Papst: „Glaube ist kein Meinungssystem, sondern eine Begegnung“
Die Frohe Botschaft
soll verbreitet werden - aber bitte mit Sanftmut und Respekt. Dazu mahnte der Papst
an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz in der „Aula Paolo VI“. Ihm sei bewusst,
dass die Evangelisierung heutzutage vor allem im Westen schwieriger geworden sei,
weil eine Mentalität verbreitet sei, die sich gegen die Botschaft der Kirche richte.
Das sagte der Papst in seiner Rede auf Italienisch. Der Glaube sei aber kein System
von Werten und Meinungen, sondern eine Begegnung mit Gott, fügte der Papst an. Eine
Begegnung, die das Denken und Leben eines jeden Menschen umwandelt und den Glaubenden
die Kraft der Liebe schenkt. In seiner Katechese ging er auf drei Wege ein, die den
Christen die Möglichkeit geben, Gott zu erkennen:
„Es gibt den Weg über
die Welt, über den Menschen und über den Glauben. Der heilige Augustinus lässt uns
in einer Predigt (241, 2) die vielfältige Schönheit der Welt betrachten. Er fragte
die Dinge: „Was seid ihr?“. Und sie alle sagen: „Schau mich nur an, ich bin schön,
aber nicht aus mir selber heraus, sondern es gibt den, der mich geschaffen hat.“ Erst
wenn man auf ihn schaut, hat man die Wirklichkeit ergriffen.“
Zudem äußerte
sich der Papst besorgt darüber, dass der Glaube heute oft oberflächlich bleibe und
keinerlei Einfluss auf die Lebensgestaltung habe. Solche Ausdrucksformen eines „praktischen
Atheismus“ seien letztlich „noch zerstörerischer“ als die theoretische Bestreitung
der Existenz Gottes in früheren Jahrhunderten, so der Papst. Wie Augustinus ausführte,
findet die Gottessuche im Innern des Menschen statt, so Benedikt XVI. weiter.
„Denn
der Mensch fragt nach dem Dasein Gottes „mit seiner Wahrheit und Offenheit für die
Wahrheit und Schönheit, mit seinem Sinn für das sittlich Gute, mit seiner Freiheit
und der Stimme seines Gewissens, mit seinem Verlangen nach Unendlichkeit und Glück“
(Katechismus der Katholischen Kirche 33). Viele Wege führen so zu Gott.“
Deshalb
sei die größte Gefahr für den Glauben heute nach den Worten von Papst Benedikt XVI.
nicht mehr der herkömmliche Atheismus, sondern eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber
der Gottesfrage. Die eigentliche Herausforderung stelle gegenwärtig weniger eine ausdrücklichen
Leugnung Gottes als vielmehr eine Haltung dar, die das Streben nach absoluter Wahrheit
als belanglos für das tägliche Leben erkläre, sagte der Papst.
Den deutschsprachigen
Pilgern und Besuchern in der Audienzhalle gab der Papst Folgendes mit auf den Weg:
„Gott
ist keine Illusion, sondern höchste Wahrheit und Antwort auf die Suche unserer Vernunft
und unseres Herzens. Der Herr selbst kommt uns bei unserem Suchen entgegen. Öffnen
wir uns seiner Wahrheit und Liebe. Maria, die Mutter der Glaubenden, begleite euch
dabei!“
(rv 14.11.2012 mg)
Hier lesen Sie die gesamte Zusammenfassung
der Katechese auf Deutsch
Liebe Brüder und Schwestern! In der heutigen
Katechese möchte ich kurz drei Wege skizzieren, die uns Möglichkeiten zeigen, wie
wir Gott, der die Wahrheit ist, erkennen können: es gibt den Weg über die Welt, über
den Menschen und über den Glauben. Der heilige Augustinus lässt uns in einer Predigt
(241, 2) die vielfältige Schönheit der Welt betrachten. Er fragte die Dinge: „Was
seid ihr?“. Und sie alle sagen: „Schau mich nur an, ich bin schön, aber nicht aus
mir selber heraus sondern es gibt den, der mich geschaffen hat.“ Erst wenn man auf
ihn schaut, hat man die Wirklichkeit ergriffen. Ebenso sagt der Bischof von Hippo
ein bedeutendes Wort über uns Menschen und zwar, wenn man die Wahrheit finden möchte,
dann muss man nicht auswärts gehen sondern in sich selbst hineingehen. „Denn in dir
selbst ist die Wahrheit. Gott selbst ist dir innerlicher als du selbst es für dich
bist.“ (Über die wahre Religion 39, 72). Denn der Mensch fragt nach dem Dasein Gottes
„mit seiner Wahrheit und Offenheit für die Wahrheit und Schönheit, mit seinem Sinn
für das sittlich Gute, mit seiner Freiheit und der Stimme seines Gewissens, mit seinem
Verlangen nach Unendlichkeit und Glück“ (Katechismus der Katholischen Kirche 33).
Viele Wege führen so zu Gott. Eine wichtige Erkenntnis ist schließlich der Glaube.
Er ist nicht ein System von Werten und Meinungen. Er ist letzten Endes Begegnung mit
Gott. Eine Begegnung, die unser Denken und Leben umwandelt und uns die Kraft der Liebe
schenkt.
Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Gott
ist keine Illusion, sondern höchste Wahrheit und Antwort auf die Suche unserer Vernunft
und unseres Herzens. Der Herr selbst kommt uns bei unserem Suchen entgegen. Öffnen
wir uns seiner Wahrheit und Liebe. Maria, die Mutter der Glaubenden, begleite euch
dabei!