Seit der Ermordung des libanesischen Geheimdienstchefs Wissam al-Hassan am vergangenen
Freitag in Beirut kommt das Land nicht mehr zur Ruhe. In einem Telegramm bezeichnete
Papst Benedikt XVI die Bombenexplosion vom Freitag als „furchtbares Attentat“. Bei
seinem Libanon-Besuch vor etwa einem Monat hatte der Papst noch eindringlich zum Frieden
in dem Land aufgerufen - der ist nun stark gefährdet.
Vergangenen Freitag
erbebte das christliche Viertel ,Achrafieh’ in Beirut: Ein Bombenanschlag kostete
den libanesischen Geheimdienstchef das Leben. Außer ihm starben nach Angaben der Nachrichtenagenturen
weitere sieben Menschen bei dem Attentat, etwa 80 wurden verletzt. Der maronitische
Erzbischof von Beirut, Paul Youssef Matar berichtet im Radio-Vatikan-Gespräch:
„Ich
habe von meinem erzbischöflichen Haus aus in etwa achthundert Metern Entfernung diesen
lauten Knall gehört; bei mir zitterten die Fensterscheiben. Wir haben sofort den Fernseher
angemacht, um zu erfahren, was passiert ist. Erstes Opfer sind wieder einmal die Zivilisten,
die Passanten. Das hat das ganze Land aufgewühlt, da kommt das psychologische Gleichgewicht
der Menschen aus dem Lot. Das ist wirklich schlimm!“
Oppositionelle im
Libanon – etwa der frühere Ministerpräsident Saad al-Hariri –vermuten, dass das syrische
Regime von Baschar al-Assad Drahtzieher des Anschlags war. Syrien hat allerdings das
Attentat im Christenviertel offiziell verurteilt; auch der UNO-Sicherheitsrat tat
ein Gleiches. Im Libanon fürchten viele, dass der wacklige Religionsfrieden, der immerhin
in den Tagen des Papstbesuches gehalten hat, jetzt gefährdet ist. Für Bischof Matar
ist klar, dass die Bombe von Beirut den Christen galt:
„Der Anschlag geschah
mitten im christlichen Viertel, Todesopfer unter Zivilisten wurden eindeutig in Kauf
genommen. Und das macht ihn so schwerwiegend: dass da die armen Menschen in ihren
Häusern ins Fadenkreuz genommen werden. Das wird zu noch mehr Terrorismus führen,
zu noch mehr Angst. Wir tun ja wirklich alles, um nicht in die Geschehnisse in Syrien
mit hineingezogen zu werden, aber offensichtlich gibt es Leute, die unser Land in
den Krieg treiben wollen.“
Das scheint leider zu gelingen: Das ganze Wochenende
über berichteten die Medien immer wieder von Kämpfen im Libanon, die Angst vor einem
Bürgerkrieg steigt. Pater Samir Khalil Samir, der an der Universität von Beirut unterrichtet,
hofft, dass es nicht so weit kommt. Er sagte Radio Vatikan:
“Wir hoffen
und beten dafür, dass Syrien wieder ein bisschen Frieden finden kann. Dass es wenigstens
einen Waffenstillstand gibt und Zeit, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Auch
für uns im Libanon zählt, dass Syrien zurück zur Sicherheit und zur Normalität findet.
Die Lage in Syrien sorgt auch an vielen anderen Orten für Probleme, besonders aber
natürlich für die Menschen in Syrien. Unter anderem deshalb hat ja auch der Heilige
Vater entschieden, eine Delegation nach Syrien zu schicken. Sie soll die Bevölkerung
auch mit materieller Hilfe unterstützen.”
Vatikansprecher Federico Lombardi
teilte an diesem Montag im Vatikan mit, dass die Syrien-Delegation ihre Reise auf
jeden Fall antrete werde – auch wenn ein ständiges Wiederaufflammen der Gewalt befürchtet
werden müsse.
Im Libanon wird unterdessen beraten, was zu tun ist: Am heutigen
Montag traf der libanesische Präsident Michel Sleiman die fünf ständigen Mitglieder
des UN-Sicherheitsrates (Frankreich, Russland, USA, China und Großbritannien) sowie
den UN-Vertreter im Libanon, Derek Plumbly. Plumbly versicherte dem Präsidenten, dass
die UNO dem Libanon beistehe. Er sagte weiter, alle müssten zusammenarbeiten um Ruhe
und Stabilität im Libanon zu erhalten.