2012-10-21 17:05:29

Kateri Tekakwitha: Heiligsprechung ehrt die Mohawk


RealAudioMP3 Kateri Tekakwitha wird 1656 als Tochter eines irokesischen Häuptlings und einer christlichen Algonkin geboren. Später folgt sie dem Glauben ihrer Mutter und lässt sich taufen – obwohl ihre indianischen Verwandten das missbilligen. Also verlässt die junge Frau mit dem Spitznamen „Lilie der Mohawk“ ihren Stamm und geht nach Kanada, wo sie ihr Leben den Armen und Kranken widmet. In dieser Zeit soll sie auch mehrere Wunder vollbracht haben, von denen der Vatikan bisher zwei anerkannt hat. Papst Johannes Paul II. sprach die Indianerin im Jahr 1980 selig - und seit diesem Sonntag zählt sie auch zu den Heiligen der katholischen Kirche. Der Vatikansender CTV hat den Postulator der Heiligsprechung, Pater Paolo Molinari, zum Leben und Wirken der jungen Frau befragt:

„Sie ist die erste Indianerin, die zum Vorbild für andere wird. Dass die Kirche sie zur Heiligen erklärt, ist natürlich eine Anerkennung der Volksstämme in Nordamerika und Kanada. Diese Völker haben Jahrhunderte lang unter der Kolonialisierung und unter der Enteignung ihres Landes gelitten. Deshalb wurde schon die Seligsprechung von Kateri Tekakwitha unter Papst Johannes Paul II. sehr geschätzt. Ich erinnere mich, dass sich damals viele Stammesführer damit rühmten, dass die Kirche ein Mitglied von ihnen anerkannte – und somit auch ihre Tradition und Kultur würdigte.“

Die Indianerin spürte schon als junges Mädchen, dass sie ihr Leben ganz Gott widmen wollte:

„Sie war eine junge Frau, die sich weigerte, einen von den Stammesvätern für sie ausgewählten Mann zu heiraten. Sie lehnte diese Hochzeit ab. Kateri verspürte eine große Sehnsucht. Sie wollte nicht nur als Christin leben, sondern sich völlig Jesus Christus widmen, der für sie wie ein Ehemann war.“

Die Taufe empfing Kateri im Alter von 20 Jahren, nach einigen Treffen mit Jesuiten. Sie war sehr berührt von der Güte dieser Personen und davon, wie sie lebten und wie sie sich für die Bedürfnisse der anderen einsetzten. Und auch sie selbst spürte in sich das Drängen, diesen Glauben zu leben:

„Schließlich empfing Kateri das Abendmahl. Und als die anderen Indianer im Winter auf die Jagd gingen, baute sie sich aus Ästen ein Kreuz und betete davor. Beides ist wohl charakteristisch für ihre Spiritualität: Jesus in der Eucharistie und der gekreuzigte Jesus.“

Leiden, das kennzeichnete auch Kateris Leben: Als sie vier Jahre alt war, starben ihre Eltern bei einer Pocken-Epidemie. Sie selbst überlebte die Krankheit, war aber fast blind und von Narben gezeichnet. Erst nach ihrem Tod im Jahr 1680 sollen die Wundmale auf wundersame Weise verschwunden sein. Doch was haben Kateri und ihre Geschichte uns heute zu sagen? Johannes Paul II. präsentierte Kateri Tekakwitha beim Weltjugendtag in Toronto als Vorbild für alle jungen Leute – und laut Pater Molinari ist sie das auch heute noch:

„Wenn wir daran denken, in welcher Welt junge Leute heute leben, in einer Kultur, die nicht mehr wirklich vom Christentum durchdrungen ist, dann gewinnt die Idee der Reinheit und des überzeugenden Lebens für Christus einen ganz besonderen Stellenwert. Deshalb ist Kateri Tekakwitha auch heute noch ein Vorbild. Sie wurde sogar verfolgt und misshandelt aufgrund ihres Glaubens.“

Sie wurde oft gedemütigt und blieb letztlich immer eine Außenseiterin: Die Kolonialbevölkerung sah in ihr nur eine unbedeutende Ureinwohnerin und für die Ureinwohner Amerikas wiederum war sie eine Verräterin, weil sie Christin wurde und damit die Religion der Besatzer anerkannte. Heute kann Kateri Tekakwitha als erste heiliggesprochene Indianerin aber vielleicht auch zur Völkerverständigung beitragen - indem sie nicht nur eine Heilige der amerikanischen Ureinwohner, sondern für alle Nordamerikaner ist.

(rv/dpa 20.10.2012 sta)








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