Europa ist vor allem ein Friedensprojekt. Das betonen die Bischöfe Österreichs zum
Abschluss ihrer Vollversammlung, die an diesem Donnerstag in Brüssel zu Ende gegangen
ist. Diesen Charakter Europas erkennen die Bischöfe in der Zuerkennung des Friedensnobelpreises
an die EU in diesem Jahr, sie erkennen es außerdem in der Intention der Gründer.
Bereits
1994 hatten die Bischöfe Österreichs - so betont ihre Erklärung von diesem Freitag
- mit Blick auf die Entscheidung über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft
alle Christen dazu aufgerufen, „am Bauplatz Europa tätig zu sein nach dem Maßstab
des Evangeliums.“ Man wollte die aktive und gestaltende Teilnahme am Einigungsprozess
und will sie auch heute noch, auch wenn durch Enttäuschung und Finanzkrise einiges
von der euphorischen Stimmung verflogen sei. Nicht wenige neigten in dieser Situation
zur Skepsis gegenüber der EU, „oft verstärkt durch eine populistische Politik und
durch eine einseitige mediale Berichterstattung“, so die Bischöfe in ihrer Presseerklärung
zum Abschluss ihrer Vollversammlung.
Europa brauche gerade in Krisenzeiten
die „kritische Solidarität" seiner Bürger und angesichts der fortschreitenden europäischen
Integration „gemeinsame Werte und geistige Fundamente", so die Bischöfe weiter. Die
sei bei den Treffen von den Repräsentanten der Europäischen Union auch verstanden
worden, - dies umso mehr, weil bisher noch keine andere Bischofskonferenz eines EU-Mitgliedstaates
ähnliches getan hat.
Das Gespräch der österreichischen Bischöfe sei zugleich
eine Realisierung des durch den Vertrag von Lissabon (Artikel 17) garantierten Dialogs
zwischen der Europäischen Union und den Kirchen und Religionsgemeinschaften. Die Präsenz
der Österreichischen Bischofskonferenz zeige der Europäischen Union, dass die Katholische
Kirche als Weltkirche auf verschiedenen Ebenen verantwortungsvoll die Gesellschaft
mitgestalte.
Deutlich sprechen die Bischöfe aber auch die für eine Einigung
„notwendigen gemeinsamen Werte und geistigen Fundamente“ an. In den Gesprächen u.a.
mit EU-Kommissar Johannes Hahn und dem Vizepräsidenten des Europaparlaments Othmar
Karas und anderen Funktionsträgern der EU-Kommission sei deswegen auch die Sichtweise
der Kirche in Fragen der bioethischen Forschung Thema gewesen, ebenso der Schutz des
arbeitsfreien Sonntags. Mit Blick auf die globale Verantwortung wurden vor allem die
zunehmende Verfolgung von Christen und das Recht auf Religionsfreiheit behandelt.
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