Großbritannien: Strafvollzug muss der Wiedereingliederung dienen
Der Strafvollzug in England und Wales muss nach Worten von Kardinal Cormack Murphy-O'Connor
stärker auf Wiedereingliederung als auf Strafe abzielen. Die Gesellschaft müsse besser
verstehen lernen, warum Menschen Verbrechen begehen, sagte der frühere katholische
Erzbischof von Westminister laut dem Pressedienst „Independent Catholic News“ vom
Mittwoch bei einem Vortrag in London. Ein besseres Verständnis würde dann auch zu
einer besseren Sozialpolitik führen. Ein Entzug der Freiheit sei bereits Strafe genug,
betonte Murphy-O'Connor. Nach seinen Angaben hat sich die Belegung britischer Gefängnisse
in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdoppelt. Dies liege nicht daran, dass signifikant
mehr Verbrechen verübt worden seien, sondern „weil wir mehr auf Strafe setzen“. Mehr
als 80 Prozent der Haftanstalten in England und Wales seien überfüllt, und etwa 80
Prozent der Häftlinge litten unter psychischen Belastungen und Krankheiten.