Seit 50 Jahren versteht die katholische Kirche unter „Mission“ offiziell „Inkulturation“
statt „Indoktrination“ und praktiziert dies auch in Ländern des Südens. In Europa
hat sich dies jedoch kaum durchgesetzt. Das bemängelte der Innsbrucker Pastoraltheologe
Franz Weber bei der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften Österreich in Wien. Der
Comboni-Missionar legte dar, wie das Zweite Vatikanische Konzil das katholische Missionsverständnis
gewandelt hat. In Mitteleuropa würden jedoch nicht nur die Gesellschaft, sondern auch
Kirche und Theologie weithin „vorkonziliar“ über Mission denken, so Weber am Montag
in Wien. Die Kirche sei durch die Zeit ihrer Sendung nur deshalb treu geblieben, weil
sie sich als „äußerst wandlungs- und inkulturationsfähig“ erwiesen habe. Sie dürfe
aber nicht so tun, als ob ihre Mission niemals ein Problem gewesen wäre oder als ob
diese in der Gesellschaft kein negatives Image besäße. Zudem sei ein leichtfertiger
und zu wenig reflektierter Umgang mit dem Begriff seitens mancher religiösen Bewegungen
problematisch, da sich daraus in der Kirchengeschichte schon oft „folgenschwere und
höchst fragwürdige Fehlformen missionarischer Tätigkeit“ gebildet hätten.