm diese Worte erst nachträglich von Glaubenden,
die ihn selbst gar nicht erlebt hatten, zum Zweck der Missionierung in den Mund gelegt?
Diese zentralen Fragestellungen sind gerade auch mit Blick auf das derzeitige Jahr
des Glaubens hochaktuell. Und nicht weniger müssen wir uns diesen Fragen offen stellen,
wenn wir nach Wegen der Neuevangelisierung suchen.“
Der Papst scheue nicht
davor zurück, das Fundament des Glaubens unter die Lupe zu nehmen und offen und ungeschminkt
zu fragen:
„Muss man nicht alle Darstellungen, die in den frühen christlichen
Gemeinden entstanden sind, genau analysieren, etwaige Zuschreibungen und Übermalungen
wieder entfernen, um zu identifizieren, was Jesus zu seinen Lebzeiten tatsächlich
gesagt hat, und sich nur darauf verlassen? Ist das nicht sogar umso mehr der Fall,
als unbestritten ist, dass die Evangelien unterschiedliche Jesusbilder zeichnen und
teilweise sogar sich widersprechende Angaben machen?“
Für den Theologen
Joseph Ratzinger und Papst Benedikt XVI. sei klar, so Erzbischof Zollitsch, dass die
Bekundung Jesu im Neuen Testament und speziell in den Evangelien aus der Sicht des
Glaubens entstanden sei. Erzbischof Zollitsch:
„Der Papst fragt: Warum sollte
man annehmen, dass sich Jahrzehnte nach dem Tod Jesu, gewissermaßen aus heiterem Himmel,
der Glaube gebildet hat, Jesus sei das menschgewordene Gotteswort gewesen und vom
Tod auferstanden? Woher sollte dieser Glaube plötzlich gekommen sein? Es gibt, so
der Papst, keinen plausiblen Grund, anzunehmen, dass sich dieser Glaube in den frühchristlichen
Gemeinden irgendwann selbst entzündet hat. Vielmehr haben die Gemeinden Zeugen geglaubt,
die ihnen diese Botschaft verkündeten. Diese Zeugen haben wiederum anderen Zeugen
geglaubt. Letztlich ist dieser Glaube entstanden bei denen, die mit Jesus zusammen
waren und ihn persönlich kennengelernt haben. Er selbst hat ihnen Anlass zu dieser
Gewissheit gegeben.“
Erzbischof Zollitsch betonte weiter:
„Nur
wenn das historisch wahr ist – und das aufzuzeigen ist das Anliegen dieses Buches
– ist der Glaube begründet und greift nicht ins Leere. Wichtig ist dem Heiligen Vater
deshalb, herauszuarbeiten, dass und wie Matthäus und Lukas die Ereignisse rund um
die Geburt in einen historisch verifizierbaren Rahmen einordnen, um deutlich zu machen:
Die Menschwerdung Gottes, die Teilnahme Gottes am menschlichen Schicksal ist kein
Mythos, sondern real und konkret. Gott ist wirklich nahe.“
Der Blick auf
das Gesamt der Heiligen Schrift zeige, dass dieser Glaube begründet und stimmig sei.
„Dafür führt der Papst begründete Argumente an. So zeigt dieses Buch Papst
Benedikt einmal mehr als jemanden, der die Bibel kennt und sie meditiert hat. Die
Bibel ist für ihn die Primärquelle des Glaubens, deren Lektüre er nachdrücklich ans
Herz legt. Das gibt seinem Buch einen zutiefst ökumenischen Charakter.“