2012-11-16 09:41:09

Abdullah-Zentrum betont vor Start seine Unabhängigkeit


RealAudioMP3 Am 26. November geht es in Wien an den Start: das von Saudi-Arabien finanzierte neue „König-Abdullah-Zentrum“. Es will sich weltweit für interreligiösen Dialog und freie Religionsausübung einsetzen - und soll dabei unabhängig von politischen Einmischungen arbeiten. Das versicherten Generalsekretär Faisal bin Abdulrahman bin Muaammar und seine Stellvertreterin Claudia Bandion-Ortner bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Das Zentrum sei „zu 100 Prozent unabhängig“, im Aufsichtsrat säßen neun Vertreter von Weltreligionen. Faisal trat damit erneut Kritik an dem Zentrum wegen der Führungsrolle Saudi-Arabiens entgegen: In dem Land gibt es nämlich keine Religionsfreiheit für Nicht-Muslime.

Der Islamkenner und dialogerfahrene Wiener katholische Pfarrer Martin Rupprecht will dem Zentrum eine Chance geben. Zwar sei die kritische Beobachtung der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien durchaus gerechtfertigt, so Rupprecht gegenüber „Kathpress“. Doch wirbt der Leiter der Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung in der Erzdiözese Wien für eine „nüchterne Betrachtung und sachliche Begleitung“ des Zentrums. Kritik, wonach mit dem Abdullah-Zentrum ein wahhabitischer Ort mitten in Wien entstehen würde, sei „vollkommen falsch“. Die Organisationsstruktur des Zentrums mit dem Aufsichtsrat aus Vertretern von Muslimen, Christen, Hindus, Buddhisten und Juden als entscheidendes Gremium lasse dies nicht zu. „Außerdem können die Gründerstaaten gegen jede Einmischung, sei es religionspolitischer oder nationalpolitischer Art, ihr Veto einlegen“, versicherte Rupprecht. Wörtlich meinte der Dialogpfarrer: „Das Zentrum ist gut aufgestellt. Jetzt kommt es auf die Inhalte an!“ Er glaube, dass die örtlichen Religionsgemeinschaften von dem Zentrum profitieren werden.

Rupprecht erinnerte daran, dass die Dialog-Initiative des saudischen Königs in Folge eines Besuchs von Abdullah bei Papst Benedikt XVI. 2007 entstanden ist. Der saudische König habe in den interreligiösen Dialog bereits „eine ganze Menge investiert“ und werde dafür auch von extremen islamischen Gruppierungen in seinem Heimatland scharf kritisiert.

Hintergrund
Das im Palais Sturany am Wiener Schottenring angesiedelte „King Abdullah Bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue“ (KAICIID) wird am 26. November eröffnet. Zum Festakt in der Wiener Hofburg werden u.a. der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Luis Tauran, erwartet. Auch die Teilnahme von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sei „zu 99 Prozent“ sicher, sagte Generalsekretär Faisal Bin Abdulrahman. Das Dialogzentrum basiert auf einem völkerrechtlichen Abkommen zwischen Spanien, Österreich und Saudi-Arabien. Der Heilige Stuhl hat den Status eines „Founding Observers“. Im Aufsichtsrat, der viermal im Jahr tagen und über die Arbeit des Zentrums entscheiden soll, sitzt für die katholische Kirche der Sekretär des Päpstlichen Dialogrates, der Combonianer-Pater und Islam-Experte Miguel Angel Ayuso Guixot. Saudi-Arabien finanziert die Einrichtung in den kommenden drei Jahren mit 10 bis 15 Millionen Euro. Künftig will das Zentrum auch Spenden von Staaten, Stiftungen und Einzelpersonen entgegennehmen.

(rv/kap 16.11.2012 sk)







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