2012-10-29 11:51:49

Brasilien: Wenn zwei sich streiten, gründen sie - eine Kirche


RealAudioMP3 Ein ganzes Stadtviertel soll in Brasilien vom Bau einer neuen katholischen Kirche profitieren. In Pedro do Rosario, das in einem der ärmsten Staaten Brasiliens liegt, wird das Projekt eines Kirchenbaus vorangetrieben, um gleichzeitig zur Evangelisierung und Pastoral auch eine sozialen Anlaufstelle für die Einwohner zu schaffen. Der Priester Paolo Boumis war drei Jahre lang zur Missionstätigkeit in Brasilien und gehört zu den Planern des Projekts. Er erzählt im Radio Vatikan Interview, dass insbesondere die Pfingstkirchen eine rapide Ausbreitung in den armen brasilianischen Gebieten erleben:

„Da ist vor allem die Versammlung Gottes, die in ganz Brasilien und besonders im Nordosten verbreitet ist. In unserer Stadt Pedro do Rosario gab es etwa sechs nicht-katholische Gemeinden und davon einige der jüngsten Generation, da sich diese Gemeinschaften in Brasilien mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit verbreiten. Eine entsteht aus der anderen, insbesondere durch Schismen. Sobald zwei Priester streiten, trennen sie sich und gründen neue protestantische Kirchen. Ihre Merkmale, insbesondere der jüngsten von ihnen, der Neupfingstkirchler, ist, dass sie bei Null anfangen: Sie öffnen ein Geschäft, kaufen zehn Stühle und fangen da predigen an, auch wenn niemand dabei ist. Langsam füllen sie sich dann. Leider ist die Wunderperspektive der Wohlstandstheologie, die sie in einem Kontext der bitteren Armut predigen, der große Ansatzpunkt dieser Strömungen.“

Die Wohlstandstheologie nährt die Illusion, dass Gott den materiellen Wohlstand der Menschen will. Deshalb ist wirtschaftlicher Wohlstand in diesen Gemeinschaften positiv besetzt, und wer nicht wohlhabend sei, sei daran durch einen bösen Geist gehindert. Oft bieten die Prediger an, diese Geister - gegen Bezahlung, versteht sich - auszutreiben, um dem Bittsteller zum ersehnten materiellen Wohlstand zu verhelfen.

„Sie predigen die Wohlstandstheologie in dieser von bitterer Armut geprägten Umgebung und nähren die Hoffnung, dass Gott wirtschaftliche Wunder vollbringe, ohne dass man etwas dazutun müsse. Am Ende verstehen die Leute aber, dass es sich um eine Illusion handelt, und schließen sich einer anderen Kirche an. Es gibt große Migrationsbewegungen in der Kirche.”

Um diesen Migrationsbewegungen eine eigene Initiative entgegenzusetzen und die Menschen vor Ort zu erreichen, soll nun das neue katholische Zentrum erbaut werden. Außerdem sollten die einzelnen auf dem Stadtgebiet verstreuten katholischen Gemeinschaften gestärkt werden, die sich in den neuen Stadtvierteln bilden, so Don Boumis. Dabei helfe schon allein die Tatsache, dass die Straße, die die einzelnen Gemeinden verbinde, nun endlich asphaltiert sei. Auch die Wirtschaft habe in letzter Zeit einen zwar leichten, aber dennoch spürbaren Aufschwung erfahren – dies mache es möglich, nun von einer größeren und vor allem gemeinschaftlich getragenen Entwicklung zu träumen.

„Die Umgebung hier ist wirklich geprägt von großer Armut und Verfall. Deshalb hatten wir die Idee, einen großen Saal zu schaffen, in dem sich die christliche Gemeinschaft zur Liturgie treffen könnte, zu einem großen Gemeinschaftserlebnis. Wir wollen einen Dienst an der Bevölkerung leisten, indem sie die Möglichkeit bekommt, gemeinsam zu beten und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, das unter der Armut und dem Gefühl des Verlassenseins von den Institutionen und der lokalen Wirtschaft gelitten hat. Die Grundidee ist deshalb die einer Pfarrei, in der es möglich ist, eine Gemeinschaft zu erträumen, in der alle Probleme gemeinsam angegangen und gelöst werden können.“

(rv 28.10.2012 cs)








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