Unser Buchtipp: Die Dokumente des Zweiten Vatikanums
Die Dokumente des
Zweiten Vatikanischen Konzils. Zweisprachige Studienausgabe. Herausgegeben von Peter
Hünermann. Eine Besprechung von Pater Bernd Hagenkord „Das Konzil ist kein Steinbruch,
aus dem man Material für die jeweils gewünschte These holen darf. Es bedarf einer
Hermeneutik, das heißt einer reflektierten Auslegung. Ausgangspunkt müssen die Texte
des Konzils sein.“ So vor einigen Wochen Kardinal Walter Kasper in einem Artikel für
die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Neben Kardinal Kasper könnte man hier noch viele
andere Theologen anfügen: Die Notwendigkeit, heute das Konzil verstehen zu wollen,
führt zu den Texten.
Dazu hat Peter Hünermann in einer Neuausgabe die Texte
noch einmal veröffentlicht: Im Original auf Latein und in Deutsch. In Spalten stehen
die Texte zum Vergleich nebeneinander. Nun könnte man sagen, dass das die Sache doch
etwas übertreibt, Deutsch reicht sicherlich aus. Das mag sein, und das Buch ist sicherlich
nicht unbedingt für jeden Hausgebrauch bestimmt, aber der Teufel und eben auch Gott
stecken im Detail.
Manchmal ist die Wortwahl eben doch wichtig: Steht im Text
‚sacerdos’ oder ‚presbyteros’, das eine aus dem lateinishen Tempelpriestertum, das
andere aus dem griechischen Wort für „Ältester“ entlehnt? Das hat theologische Implikationen.
Man
muss ja nicht unbedingt fließend Latein sprechen, aber zumindest macht eine solche
zweisprachige Ausgabe die Entscheidungen der Übersetzer transparent.
Darüber
hinaus muss an dieser Stelle aber auch eine generelle Lanze für das Latein gebrochen
werden: Die Tradition der Kirche spricht eben diese Sprache, sie in Vergessenheit
geraten zu lassen, würde uns vom Reichtum abschneiden. Ohne die Quellen zu kennen,
verläuft man sich bei der Deutung der Geschichte. Auch deswegen ist dieses Buch wichtig.
Die
Dokumente des Konzils sind nicht aus dem Himmel gefallen. Sie haben wie bei allen
Konzilien zuvor Entstehungsprozesse durchlaufen, Kompromisse wurden geschlossen, Positionen
stehen nebeneinander. Das kann man in diesen Texten lesen, wenn man denn will. Und
ab einem gewissen Punkt des Verständnisses gehört eben das Lesen des Originals dazu.
Wenn die Kirche diesen Kompass – um noch einmal ein Wort von Kardinal Walter Kasper
zu gebrauchen – nutzbar machen will, dann muss sie ihn auch in die Hand nehmen. Und
das gilt ganz besonders für heute, 50 Jahre nach Beginn des Konzils. Das Buch ist
in Neuauflage im Herder Verlag erschienen und kostet 46 € (rv 03.11.2012 ord)