Mit einem Vespergottesdienst
in der Sixtinischen Kapelle hat Papst Benedikt XVI. am Mittwochabend der Einweihung
von Michelangelos Fresken im Jahr 1512 gedacht. Die berühmte „Erschaffung Adams“ ist
nämlich 500 Jahre alt geworden. Papst Julius II. stand damals ebenfalls einem Abendgebet
am Vorabend von Allerheiligen vor. „Die Erschaffung Adams“ und die acht weiteren Deckenfresken
zählen zu den Hauptattraktionen der Vatikanischen Museen und ziehen jährlich mehr
als fünf Millionen Besucher an. In seiner Predigt sagte der Papst:
„Michelangelo
hat mit einer einzigartigen Ausdrucksstärke den Schöpfergott, sein Handeln und seine
Macht gemalt. Der Künstler wollte zeigen, dass die Welt kein Produkt der Finsternis,
des Zufalls oder der Absurdität ist, sondern ein freier und höchster Akt der Liebe
und Intelligenz. Durch das geniale Gewölbe wird der Blick angehalten, die Botschaft
der alttestamentarischen Propheten bis zu ihrem Anfang in Gottes Schöpfung der Welt
zurückzuverfolgen.“
Die Berührung der Finger von Gott und Adam, die das
Fresko „Die Erschaffung Adams“ zeigt, lasse den Betrachter den Kontakt zwischen Himmel
und Erde spüren, so der Papst weiter. Zugleich rief der Papst dazu auf, die Sixtinische
Kapelle nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als liturgischen Raum zu sehen.
„Es
ist, als ob während der Liturgie diese ganze Sinfonie der Figuren lebendig wird, sicherlich
in einem spirituellen Sinn, aber untrennbar auch ästhetisch. Im Gebet betrachtet
wirkt die Kapelle noch schöner und noch echter.“
Michelangelos Fresken
sind durch täglich bis zu 20.000 Besucher großen Belastungen ausgesetzt. Temperaturschwankungen,
Feuchtigkeit und Feinstaub bedrohen ihren Erhalt. Nach Einschätzung des Direktors
der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, ist jedoch „kurz- und mittelfristig keine
Beschränkung der Besucherzahlen notwendig“. Die Museen arbeiteten gegenwärtig an einer
Stabilisierung des Binnenklimas und einer Reduzierung der Feinstaubbelastung.
Schöpfung
der Welt Michelangelo arbeitete von 1508 bis 1512 im Auftrag des Papstes
an der Ausmalung des 1.100 Quadratmeter großen Deckengewölbes. Die Fresken zeigen
die Schöpfung der Welt, die Erschaffung des Menschen und die Vertreibung aus dem Paradies.
Weitere Motive sind Szenen aus dem Leben des Noah. Der Zyklus illustriert die ersten
neun Kapitel aus dem Buch Genesis im Alten Testament. Eingerahmt wird er von Darstellungen
der Propheten und der antiken Sybillen. Die Gewölbefresken wurden von 1982 bis 1994
restauriert. Die Sixtinische Kapelle ist die traditionelle Wahlstätte der Päpste und
zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Jüngste Gericht 22 Jahre
nach der Fertiggestellung der Gewölbefresken begann Michelangelo an der Altarwand
der Sixtinischen Kapelle mit den Arbeiten am „Jüngsten Gericht“, die er 1541 vollendete.
Namensgeber der Sixtinischen Kapelle war Papst Sixtus IV. (1471-1484).