Bei der Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ist es wichtig, die
Spaltung der Kirchen nicht zu vertiefen. Daran hat der Hamburger Erzbischof Werner
Thissen als Gastredner auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
erinnert. Dem Kölner Domradio sagte der Erzbischof, er tue sich schwer, im Zusammenhang
mit der Reformation den Begriff ‚Jubiläum’ zu verwenden:
„Schließlich muss
man auch berücksichtigen, dass 1517 der Anfang der Kirchenspaltung war. Deshalb habe
ich gesagt, das eigentliche Anliegen Luthers kommt erst dann völlig zum Tragen, wenn
die Kirchen wieder eins sind. Luther wollte keine Kirchenspaltung! Und dafür müssen
wir uns beide anstrengen, die evangelische und die katholische Kirche. Hier im Norden
tun wir das sehr, wir haben viele gemeinsame Initiativen, sowohl, was Wortgottesdienste
betrifft, als auch was soziale oder politische Initiativen betrifft. Da sind wir auf
einem guten Weg.“
Dennoch bleibe noch viel zu tun. Was Jahrhunderte auseinandergelaufen
sei, lasse sich nicht in 50 Jahren wieder zusammenführen. Seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil versuche man dies immerhin. Wichtig sei, dass beide Kirchen sich nicht gegenseitig
Vorwürfe machten, sondern sich dass, was sie einander angetan hätten, verziehen. Thissen:
„Wir
verlieren uns manchmal auch dadurch aus dem Blick, dass wir so etwas wie konfessionelle
Gefühligkeiten entwickeln. Da geht es gar nicht um Theologie, sondern um Gewohnheiten,
die wir möglicherweise am anderen so nicht schätzen. Das sind nicht Gräben, aber es
sind Hindernisse, auf die wir achten müssen. Wir müssen auf das achten, was wir sagen
und wie wir es sagen. Bei allen Unterschieden, die es auch gibt, müssen die Worte
von Wertschätzung getragen sein.“