Kardinal Woelki: „Nicht zu Katakombendasein verdonnert“
Der Berliner Kardinal
Rainer Maria Woelki würdigt das Zweite Vatikanische Konzil: Es habe die Kirche verstärkt
für den Menschen der Gegenwart geöffnet, sagte er bei seiner Predigt am Sonntag in
der Berliner Hedwigskathedrale. Vor allem habe das Konzil die Kirche als „communio“,
als „Gemeinschaft“ beschrieben:
„Wir brauchen einander – Priester und Laien,
Geweihte und Nichtgeweihte; nur miteinander können wir Kirche sein, weil die Kirche
als Ganze teilhat an der apostolischen Sendung der Kirche in allen ihren Gliedern
und wir nur so den Auftrag Jesu in und an der Welt erfüllen können! Die Jahre nach
dem Konzil waren nicht immer einfach. Zank und Streit, das gegenseitige Absprechen
des richtigen Verständnisses des Glaubens oder des Verstehens des Konzils und eine
daraus erwachsene Polarisierung innerhalb der Kirche haben vielfach die vergangenen
Jahre geprägt.“
In einer Kirche, in der es so zugehe, „fühlt man sich nicht
wohl“, so Kardinal Woelki. „Besserwisserei auf Kosten anderer dient nicht der Gemeinschaft.“
Die Christen sollten sich durchaus „in der Kirche profilieren“ – aber „in der Heiligkeit“,
der „Treue zu Gott und der Liebe zueinander“. Papst Paul VI. habe beim Abschluss des
Konzils von einer „grenzenlosen Sympathie zu den Menschen“ gesprochen.
„Vielleicht
wären wir fünfzig Jahre nach dem Konzil mit einem solchen offenherzigen Enthusiasmus
etwas zurückhaltender – doch insgesamt bleibt diese positive Einstellung auch für
uns heute sehr kostbar. Sie besagt, dass wir als Christen keine Angst haben müssen
und dass der Glaube uns nicht dazu verdonnert, ein Katakombendasein zu führen! Im
Gegenteil, unser Platz ist mitten in der Welt!“