Die israelische Luftwaffe
hat an diesem Freitag erneut den Gazastreifen bombardiert. Dabei kamen nach Krankenhausangaben
mindestens drei Menschen ums Leben. Das Hamas-Innenministerium im Gazastreifen spricht
von 130 Luftschlägen allein in der vergangenen Nacht. Insgesamt liegt die Zahl der
Todesopfer im Gazastreifen bei ca. zwanzig Personen. Der neue ägyptische Ministerpräsident,
Hisham Qandil, ist an diesem Freitag in den Gazastreifen gereist, um den Palästinensern
dort die Solidarität der ägyptischen Führung auszudrücken.
Der Lateinische
Weihbischof von Jerusalem, William Shomali, warnt im Interview mit Radio Vatikan vor
einem neuen Gaza-Krieg. In Jerusalem erinnert sich noch jeder an die letzte große
Bodenoffensive Israels in Gaza 2009.
„Was seit ein paar Tagen in Gang gekommen
ist, ist eine teuflische Spirale der Gewalt: Der eine schießt, der andere antwortet,
es wird maßloser, und schon gibt es Opfer auf beiden Seiten. Vor allem in Gaza sterben
bei Luftangriffen Unschuldige, weil Gaza-Stadt überbevölkert ist. Wir sind traurig
über das, was da geschieht, und können jetzt nur beten. Wir hoffen, dass die Vereinten
Nationen und dass vor allem die USA mit Entschiedenheit eingreifen, um einen neuen
Krieg zu verhindern.“
„Wir hoffen auf die Mobilisierung der internationalen
Gemeinschaft“, sagte auch Monsignore Waldemar Sommertag von der Päpstlichen Nuntiatur
in Israel und Palästina zur Nachrichtenagentur adnkronos. „Wir hoffen auf einen beidseitigen
Waffenstillstand: Jeder Tote ist eine Beleidigung Gottes. Wir sind besorgt, weil die
Lage sehr heikel ist, hoffen wir dass sie nicht weiter eskaliert.“
Die
Botschaft Israels beim Heiligen Stuhl verteidigt die israelischen Luftschläge von
Gaza. Damit solle „das Leiden der Bevölkerung im Süden Israels beendet werden“, so
ein Statement der Botschaft vom Donnerstag. Seit elf Jahren schießen die Hamas und
andere Gruppen immer wieder vom Gazastreifen aus Raketen und Granaten in Richtung
Israel; an diesem Donnerstag sind drei israelische Zivilisten in der Stadt Kiryat
Malachi dadurch getötet worden. Etwa dreihundert Raketen seien in den letzten zwei
Tagen von Gaza aus in Richtung Israel abgefeuert worden, was sogar in Tel Aviv zu
Raketenalarm führte. „Kein Land der Welt würde das akzeptieren, und auch Israel duldet
nicht, dass seine Bürger mit Raketenterror bedroht werden“, so das Statement. Nicht
die Palästinenser, wohl aber die Hamas sei der Gegner Israels im Gazastreifen. Und
anders als die Hamas versuche Israel, zivile Opfer möglichst zu vermeiden.
Die
Haltung des Vatikans angesichts israelischer Luftschläge in Gaza hat Papst Benedikt
XVI. im Sommer 2006 einmal in einem Interview mit Radio Vatikan formuliert. Damals
bezog er sich auf Luftangriffe, mit denen Israel auf die Entführung des Soldaten Gilad
Shalit antwortete. Shalit kam erst letztes Jahr nach mehr als fünf Jahren Geiselhaft
wieder auf freien Fuß.
„Wir haben natürlich keine politischen Möglichkeiten,
und wir wollen auch keine politische Macht. Aber wir wollen an die Christen und an
alle, die sich dem Wort des Heiligen Stuhls irgendwie verbunden oder von ihm angesprochen
wissen, appellieren, dass dort überall die Kräfte mobilisiert werden, die erkennen:
Krieg ist für alle die schlechteste Lösung. Er bringt für niemanden etwas, auch für
die scheinbaren Sieger nichts – wir wissen es in Europa von den beiden Weltkriegen
her sehr genau –, sondern das, was alle brauchen, ist der Friede. Und es gibt ja eine
starke christliche Gemeinschaft im Libanon, es gibt unter den Arabern Christen, es
gibt in Israel Christen, und Christen der ganzen Welt sorgen sich um diese uns allen
teuren Länder. Die moralischen Kräfte, die da bereit sind, um einsichtig zu machen,
dass die einzige Lösung ist: „Wir müssen miteinander leben“, die wollen wir mobilisieren.
Die Politiker müssen dann die Wege finden, wie das möglichst schnell und vor allen
Dingen dauerhaft geschehen kann.“