Pakistan: Prozess gegen Rimsha steht kurz vor dem Abschluss
Der Prozess gegen die junge Christin Rimsha Masih steht kurz vor seinem Urteil. Die
Beweisaufnahme wurde an diesem Mittwoch mit den letzten Stellungnahmen von Verteidigung
und Anklage abgeschlossen, ein Termin für die Urteilsverkündigung wurde aber noch
nicht genannt. Die Verteidigung hatte gefordert, den Prozess mit einer Annullierung
der Anklage zu beenden. Diese basiere auf gefälschten Beweisen, die der Imam Khalid
Jadoon Chishti produziert habe, was durch eine Untersuchungskommission bereits aufgrund
dreier Zeugenaussagen bestätigt worden sei. Die Anklage hingegen präsentierte eine
Erklärung eben jener drei Zeugen, in der sie ihre ursprünglichen Aussagen zurücknähmen.
Wie der Anwalt des Mädchens, der Katholik Tahir Naveed Chaudry, gegenüber der Nachrichtenagentur
Fides verlauten ließ, sei der Urteilsspruch innerhalb weniger Tage zu erwarten. Der
Präsident der Kommission „Justita und Pax“ der pakistanischen Bischofskonferenz, Pater
Emmanuel Yousaf zeigte sich nach der Vertagung des Gerichtes aber zuversichtlich,
dass der Fall zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst und „der Nation als Lehre“ dazu
dienen würde, wie mit falschen Blasphemieanschuldigungen umgegangen werden sollte.
Hintergrund Der
Fall der minderjährigen und geistig behinderten Rimsha, die wegen Blasphemie angeklagt
ist, hatte in Pakistan eine große Debatte über den Missbrauch des so genannten Blasphemieparagraphen
ausgelöst. Dieser wird oft auf willkürliche Weise gegen Nicht-Muslime und insbesondere
Christen angewandt, im Fall des jungen und geistig behinderten Mädchens aber hatte
sich die öffentliche Meinung zugunsten der Angeklagten verschoben. Ein Imam hatte
Rimsha angeklagt, einen Koran verbrannt zu haben. Bereits im August wurde das Mädchen
jedoch gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen, weil die Beweise gegen sie
offensichtlich gefälscht waren. Vom Ausgang des Prozesses gegen Rimsha erhoffen sich
auch andere Christen, die mit der Anschuldigung der Blasphemie in Gefängnissen sitzen,
neuen Schwung für ihre Verfahren. Aufsehen erregte, neben dem Fall der Christin Asia
Bibi, die bereits seit Jahren in Gefangenschaft ist, auch Younis Masih, ein junger
Christ, der 2007 wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden war und seitdem für eine
Rücknahme des Urteilsspruchs kämpft. Ein Berufungsgericht hatte erst in dieser Woche
die nächste Sitzung auf den 17. Dezember vertagt; der Angeklagte wird in dem Berufungsverfahren
von dem pakistanischen Menschenrechtsaktivisten und katholischen Anwalt Naeem Shaker
vertreten.