2012-10-30 11:17:15

Schönborn: „Kein Naturgesetz, dass Christen weniger werden“


RealAudioMP3 „Die missionarische Aktivität der Kirche weltweit ist viel größer, als wir gemeinhin annehmen.“ Diesen Eindruck hat der Wiener Kardinal Christoph Schönborn von der römischen Weltbischofssynode mitgenommen. Dass die Christen in Europa immer weniger würden, sei vor allem ein demografisches Problem und hänge mit dem Geburtenrückgang zusammen, so Schönborn im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „Kathpress“. Es gebe jedenfalls „kein Naturgesetz, dass die Christen immer weniger werden“. Die Kirche sei grundsätzlich auf Wachstum ausgelegt, und es gebe keinen Grund zur Resignation. Schönborn wörtlich: „Die Herausforderung besteht darin, ob unser Glaube stark genug ist, dass Gott uns Wachstum schenkt; wenn auch vielleicht nicht innerhalb der gewohnten kirchlichen Strukturen.“

Das Bischofstreffen zum Thema Neuevangelisierung war am Sonntag in Rom zu Ende gegangen. Mit 262 Bischöfen und weiteren 140 Gastexperten war es die bislang größte Synode gewesen. Er habe von der dreiwöchigen Versammlung einen „Sack voll guter Ideen“ für künftige Initiativen in der Kirche in Österreich mitgenommen, so Schönborn. Konkret nennen wollte der Wiener Erzbischof freilich noch keine.

Sei beim Zweiten Vatikanischen Konzil noch die Inkulturation das große Thema gewesen, bemerke man inzwischen einen eher gegenläufiger Trend, sagte Schönborn: In der globalisierten Welt seien die Herausforderungen für die Kirche im wesentlichen überall gleich. Schönborn nannte u.a. die Phänomene der Säkularisierung, der religiösen Konkurrenz durch andere Religionen, Migration, Radikalisierungstendenzen, Fanatismus und Terror, vor allem auch gegen Christen. Als Grundüberzeugung durch die Beiträge der einzelnen Synodenteilnehmer wie auch in den Diskussionen sei die Bedeutung von kleinen christlichen Gemeinschaften spürbar gewesen, so der Kardinal weiter. Evangelisierung könne nur gelingen „mit einem Angebot an Beheimatung in einer überschaubaren Gemeinschaft, wo gemeinsames christliches Leben möglich ist“. Insofern liege man auch mit der Strukturreform in der Erzdiözese Wien im weltweiten Trend.

Evangelisierung könne auch nur erfolgreich sein, wenn man immer die konkrete Not der Menschen im Auge behält und hilft, sagte Schönborn. Ebenso klar hätten viele Bischöfe formuliert, „dass die Evangelisierung bei uns selbst beginnen muss“. Schönborn: „Man kann nicht evangelisieren, wenn man sich nicht immer wieder neu dem Anruf Jesu Christi stellt. Auch wenn man schon viele Jahre Bischof ist.“ Positiv hob der Kardinal hervor, dass viele Vertreter aus anderen christlichen Kirchen als Gäste an der Bischofsversammlung teilgenommen hatten. Die Palette reichte vom Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomaios I., und dem anglikanischen Primas Rowan Williams über Vertreter des Lutherischen Weltbundes bis zu einer methodistischen Bischöfin.

Gewünscht hätte er sich mehr persönliche Evangelisierungserfahrungen für die Bischöfe vor Ort in Rom. Er selbst habe wenigsten einmal abends eine römische Jugendgruppe begleitet, die auf öffentlichen Plätzen den Rosenkranz betet und danach das Gespräch mit Passanten sucht.

Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte der Kardinal, dass die Laien die zentrale Rolle in der Neuevangelisierung spielen würden. Deshalb müssten auch alle getauften und gefirmten Gläubigen ermutigt und erinnert werden, dass sie dazu ermächtigt sind. Zugleich warnte Schönborn einmal mehr vor einem eingeengten Verständnis, dass nur der ein engagierter Laie sei, der in der Kirche eine Funktion ausübe. Es gehe vielmehr um die Sendung der Kirche in der Welt. Dass Laien auch innerkirchlich eine unerlässliche Rolle und Mitverantwortung haben, sei völlig klar, „aber wir sollten keine Klerikalisierung der Laien bei uns vorantreiben“, so Schönborn wörtlich.

(kap/rv 30.10.2012 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.