Theologin Florin: „Glauben positiv und persönlich bekennen“
Neuevangelisierung
fängt bei der Sprache an. So könnte man die jüngste Botschaft der Theologin Christiane
Florin an die Mitglieder der katholischen Kirche auf den Punkt bringen. Im Interview
mit dem Kölner Domradio wünscht sich die Redaktionsleiterin der Zeit-Beilage „Christ
& Welt“ eine positive Bejahung des Glaubens auch in Text und Wort. „Ich“ sagen statt
„man“, Aktiv statt Passiv benutzen, Inklusion statt Exklusion, das Potential des Glaubens
positiv benennen – es sind eigentlich ganz praktische Tipps, die die Journalistin
gibt – sowohl Klerikern als auch Laien.
„Wenn Sie manche Papiere in der
Hand halten, erkennen Sie oft schon am Jargon: Das ist etwas Kirchliches. Das sind
meistens Passivformulierungen, das sind Infinitive Sätze ohne Subjekt, gespickt mit
vielen Wörtern, die Sie nicht verstehen. Was mir bei der Bischofssynode aufgefallen
ist, zumindest bei dem, was nach außen kommuniziert wurde, das waren ja oft die Reden,
die für die Öffentlichkeit bestimmt waren: Es ist sehr negativ formuliert. (…) Wenn
ich Sie auf ein Glas Rotwein einlade, dann sage ich ja auch nicht: Heute Abend gibt
es garantiert kein Glas Weißwein. (…) - immer nur sagen, was Glaube nicht ist, das
wirkt nicht gewinnend, das wirkt nicht einladend.“
Wünschenswert wäre stattdessen,
positiven und persönlichen Glaubensbekenntnissen mehr Raum zu geben, schlägt Florin
vor. Zeugnis vor Amtsautorität, sozusagen. Es müsse ja nicht darum gehen, zu allem
'ja' zu sagen, präzisiert Florin.
„Ich glaube, dass die Kirche in vielen
gesellschaftspolitischen Debatten eine wichtige Funktion hat, wenn sie nein sagt,
wenn sie nicht alles mitmacht. Was ich hier meinte, ist, das Ja in Bezug auf den Glauben,
zu sagen, ,Glauben ist für mich..., ich glaube…‘. Auch dass ich nicht immer sozusagen
das Amt vor die Person schieben sollte. Warum sagt nicht auch mal ein Bischof: ,Ich
glaube oder ich habe in diesen und jenen Situationen mit Gott gehadert.‘ (…) Ich
würde mir da oft mehr Wahrhaftigkeit wünschen.“
Die Beratungsergebnisse
der Bischofssynode zur Neuevangelisierung, die so genannten „Propositiones“ der Synodenväter,
werden im Vatikan am Freitag vorgestellt. Sie bilden die Grundlage für das so genannte
„Nachsynodale Apostolische Schreiben“, das der Papst anschließend verfasst. Am kommenden
Sonntag schließt Benedikt XVI. die Bischofssynode mit einer Messe in St. Peter ab.