Ein schöner Moment
in der Sixtinischen Kappelle im Vatikan: Georg Ratzinger schenkt seinem kleinen Bruder,
dem Papst, eine Messe, selbst komponiert, „Missa Anno Santo“. Am Sonntagabend hörte
Benedikt XVI. unter den Fresken des Michelangelo dem Päpstlichen Chor der „Cappella
Musicale Pontificia“ zu.
„Kyrie, Sanctus, Agnus Dei“: So klingt Ratzinger.
Georg, der ältere der zwei Geschwister, leitete einmal die Regensburger Domspatzen
und teilt mit seinem Bruder Joseph die Freude an der Musik. „Ein Vollblutmusiker,
der sich mit allen Aspekten der Komposition gut auskennt“, urteilt der Maestro Massimo
Palombella über Georg Ratzinger: „Die Messe hat einen spätromantischen Einschlag.
Einflüsse von Beethoven, Wagner...“
„Glauben kommt vom Hören“ „Glauben
kommt vom Hören“, hat Papst Benedikt selbst an diesem Wochenende vor italienischen
Kirchenmusikern sinniert. „Und zweifellos kann die Musik, vor allem der Gesang, den
biblischen Texten, Psalmen und Cantica, eine stärkere kommunikative Kraft geben.“
Der heilige Augustinus sei vor seiner Bekehrung innerlich stark bewegt worden von
den Hymnen, die der heilige Ambrosius komponiert hatte. Und der französische Dichter
Paul Claudel habe sich doch beim Hören des Magnificat in Notre-Dame in Paris zum katholischen
Glauben bekehrt. Papst Benedikt zitierte die berühmten Zeilen Claudels, die diesen
Moment beschreiben: „In einem Augenblick wurde mein Herz angerührt, und ich glaubte.“
„Das
Credo fehlt allerdings“, sagt Maestro Palombella über die Ratzinger-Messe. Und weil
das ein unmöglicher Zustand ist in einem „Jahr des Glaubens“, wird eben für Papst
und Papstbruder ein Credo von Palestrina eingeschoben. Und Palombella bringt auch
noch ein von ihm komponiertes eucharistisches Stück unter. Denn: „Wir, die Cappella
musicale pontificia, können ja nicht einfach beim Althergebrachten stehenbleiben,
wir müssen uns öffnen für den kulturellen Austausch. Sonst werden wir zu einem Museumsstück
und nicht zu einer Institution, die das Evangelium verkünden kann.“