Kateri Tekakwitha: Heiligsprechung ehrt die Mohawk
Kateri Tekakwitha
wird 1656 als Tochter eines irokesischen Häuptlings und einer christlichen Algonkin
geboren. Später folgt sie dem Glauben ihrer Mutter und lässt sich taufen – obwohl
ihre indianischen Verwandten das missbilligen. Also verlässt die junge Frau mit dem
Spitznamen „Lilie der Mohawk“ ihren Stamm und geht nach Kanada, wo sie ihr Leben den
Armen und Kranken widmet. In dieser Zeit soll sie auch mehrere Wunder vollbracht haben,
von denen der Vatikan bisher zwei anerkannt hat. Papst Johannes Paul II. sprach die
Indianerin im Jahr 1980 selig - und seit diesem Sonntag zählt sie auch zu den Heiligen
der katholischen Kirche. Der Vatikansender CTV hat den Postulator der Heiligsprechung,
Pater Paolo Molinari, zum Leben und Wirken der jungen Frau befragt:
„Sie
ist die erste Indianerin, die zum Vorbild für andere wird. Dass die Kirche sie zur
Heiligen erklärt, ist natürlich eine Anerkennung der Volksstämme in Nordamerika und
Kanada. Diese Völker haben Jahrhunderte lang unter der Kolonialisierung und unter
der Enteignung ihres Landes gelitten. Deshalb wurde schon die Seligsprechung von Kateri
Tekakwitha unter Papst Johannes Paul II. sehr geschätzt. Ich erinnere mich, dass sich
damals viele Stammesführer damit rühmten, dass die Kirche ein Mitglied von ihnen anerkannte
– und somit auch ihre Tradition und Kultur würdigte.“
Die Indianerin spürte
schon als junges Mädchen, dass sie ihr Leben ganz Gott widmen wollte:
„Sie
war eine junge Frau, die sich weigerte, einen von den Stammesvätern für sie ausgewählten
Mann zu heiraten. Sie lehnte diese Hochzeit ab. Kateri verspürte eine große Sehnsucht.
Sie wollte nicht nur als Christin leben, sondern sich völlig Jesus Christus widmen,
der für sie wie ein Ehemann war.“
Die Taufe empfing Kateri im Alter von
20 Jahren, nach einigen Treffen mit Jesuiten. Sie war sehr berührt von der Güte dieser
Personen und davon, wie sie lebten und wie sie sich für die Bedürfnisse der anderen
einsetzten. Und auch sie selbst spürte in sich das Drängen, diesen Glauben zu leben:
„Schließlich
empfing Kateri das Abendmahl. Und als die anderen Indianer im Winter auf die Jagd
gingen, baute sie sich aus Ästen ein Kreuz und betete davor. Beides ist wohl charakteristisch
für ihre Spiritualität: Jesus in der Eucharistie und der gekreuzigte Jesus.“
Leiden, das kennzeichnete auch Kateris Leben: Als sie vier Jahre alt war, starben
ihre Eltern bei einer Pocken-Epidemie. Sie selbst überlebte die Krankheit, war aber
fast blind und von Narben gezeichnet. Erst nach ihrem Tod im Jahr 1680 sollen die
Wundmale auf wundersame Weise verschwunden sein. Doch was haben Kateri und ihre Geschichte
uns heute zu sagen? Johannes Paul II. präsentierte Kateri Tekakwitha beim Weltjugendtag
in Toronto als Vorbild für alle jungen Leute – und laut Pater Molinari ist sie das
auch heute noch:
„Wenn wir daran denken, in welcher Welt junge Leute heute
leben, in einer Kultur, die nicht mehr wirklich vom Christentum durchdrungen ist,
dann gewinnt die Idee der Reinheit und des überzeugenden Lebens für Christus einen
ganz besonderen Stellenwert. Deshalb ist Kateri Tekakwitha auch heute noch ein Vorbild.
Sie wurde sogar verfolgt und misshandelt aufgrund ihres Glaubens.“
Sie
wurde oft gedemütigt und blieb letztlich immer eine Außenseiterin: Die Kolonialbevölkerung
sah in ihr nur eine unbedeutende Ureinwohnerin und für die Ureinwohner Amerikas wiederum
war sie eine Verräterin, weil sie Christin wurde und damit die Religion der Besatzer
anerkannte. Heute kann Kateri Tekakwitha als erste heiliggesprochene Indianerin aber
vielleicht auch zur Völkerverständigung beitragen - indem sie nicht nur eine Heilige
der amerikanischen Ureinwohner, sondern für alle Nordamerikaner ist.