Das Lateinische Patriarchat
in Jerusalem äußert seine „tiefe Besorgnis“ angesichts der Eskalation der Gewalt zwischen
der Palästinenser-Organisation Hamas und der israelischen Armee. Das sagte die deutsche
Sprecherin des Patriarchats, Barbara Frua, dem Münchner Kirchenradio. Bei neuen israelischen
Luftangriffen auf den Gazastreifen sind am frühen Samstag laut palästinensischen Rettungskräften
mindestens acht Palästinenser getötet worden. Drei von ihnen seien Mitglieder des
bewaffneten Arms der radikalislamischen Hamas gewesen. Dies teilten palästinensische
Sicherheitskräfte mit. Die Gewalt habe keinerlei Nutzen, nur eine internationale Zusammenarbeit
könne eine Lösung für den Konflikt bringen, sagt Frua.
„Das Patriarchat
in Jerusalem versichert allen Opfern seine Solidarität und betet darum, dass die Verantwortungsträger
nicht dem Hass nachgeben mögen. Es sind sehr viele Zivilsten von dieser Gewalt betroffen.
Darunter befinden sich auch Christen, die in Gaza leben. Es muss in irgendeiner Form
zu einem Dialog kommen. Die Gewalt darf nicht die Überhand gewinnen und die Dialogmöglichkeiten
dürfen nicht alle zerstört werden.“
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem
ist eine Teilkirche der römisch-katholischen Kirche. Ihr Oberhaupt ist der Lateinische
Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal. Zwar leben die meisten Christen in der Region
im Westjordanland, einige Christen siedeln aber auch im Gaza-Streifen. Ihnen gilt
die besondere Sorge des Patriarchats:
„Als Lateinisches Patriarchat von
Jerusalem haben wir eine katholische Gemeinde dort, mit einem Pfarrer und einer kleinen
christlichen Gemeinde. Die Kontaktaufnahme ist sehr schwierig. Telefonisch war es
uns leider nicht möglich, unsere Pfarrei in Gaza zu erreichen. Vor Kurzem hat uns
aber eine E-Mail von den Schwestern, die den Pfarrer unterstützen, erreicht. Sie wohnen
neben der Pfarrei. Sie schreiben uns, dass die Menschen dort in fürchterlicher Angst
leben. Sie haben noch Strom, der allerdings am Abend abgeschaltet wird, weil sie Angst
haben, dass eingeschaltete Lichter zur Zielscheibe von gezielten Angriffen werden.
Die große Besorgnis der Christen ist, dass die Schwestern und der Pfarrer weggehen,
doch sie möchten bleiben.“
Die Christen in Gaza seien eine kleine Minderheit
unter arabischen Muslimen, so Frua weiter.
„Deshalb schauen sie, wie sie
unter den derzeitigen Umständen überhaupt überleben können. In Gaza selbst gibt es
keine Möglichkeit, dass Christen sich dort für den Dialog einsetzen könnten. Das muss
von außen kommen.“
Knobloch: Gegen Hamas und Iran vorgehen
Die
Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, hat die internationale
Staatengemeinschaft dazu aufgefordert, „endlich entschlossen gegen die Hamas und den
Iran vorzugehen“, damit der Frieden im Nahen Osten eine Chance habe. Die jüngste Eskalation
führt sie auf den „fortwährenden terroristischen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen
in den Süden Israels“ zurück.
Hintergrund
Israel hatte
am Mittwoch eine Luftoffensive gegen Ziele im Gaza-Streifen gestartet, die noch immer
andauert. Bislang wurden dabei etwa 40 Palästinenser getötet, darunter auch Kinder.
Ziel der israelischen Armee ist es, die Raketenangriffe radikaler Palästinenser auf
Israel zu stoppen. In der Grenzregion zog das Heer immer mehr Soldaten zusammen, was
auf eine bevorstehende Bodenoffensive hindeuten könnte. Der Süden Israels wurde in
den vergangenen Tagen von hunderten Geschossen getroffen, drei Israelis starben.