2012-10-21 13:48:30

Österreich: „Stoppt weibliche Genitalverstümmelung“


RealAudioMP3 Zum Weltmissions-Sonntag hat die katholische Kirche in Österreich auf das Problem der weiblichen Genitalverstümmelung in Tansania hingewiesen. Die Kirche setzt sich in dem ostafrikanischen Land besonders für Frieden zwischen den Stammesvölkern ein und versucht, die Rechte der Frauen zu stärken. Trotz des gesetzlichen Verbotes drohe vielen Mädchen noch immer die Genitalverstümmelung, berichtet der tansanische Bischof Michael Msonganzila. Bei einer Pressekonferenz der Päpstlichen Missionswerke (Missio) in Wien in der vergangenen Woche sagte er aber auch, die Kirche trage durch Dialog aktiv zu einem Wandel bei.

Weibliche Genitalverstümmelung ist in vielen Ländern ein Problem: Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass pro Jahr zwei Millionen Mädchen verstümmelt werden - weltweit. Insgesamt sind laut WHO-Schätzungen 100 bis 140 Millionen Frauen betroffen – in arabischen Staaten, in einigen Ländern Asiens sowie in weiten Teilen Afrikas. In Musoma, der Diözese von Bischof Msonganzila, wird dieses Ritual in etwa zwei Drittel der Pfarreien weiterhin praktiziert. Im Gespräch mit ‚Kathpress’ verurteilt Bischof Msongazila die grausamen Eingriffe:

„Den Frauen wird ein Organ im intimsten Teil abgeschnitten. Durch diesen Prozess wird die Frau als mündig und bereit angesehen, Verantwortung zu übernehmen. Ich sage immer: ‚Ist das wirklich notwendig? Ist das möglich, dass wir Mündigkeit von einem Blutopfer abhängig machen? Ist das zu akzeptieren in einer modernen Gesellschaft?’ Natürlich lautet die Antwort: ‚Nein, das können wir nicht akzeptieren.’“

Der Eingriff erfolgt oft ohne Betäubung und mit unhygienischen Werkzeugen. Die furchtbare Operation bezahlen viele Frauen mit dem Leben. Die katholische Kirche in Tansania versucht, zu helfen und aufzuklären: Seit 1999 gibt es die Kampagne ‚Stoppt weibliche Genitalverstümmelung!’ Regina Mukama, die Frauenbeauftragte der Diözese Musoma leitet die Aktion. Die angeblichen Argumente für eine Genitalverstümmelung von Frauen hat sie schon oft gehört:

„Die Frauen sagen zu mir: ‚Das Leben ist voll Leid und Schmerz, voller Probleme. Wenn ein Mädchen diese schmerzvolle Prozedur durchstehen kann, kann sie auch alle anderen schmerzhaften Erlebnisse in ihrem Leben überstehen.’ Für mich ist das eine völlig verquere Denkweise.“

Um diese Einstellung zu ändern und einen Wandel in der jahrelangen Tradition herbeizuführen, suchen Kirchenvertreter in Tansania den Dialog mit Dorfältesten und Beschneiderinnen. Auch katholische Priester aus traditionellen Stämmen müssten aufgeklärt werden. Die Basis des Erfolgs sei aber die Arbeit mit den jungen Frauen: In Schulen und Pfarreien erklären die Mitarbeiter der Kampagne den Mädchen, dass Genitalverstümmelung gegen die Menschenrechte verstößt. Sie versuchen auch, alternative Übergangszeremonien zu bieten – zum Beispiel durch eine christliche Abschlussfeier. Zudem vermitteln die Kirchen ein christliches Körperbild: Der Körper sei nicht schmutzig, sondern von Gott wunderbar geschaffen. Ähnlich äußert sich auch Leo Maasburg, der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke:

„Ich glaube, es ist auch innerkirchlich sehr wichtig, dass wir das Bewusstsein verbreiten, dass wir eine Welt sind. Dass wir letztlich alle dafür geschaffen sind, Kinder Gottes zu sein. Und zwar Kinder eines einzigen Gottes, der in verschiedenen Kulturen und verschiedenen Sprachen jeweils unterschiedliche Namen hat.“

Die in Tansania gestartete Kampagne zeigt erste Erfolge: Erstmals gibt es in einem Dorf der Diözese eine Frau als Bürgermeisterin. Bis die Tradition der Genitalverstümmelung ganz abgeschafft sein wird, sei es aber wohl noch ein weiter Weg.

(kathpress/rv 20.10.2012 sta)







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