Über die Schäden,
die der Wirbelsturm ‚Sandy’ in New York hinterlassen hat, wurde in den vergangenen
Tagen viel berichtet - doch auch Haiti war schwer betroffen. Es stand nur weniger
im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wie es den Menschen in Haiti jetzt geht, hat Stefanie
Stahlhofen Margit Wichelmann gefragt. Sie ist Länderreferentin für Haiti bei der bischöflichen
Aktion Adveniat:
„Die Lage derzeit in Haiti ist katastrophal. Es hat mindestens
54 Todesopfer gegeben und viele Personen werden noch vermisst. Es ist deshalb anzunehmen,
dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen wird. Ganz viele Menschen haben ihr Obdach
verloren und müssen nun unter Planen und Zelten oder bei Verwandten unterkommen. Was
in Haiti besonders dramatisch ist: Die Ernte wurde zum größten Teil zerstört und die
Menschen haben wichtige Tiere wie Schweine, Ziegen oder Hühner verloren. Damit wird
den Familien die Existenzgrundlage genommen. Angesichts der Lebensmittelpreise, die
seit dem Erdbeben 2010 extrem gestiegen sind, wissen die Menschen nun überhaupt nicht,
wie sie an die notwendigen Lebensmittel kommen können.“
Es heißt, dass
möglicherweise jetzt auch eine Cholera-Epidemie drohen soll…
„Die Cholera
ist schon seit Oktober 2010 im Land. Es war in der letzten Zeit gelungen, die Epidemie
so einigermaßen einzudämmen. Durch die Überschwemmungen im Land hat es jetzt aber
wieder gestiegene Zahlen von Cholera-Erkrankungen gegeben. Das bereitet uns derzeit
auch viel Sorge – es gibt nicht mehr viele Behandlungszentren oder eine nicht ausreichende
Anzahl der Zentren. Und aktuell ist es auch gar nicht möglich, genügend Vorsorgemaßnahmen
zu ergreifen, die eine weitere Ausbreitung verhindern könnten.“
Wie kann
man denn überhaupt in dieser Situation helfen?
„Bei Haiti ist immer ein
großes Problem, dass sich die Aufmerksamkeit der Menschen nur auf das Land richtet,
wenn gerade etwas ganz Schlimmes passiert. Haiti braucht aber nicht nur die Katastrophenhilfe.
Die ist jetzt im Moment natürlich ganz besonders wichtig, aber Haiti braucht auch
eine langfristige, geduldige und verlässliche Unterstützung der internationalen Gemeinschaft,
damit der Prozess des Wiederaufbaus und insgesamt der Verbesserungsprozess im Land
fortschreiten kann. Vor allem muss darauf hin gearbeitet werden, dass die haitianische
Regierung handlungsfähiger wird, als sie das derzeit ist – und dass sie von der internationalen
Gemeinschaft unterstützt wird. Sonst wird es wahrscheinlich keinen Fortschritt in
dem Land geben können.“
Das Hilfswerk hat unter anderem ein langfristiges
Projekt zur Trauerseelsorge in Haiti aufgebaut, damit die Menschen die traumatischen
Erlebnisse des Erdbebens 2010 besser verarbeiten können.