2012-11-14 12:54:41

Korea: Dialog und Evanglisierung


RealAudioMP3 „Ohne Heimat existiere ich nicht“. Dieser Satz befindet sich auf dem marmornen Grenzstein zwischen den beiden Koreas, der die Besucher begrüßt, die aus aller Welt heranströmen, um das Drama eines geteilten Volkes mit eigenen Augen zu sehen. 20 Jahre nach Fall der Berliner Mauer scheint es so, als wäre in Korea die Zeit stehen geblieben. Nord und Süd stehen sich zumindest politisch gesehen nach wie vor unversöhnlich gegenüber und diese Trennung wird besonders deutlich in der demilitarisierten Zone „DMZ“, die auf etwa 900 Quadratkilometern das Land in zwei Hälften schneidet. Die Wiedervereinigung ist eines der wichtigsten Ziele der katholischen Kirche vor Ort. Sie ist in eine Reihe von Hilfsprojekten eingebunden, die dank einer speziellen Kommission für die Versöhnung eingerichtet wurden. Pater Timoteo Lee-Eun-Hyung ist Mitglied der Kommission und hat seinen Sitz in der Diözese, die der DMZ am nächsten liegt.

„Unsere Kommission hat verschiedene Objektive. Mit am wichtigsten ist sicherlich die Evangelisierung von Nordkorea, da es dort keine Religionsfreiheit gibt. Zunächst versuchen wir aber, überhaupt erstmal Informationen darüber auszutauschen, was in Nord- und in Südkorea passiert, auch um unsere Gefühle füreinander auszutauschen. Eine weitere Aufgabe, die wir übernommen haben, ist diejenige der Assistenz für die Menschen, denen es gelingt, aus Nordkorea zu fliehen und die hier in fürchterlichem Zustand ankommen. Wir helfen diesen Menschen, hier in Südkorea ansässig zu werden.“

Dabei sei, so der Pater, in den vergangenen Jahren bereits einiges erreicht worden und mit kleinen, aber hartnäckigen Schritten solle es auch in der Zukunft weiter gehen:

„Ein sehr wichtiges Projekt, das auch immer weiter gehen wird, ist die Weiterführung des gemeinsamen Gebetes: „Lasst uns zusammen beten“. Das ist unser wichtigstes Anliegen. Wir haben beispielsweise einige Kirchen in der Nähe der DMZ, in denen wir uns jeden Mittwoch versammeln, um für die Menschen und Nordkorea zu beten.“

Der Dialog zwischen den Bewohnern der geteilten Landeshälften und die Evangelisierung von Nordkorea seien dem Pater ein besonderes Herzensanliegen, auch weil seine Gemeinde sich nahe an der Grenze befinde:

„Die Möglichkeit, dieses Werk zu vollbringen, hat mir stets viel Freude gemacht. Die Tatsache, sich nahe an der Grenze zu befinden, bedeutet nicht, besondere Begrenzungen in der pastoralen Tätigkeit zu haben, sondern im Gegenteil, ich fühle mich sehr nahe an der Wiedervereinigung. Und der Gedanke daran, sich diesem Ereignis so nahe zu befinden, verstärkt meine Berufung. Sicherlich sind die Wiedervereinigung mit Nordkorea und die Neuevangelisierung dort die wichtigsten Projekte für uns Katholiken.“

Seit 1945, als unmittelbare Folge des Zweiten Weltkrieges analog zur Situation in Deutschland, ist die Halbinsel Koreas nun schon in zwei Hälften geteilt. 1950 kam es schließlich zu einem Krieg zwischen dem russisch geprägten Nordteil und dem von US-Truppen unterstützten Süden, der die Teilung zementierte. Der Waffenstillstand, der drei Jahre später ausgerufen wurde, hält offiziell bis heute an. Eine Wiedervereinigung scheint auch nach über 60 Jahren zumindest nicht unmittelbar bevorzustehen, doch Südkorea hat sich für den Fall der Fälle bereits vorbereitet: Die Regierung in Seoul hat sich bereits kistenweise Informationsmaterial über die Wiedervereinigung Deutschlands beschafft. Diese Informationen betreffen beispielsweise die Vereinheitlichung der Währung, die Zusammenführung zweier unterschiedlicher Verkehrssysteme oder die Berechnung eines Solidaritätszuschlages.

(rv/fr 14.11.2012 cs)







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