2012-10-20 13:43:43

Papst verurteilt Anschlag in Beirut – Bombe im Christenviertel


RealAudioMP3 Bei einer Bombenexplosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist der Chef des Polizeigeheimdienstes getötet worden. Acht Menschen wurden getötet, etwa achtzig verletzt. Die dreißig Kilo Sprengstoff explodierten im christlichen Viertel Achrafieh, das vor allem von katholischen Maroniten sowie von griechisch-orthodoxen Gläubigen bewohnt wird. Erst vor etwa einem Monat hatte Papst Benedikt XVI. Beirut besucht und den Libanon eindringlich zum Frieden aufgerufen; in einem Beileidstelegramm von diesem Freitag verspricht er sein Gebet für die Opfer. Der Anschlag hat eine schwere politische Krise im Libanon ausgelöst, Premierminister Najib Mikati soll seinen Rücktritt angeboten haben.

„Ich habe von meinem erzbischöflichen Haus aus in etwa achthundert Metern Entfernung diesen lauten Knall gehört; bei mir zitterten die Fensterscheiben.“ Das berichtet der maronitische Erzbischof von Beirut, Paul Youssef Matar. „Wir haben sofort den Fernseher angemacht, um zu erfahren, was passiert ist. Erstes Opfer sind wieder einmal die Zivilisten, die Passanten. Das hat das ganze Land aufgewühlt, da kommt das psychologische Gleichgewicht der Menschen aus dem Lot. Das ist wirklich schlimm!“

Oppositionelle im Libanon – etwa der frühere Ministerpräsident Saad al-Hariri –vermuten, dass das syrische Regime von Baschar al-Assad Drahtzieher des Anschlags war. Hariris Vater Rafik, ebenfalls ein früherer Ministerpräsident, ist vor sieben Jahren selbst bei einem Attentat ums Leben gekommen, und auch damals deuteten viele Spuren nach Damaskus. Syrien hat allerdings das Attentat im Christenviertel verurteilt; auch der UNO-Sicherheitsrat tat ein Gleiches. Im Libanon fürchten viele, dass da jemand den wackligen Religionsfrieden, der immerhin in den Tagen des Papstbesuches gehalten hat, jetzt sprengen will. „Nicht ins syrische Desaster hineingezogen zu werden, das wird jetzt schwierig“, urteilt ein Kommentar der katholischen italienischen Tageszeitung „Avvenire“. Für Bischof Matar ist klar, dass die Bombe von Beirut den Christen galt.

„Der Anschlag geschah mitten im christlichen Viertel, Todesopfer unter Zivilisten wurden eindeutig in Kauf genommen. Und das macht ihn so schwerwiegend: dass da die armen Menschen in ihren Häusern ins Fadenkreuz genommen werden. Das wird zu noch mehr Terrorismus führen, zu noch mehr Angst. Ob wir wohl jemals erfahren werden, wer hinter diesem Anschlag steckt? Wir tun ja wirklich alles, um nicht in die Geschehnisse in Syrien mit hineingezogen zu werden, aber offensichtlich gibt es Leute, die unser Land in den Krieg treiben wollen.“

Aschrafieh war schon 1982 Schauplatz eines Attentats: Es kostete dem gewählten Ministerpräsidenten Bashir Gemayel das Leben und führte direkt in einen blutigen Bürgerkrieg hinein, der erst um 1990 zu Ende ging. Im Juni 2005 platzte dann in Aschrafieh die Bombe, die den Journalisten Samir Kassir tötete, einen bekannten Gegner des syrischen Regimes. „Das Attentat von Beirut verdient die schärfste Verurteilung“, erklärt Vatikansprecher Federico Lombardi. Der Jesuitenpater spricht von einer „absurden, mörderischen Gewalt“, die sich gegen alle Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben im Libanon richte. „Dabei soll der Libanon, wie Papst Benedikt wiederholt bekräftigt hat, eigentlich eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung für alle seine Bewohner und für die ganze Region sein“, so Lombardi. Er hoffe, „dass dieses schreckliche Ereignis nicht zu einem Sich-Ausbreiten der Gewalt führt“.

Auch Papst Benedikt selbst spricht in einem von seinem Kardinalstaatssekretär unterzeichneten Telegramm von einem „furchtbaren Attentat“. Es sei Grund zur „Trauer für alle Libanesen“. Er vertraue die Opfer Gottes Barmherzigkeit an und verurteile die Gewalt, „weil sie zu so viel Leid führt“.

Der maronitische Patriarch Bechara Rai sprach von einem „kriminellen und brutalen Anschlag auf den Frieden und auf die Freude, die uns der Papstbesuch gebracht hat“. Es zeige wieder einmal, „dass solche Attentäter weder Gott noch das Urteil der Geschichte fürchten“. Aber „unser Glauben und unsere Hoffnung, auch die aller Libanesen, werden nicht in sich zusammenstürzen“. Der Libanon sei „in seiner Würde verletzt, die er der Welt während des Papstbesuchs vor Augen geführt hat“, so der Patriarch wörtlich.

(rv/avvenire/afp/fides 20.10.2012 sk)








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