Die führende ruandische Oppositionspolitikerin Victoire Ingabire ist vom Obersten
Gericht zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt worden. Ihr wird Leugnung des
Genozids von 1994 und Hochverrat vorgeworfen. In einer Pressemitteilung kritisiert
das von der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ mitgetragene „Ökumenische
Netz Zentralafrika“ die Verurteilung. Der Vorwurf der Leugnung des Genozids scheine
immer häufiger zum Instrument zur Verhinderung jeglicher Form von Opposition gegen
die Regierung zu werden, so die Darstellung des Hilfswerks. „Doch kann keine Versöhnung
stattfinden ohne eine ehrliche politische Auseinandersetzung”, so Heinz Rothenpieler,
Sprecher der Kommission „Solidarität mit Zentralafrika”. Für die Zukunft des Landes
sei entscheidend, dass auch über strittige Fragen offen diskutiert werden könne, wie
dies zu einer Demokratie gehöre. Ingabire war 2010 aus 16 Jahre andauerndem Exil in
den Niederlanden nach Ruanda zurückgekehrt, um an der Spitze der Oppositionspartei
„Forces Démocratiques Unifiées“ gegen Präsident Paul Kagame anzutreten, wurde aber
nicht zur Wahl zugelassen. Menschenrechtsaktivisten beschuldigen die ruandische Regierung,
die Opposition zu verfolgen. „Pax Christi“ setzt sich seit Jahren vor allem für die
Versöhnung zwischen den Menschen in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo ein.
2011 richtete die Pax Christi-Kommission „Solidarität mit Zentralafrika“ in Mainz
eine Studientagung zu aktuellen Problemen der Versöhnung zwischen Hutus und Tutsis
in Ruanda aus.