Wie das katholische
Erbe wachhalten? Diese Frage beschäftigt die katholische Kirche in der afrikanischen
Enklave Lesotho, in der vor genau 150 Jahren die ersten katholischen Missionare ankamen,
im Jubiläumsjahr besonders. Heute leben in dem autonomen Binnenstaat, der innerhalb
der Republik Südafrika liegt, neunzig Prozent Christen. Davon sind siebzig Prozent
römisch-katholisch. Die verbleibenden zehn Prozent der Bevölkerung sind Muslime, Hindus
oder hängen anderen Religionen an. Religionsfreiheit wird in Lesotho hochgehalten;
sie wurde im April 1993 in der Verfassung verankert. Es war im Jahr 1862, vor
150 Jahren, als sich der französische Missionar Joseph Gérard in der Stadt Roma niederließ
und den Katholizismus verkündete. Seine Arbeit führten später kanadische Geistliche
fort. Im Jubiläumsjahr wolle man in die Vergangenheit schauen, aber auch Ideen für
die Zukunft entwickeln, erzählt der Erzbischof von Maseru und Präsident der nationalen
Bischofskonferenz, Gerard Tlali Lerotholi (OMI), im Interview mit Radio Vatikan: „Dieses
Jahr ist für uns eine Gelegenheit zur Freude darüber, was Gott für uns getan hat.
Wir sind sehr stolz über die geleistete Arbeit. Das Jubiläumsjahr fällt mit der Synode
zur Neuevangelisierung und dem Jahr des Glaubens zusammen. Auch Lesothos Kirche will
deshalb den Glauben erneuern. Wir verstehen uns als eine Kirche der Sendung: Wie haben
zum Beispiel Missionare nach Kanada, Frankreich, Haiti, nach Namibia und Botswana
ausgeschickt, für uns ist die Frage, wie man Mission neu betreiben kann, ein Thema.“ In
nahezu allen Städten und Dörfern in Lesotho stehen heute große Missionarskirchen,
selbst in ländlichen Gegenden ist die Kirche stark präsent. Viele Elemente der lesothischen
Kultur sind im kirchlichen Leben sichtbar; so werden in die Gottesdienste traditionelle
Musik und Kleidung integriert und die Lieder zum Beispiel in der Hauptamtssprache
Sesotho und auf Englisch gesungen. Bis heute ist die Kirche in Lesotho, das Papst
Johannes Paul II. 1988 besuchte, vor allem in der Bildung und im sozialen Feld aktiv.
Die erste katholische Universität in Südafrika sei in Lesotho begründet worden, so
Erzbischof Lerotholi. „Die Frage ist nun für unsere Ortskirchen, wie wir diese
Institutionen am Laufen halten können, wie wir die Schulen erhalten können, die Gesundheitsversorgung
usw.. Eine andere Herausforderung liegt in der Ausbildung unserer Priester und der
Geistlichen. Wir brauchen da noch immer viel Unterstützung. Es ist wichtig, dass die
Menschen, die wir entsenden, gut ausgebildet sind.“ Grundsätzlich spricht
sich der Präsident der Bischofskonferenz von Lesotho für eine afrikanische Kirche
aus, die eigenverantwortlich ist und „sich selber hilft“. Was die Vitalität des Glaubensleben
betrifft, könnten Europas Kirchen von Afrika etwas lernen, ebenso von Asien und Lateinamerika.
Lerotholi stehen die Eindrücke von der Bischofssynode zur Neuevangelisierung noch
lebhaft vor Augen, wo auch Vertreter dieser Kontinente zusammenkamen. Ihm liegt es
am Herzen zu betonen, dass es um den Glauben in der Weltkirche insgesamt nicht schlecht
bestellt ist – beim Blick auf die säkularen westlichen Länder und ihre Probleme bei
der Glaubensvermittlung entstehe da oft ein falscher Eindruck, meint er.(rv 01.11.2012
pr)