Papst: Das Verbrechen bekämpfen, aber nicht den Verbrecher
Papst Benedikt hat
an diesem Freitagmorgen die über 1.000 Teilnehmer an der Vollversammlung der Polizeiorganisation
Interpol in Audienz empfangen. Er dankte den Polizeibeamten in verschiedenen Sprachen
für ihre unermüdliche und oft unter Lebensgefahr erbrachte Arbeit:
„Die
Kirche und der Heilige Stuhl ermutigen alle, die die Plage der Gewalt und des Verbrechens
in dieser unserer Umgebung bekämpfen, die immer mehr einem „globalen Dorf“ ähnelt.
Die schlimmsten Formen der Kriminalität können im Terrorismus und in der organisierten
Kriminalität festgemacht werden. Der Terrorismus, einer der brutalsten Formen der
Gewalt, säht Hass, Tod und Rachedurst. Dieses Phänomen hat sich von einer subversiven
Strategie einiger extremer Organisationen mit dem Ziel der Zerstörung von Dingen und
der Tötung von Personen weiter entwickelt. Er hat sich nun in ein dunkles Netzwerk
politischer Verstrickungen verwandelt, das auch hoch entwickelte technische Geräte,
große finanzielle Ressourcen zur Verfügung hat und groß angelegte Projekte verfolgt.“
Die
organisierte Kriminalität hingegen, so der Papst, niste sich im täglichen Leben ein
und schlage oft unerwartet zu. Menschen-, Organ- und Drogenhandel, und in letzter
Zeit sogar verstärkt der Handel von gesundheitsschädlichen Arzeneimitteln, die töteten
anstatt zu heilen, beträfen das Leben unschuldiger Menschen und trügen zu einer modernen
Form der Barbarei bei, die den Menschen und seine Würde verleugne.
„Liebe
Freunde, das heutige Treffen mit euch gibt mir die Gelegenheit, ein weiteres Mal zu
wiederholen, dass die Gewalt, in ihren verschiedenen terroristischen und kriminelle
Ausprägungen, nicht akzeptabel ist, denn sie verletzt auf schwerwiegende Weise die
Menschenwürde und stellt einen Schaden für die gesamte Menschheit dar. Es ist demzufolge
nötig, das Verbrechen mit moralischen und juristischen Regeln zu bekämpfen, denn die
Verbrechensbekämpfung muss stets unter Berücksichtigung der Menschrechte und der Rechtsstaatlichkeit
geschehen. Der Kampf gegen die Gewalt muss sicherlich darauf zielen, das Verbrechen
einzudämmen und die Gesellschaft zu schützen, aber auch darauf, die Reue und Korrektur
des Verbrechers zu erwirken. Denn dieser bleibt doch stets eine menschliche Person
mit ihren unantastbaren Rechten, und als solcher darf er nicht aus der Gesellschaft
ausgeschlossen werden, sondern muss für sie wieder gewonnen werden.“
Doch,
so schloss der Papst seine Rede, die Bekämpfung der Gewalt dürfe nicht allein den
Polizeibeamten überlassen werden, sondern betreffe die Gesellschaft als Ganzes, wie
beispielsweise die Familien, die Erziehungsanstalten, die Kommunikationsmittel und
jeden einzelnen Bürger.
Der Interpol-Kongress dauerte von Montag bis Donnerstag
und sah die Teilnahme von etwa 1.100 politischen und institutionellen Vertretern der
190 Mitgliedsstaaten. Der Vatikan ist seit 2008 Mitglied des internationalen Polizeizusammenschlusses.