Der Heilige Stuhl hofft auf einen neuen Dialog mit der Pekinger Regierung. Das ergibt
sich aus einem Aufsatz von Kurienkardinal Fernando Filoni in einer Hongkonger kirchlichen
Zeitschrift. Filoni leitet die wichtige Päpstliche Missionskongregation. In dem Aufsatz
schlägt er die Bildung einer stabilen und hochrangigen bilateralen Kommission Vatikan-Peking
vor, wie es sie zwischen China und Taiwan oder auch zwischen dem Heiligen Stuhl und
Vietnam gibt. Filoni erinnert an den Brief von Papst Benedikt an die chinesischen
Katholiken vor genau fünf Jahren. Der Heilige Stuhl habe „nach Jahren der Prüfung
den klaren Eindruck erhalten, dass die Kirche in China in ihrer Gesamtheit nie schismatisch
gewesen ist“, so der Kardinal wörtlich. Doch bestünden heute noch tiefe Gräben und
Spaltungen unter Chinas Katholiken. Diese ließen sich, realistisch gesehen, nur heilen,
wenn es zu einem Dialog zwischen Heiligem Stuhl und den chinesischen Behörden komme.
Filoni bedauert, dass es in den letzten fünf Jahren nicht zu dem vom Papst
gewünschten „offenen und loyalen Dialog“ gekommen sei, sondern zu „Unverständnis,
Beschuldigungen und Verhärtungen“. Dafür seien oft „unvollständige und irrige Nachrichten“
verantwortlich, manchmal seien auch „einige Reaktionen des Heiligen Stuhls nicht gut
rezipiert“ worden. Als größte Stolpersteine in den letzten Jahren nennt Kardinal Filoni
staatliche Versuche, die Kirche unter Kontrolle zu bekommen, Inhaftierung von Kirchenleuten,
Einmischungen von Behörden bei der Ernennung von Bischöfen und das Auftreten „illegitimer
Bischöfe“ bei Bischofsweihen. Gerade Letzteres habe „dramatische Gewissenskonflikte
heraufbeschworen“. Aus seiner Sicht, so Filoni, wäre es jetzt wohl an der Zeit, „an
eine neue Art des Dialogs zu denken“. Die Teilnehmer an diesem Dialog müssten so hochrangig
sein, „dass nicht mehr Partikularinteressen den guten Willen und das gegenseitige
Vertrauen unterminieren können“. Der Präfekt der Missionskongregation lanciert seinen
Artikel unmittelbar vor dem Pekinger Parteikongress, bei dem mit einem Umbau der Staats-
und Parteiführung zu rechnen ist.