Obwohl das Verhältnis von katholischer Kirche und indigenen Völkern in den USA ebenso
wie in Kanada in der Vergangenheit oft problematisch war, sollten die amerikanischen
Bischöfe auf weitere Vergebungsbitten verzichten. Das hat Erzbischof Charles J. Chaput
aus Philadelphia mit Blick auf die Kanonisation von Kateri Tekakwitha, der ersten
Heiligen eines nordamerikanischen Indianerstammes, gefordert. Chaputs Meinung nach,
der selbst indigene Wurzeln hat, wurden diese Bitten bereits in genügendem Ausmaß
ausgesprochen. Er war am Sonntag bei der von Papst Benedikt XVI. vorgenommenen Heiligsprechung
auf dem Petersplatz anwesend.
Bereits 1991 Entschuldigung
Die
US-Bischöfe hätten bereits 1991, anlässlich des 500. Jahrestags der europäischen Entdeckung
Amerikas, ihr Bedauern ausgedrückt, argumentierte Chaput gegenüber amerikanischen
Onlineportalen. Die Bischofskonferenz hatte sich damals dafür entschuldigt, zeitweise
„den Rassismus der dominanten Kultur reflektiert zu haben“, von der „wir ein Teil
waren“. Weiter räumte sie ein, Zwang gegenüber den „Native Americans“ ausgeübt zu
haben, damit diese „bei ihrem Übertritt zum Christentum gleichzeitig Europäer (...)
werden“. Es sei gefährlich, so Erzbischof Chaput, ständig auf Fehler in der Vergangenheit
zurückzukommen. „Allerdings ist es eine der 'Techniken' von Angehörigen der Minderheit,
um Aufmerksamkeit zu erlangen. Man spielt das Opfer und beharrt immer wieder auf einer
Entschuldigung, nur um die andere Seite etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich
bezweifle, dass diese Vorgehensweise reif oder zielführend ist“, so der Erzbischof.
Chaputs Mutter gehörte dem Indianerstamm der „Prairie Band oft the Potawatomi“ an.
Der Kapuzinerordensmann ist der zweite US-Bischof und der erste Erzbischof mit indianischen
Wurzeln.
Heikle Frage des Umgangs mit Missionsgeschichte
Wie
politisch brisant die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit der Glaubensverkündung
bei amerikanischen indigenen Völkern ist, zeigen die Reaktionen auf ein Zitat von
Papst Benedikt XVI. im brasilianischen Aparecida 2007. Die Verkündigung Jesu und seines
Evangeliums habe „zu keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbanischen Kulturen mit
sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur“, so der Papst
bei diesem Anlass. Nach einem Sturm der Entrüstung auch seitens der Indigenenvertreter
reagierte Benedikt XVI. damals wenig später mit der Ergänzung, man könne nicht „den
Schatten ignorieren, die das Werk der Evangelisierung Lateinamerikas begleiteten“,
wobei er Verbrechen gegen Indigene durch Kolonisatoren anführte. Diese dürften jedoch
nicht daran hindern, „mit Dankbarkeit das wunderbare Werk wahrzunehmen, welches die
göttliche Gnade unter jenen Völkern im Lauf dieser Jahrhunderte vollbracht hat“, so
der Papst damals im Rahmen einer Audienzansprache.