Vatikan/Ägypten: Benedikt XVI. wünscht dem neuen Papst der Kopten alles Gute
Papst Benedikt XVI.
hat dem neuen Papst der orthodoxen Kopten spirituelle Stärke für seine neuen Aufgaben
gewünscht. Das päpstliche Glückwunschschreiben zur Amtseinführung von Tawadros II.
wurde an diesem Sonntag von Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des päpstlichen Einheitsrates,
übergeben. Koch nahm zusammen mit hunderten Gläubigen und internationalen Würdenträgern
an dem feierlichen Gottesdienst zur Amtseinführung in der Markus-Kathedrale in Kairo
teil. In dem Glückwunschschreiben drückte Benedikt XVI. seine Hoffnung aus, dass Tawadros
II. den Einsatz seines Vorgängers Shenuda III. für die Einheit der christlichen Kirchen
fortsetzen werde. Er bete dafür, dass auch die Beziehungen zwischen der römisch-katholischen
und der koptisch-orthodoxen Kirche noch enger würden – in Form eines „vertieften theologischen
Dialoges“ und einer „brüderlichen Zusammenarbeit“, so der deutsche Papst weiter. Das
spirituelle und pastorale Amt des neuen Oberhauptes der koptischen Kirche sei von
„großen Herausforderungen“ begleitet, so Benedikt XVI. im Blick auf die Umbrüche in
Ägypten. Er werde vor diesem Hintergrund für Tawadros II. beten, so der Papst. Ägyptens
Präsident Mohammed Mursi blieb der Amtseinführung des neuen Papstes der orthodoxen
Kopten wie angekündigt fern. Hingegen nahm Ministerpräsident Hisham Kandil an der
Feier teil. Unter den Gästen war auch der Reformpolitiker und Friedensnobelpreisträger
Muhammad El-Baradei.
Der Patriarch von Alexandrien ist das 118. Kirchenoberhaupt
der koptisch-orthodoxen Kirche und wurde am 4. November 2012 per Losentscheid als
Nachfolger des am 17. März 2012 verstorbenen Schenuda III. gewählt. Christine Seuß
hat mit Bischof Kyrillos William von Assiut, dem Stellvertreter des koptisch-katholischen
Patriarchen von Alexandrien, über den neuen Papst der Kopten gesprochen. Das Interview
fand vor der Einsetzung von Tawadros II. statt.
Sie werden bei der
Amtseinführung des neuen Patriarchen Tawadros II. dabei sein. Es scheint sich hier
um einen Mann zu handeln, der kein Blatt vor den Mund nimmt und auch der Regierung
stark gegenüber treten will. Was halten Sie denn von seiner Wahl und was erwarten
sie sich von ihm als Oberhaupt der Kopten?
„Wir erwarten viel von ihm, denn
er hat eine sehr schwierige Aufgabe in dieser Wendezeit von einem Regime zum nächsten.
Das erste große Problem war jetzt die Verfassung. Am Freitag haben die Kirchenvertreter
entschieden, sich von dieser Kommission zurückzuziehen. Sie haben sich sehr bemüht,
für Versöhnung einzutreten und eine Verfassung für alle Ägypter zu schaffen, haben
dann aber bemerkt, dass diese Verfassung mehr für die Islamisten geschrieben werden
sollte, statt für alle Ägypter. Diese Verfassung bereitet den Weg für einen religiösen
Staat.“
Was für eine Konsequenz könnte das denn haben, dass die Kirchenvertreter
geschlossen zurückgetreten sind?
„Wir wissen das noch nicht. Einige Extremisten
werden vielleicht sagen, das macht nichts, wir machen mit unserer Arbeit dennoch weiter.
Sogar einige Christen haben diese Entscheidung kritisiert und haben gefragt, warum
sie denn zurückgetreten seien und ob es nicht besser gewesen wäre, zu bleiben. Denn
jetzt könnte es ja eine rein islamische Verfassung werden. Die Kommissionsvertreter
haben geantwortet, dass es, auch wenn sie in der Kommission geblieben wären, eine
islamische Verfassung geworden wäre. Sie haben gesagt: so haben wir wenigstens deutlich
gezeigt, dass wir nicht einverstanden sind.“
Tawadros II war ja an sich,
wie auch Justin Welby bei den Anglikanern, ein relativ Spätberufener, ein Manager
in der Geschäftswelt. Haben Sie das Gefühl, dass mit ihm speziell jemand gewählt wurde,
der von geschäftlichen Abläufen in einer Firma eine Ahnung hat, so dass er das dann
positiv einbringen kann?
„An sich ja. Denn wenn einer gewählt worden wäre,
der nur in der Wüste und im Kloster gelebt hätte, wäre er mit der Verwaltung so einer
großen Kirche nicht weit gekommen. Aber er war ja einer von drei Kandidaten, die gewählt
worden sind, und man wusste nicht, wer durch das Los bestimmt worden wäre. Aber alle
sind zufrieden, weil sie meinen, dass es der Wille Gottes ist. Sie sagen, wir haben
unseren Willen geäußert, indem wir drei Kandidaten ausgewählt haben, und Gott hat
durch das Los schließlich einen von ihnen ausgesucht. Das ist der Beste für unsere
Zeit, denn er ist von Gott gewählt, so sagen sie.“
Können Sie denn kurz
die Charakteristiken, die ausgewählt worden sind, beschreiben?
„Eigentlich
wollte die Wahlversammlung Kandidaten, die sich mehr um das geistliche Leben und die
Seelsorge kümmern würden, als um die Politik. Das war die Tendenz vieler Laien vor
der Wahl. Sie wollten einen Papst der die Kirche leitet und betet, aber sich nicht
zu stark politisch betätigt. So hat Tawadros das auch gesagt. Er hat seinen Vorgänger
nicht kritisiert, aber aus seinen Äußerungen geht hervor, dass er einen anderen Weg
gehen will. Er will, dass die Laien sich mit der Politik beschäftigen und der Papst
sich auf die Seelsorge konzentrieren kann.“
Andererseits scheint es ja,
das neue Oberhaupt der Kopten müsste jetzt doch politisch aktiv werden. Er hat ja
jetzt bereits einen ersten starken politischen Schritt unternommen, indem er wie angekündigt
die Mitglieder seiner Kirche aus der Verfassungskommission abgezogen hat. Was meinen
Sie denn, wird er jetzt auch ein gutes politisches Gegengewicht gegenüber dem Islamismus,
den Muslimbrüdern und Mursi sein?
„Das muss er machen, es ist seine Aufgabe,
die Interessen seiner Gläubigen zu verteidigen. Aber das ist nicht allein seine Aufgabe
als Oberhaupt der koptischen Kirche, sondern es gibt auch viele Laien, die wollen,
dass die Interessen aller Ägypter verteidigt werden und nicht nur die Interessen der
Islamisten oder einer Partei.“