2012-10-17 15:45:37

Vatikan entsendet Syrien-Delegation: Keine politische Mission


Als Zeichen konkreter Solidarität mit der leidenden syrischen Bevölkerung soll offenbar schon in der kommenden Woche eine Vatikan-Delegation nach Damaskus reisen. Das gab Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone am Dienstagabend bei der Generalkongregation der Bischofssynode im Vatikan bekannt.

Angesichts des immensen Leids der syrischen Bevölkerung, der Flüchtlingswelle und der ungewissen Zukunft Syriens hätten einige Synodalen ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, ein Zeichen der Solidarität zu setzen; der Papst habe dies aufgegriffen, so Bertone. „Wir können nicht einfach nur Zuschauer der Tragödie sein, die sich in Syrien abspielt“, brachte der Kardinalstaatssekretär den Sinn der Delegation auf den Punkt. Die Lösung der Krise könne nur eine „politische“ sein.

Solidaritätsdelegation, keine „politische Mission“

Es gehe dem Papst um „brüderliche Solidarität mit der gesamten Bevölkerung“ Syriens und „spirituelle Nähe“ zu den Christen im Land, aber auch um eine Ermutigung derjenigen, die eine Konfliktlösung im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht suchten, so Kardinal Bertone. Die Initiative des Papstes werde von allen Synodalen unterstützt. Zusätzlich zu einer Spende des Vatikans sammelten sie Geld, das der leidenden Bevölkerung in Syrien zugutekommen soll.

Der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, wird der Delegation neben anderen Geistlichen angehören. Er sagte im Gespräch mit Radio Vatikan: „Wir gehen dorthin, um der leidenden Bevölkerung den Trost des Heiligen Vaters und der Synode zu bringen, um ihnen unsere Nähe gegenüber ihrer Situation zu bezeugen.“

Monsengwo Pasinya stellte weiter noch einmal klar, dass die Syrien-Delegation keine „politische Lösung“ mit im Gepäck haben werde. Kardinal Pasinya: „Das überlassen wir denjenigen, die sich darum kümmern. Wir reisen aus karitativen und spirituellen Gründen des Trostes in das Land.“

Weitere Mitglieder der Delegation sind der Beauftragte des Vatikans für interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, der vatikanische „Außenminister“, Erzbischof Dominique Mamberti, sowie der New Yorker Erzbischof, Kardinal Timothy Dolan. Außerdem sind mit dabei der kolumbianische Militärbischof Fabio Suescun Mutis und der vietnamesische Bischof von Phat Diem, Joseph Nguyen Nang.

Vermittlungsaktionen der Päpste

Dass der Papst Kirchenvertreter seines Vertrauens an internationale Brandherde schickt, hat es unter Benedikt XVI. erst einmal gegeben: Der Präsident des Päpstlichen Friedensrates, Kardinal Peter Turkson, sollte für Benedikt im April 2011 Friedensmöglichkeiten an der Elfenbeinküste sondieren, nachdem dort Anhänger des abgewählten, aber abtrittsunwilligen Präsidenten Laurent Gbagbo und des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara aufeinander losgingen. Die Mission scheiterte, bevor sie begann: Turkson gelang es nicht, in das Land einzureisen. Unter Johannes Paul II. wurden Friedensmissionen in der Regel dem früheren Leiter des Friedensrates, Kardinal Roger Etchegaray, anvertraut. Der Südfranzose reiste im Auftrag Johannes Pauls zum Beispiel in das belagerte Sarajewo, als dem Papst selbst eine Visite dort verwehrt wurde, und er versuchte - ebenfalls im Auftrag Johannes Pauls - durch ein Gespräch mit Saddam Hussein in Bagdad den drohenden Krieg zu verhindern.

Syrien: Waffenruhe zum Opferfest?

In Syrien gehen die Kampfhandlungen unterdessen weiter. Die Regierung in Damaskus signalisierte allerdings die Bereitschaft, zum islamischen Opferfest eine Waffenruhe für das Land auszurufen. Damit reagierte ein Sprecher des Außenministeriums auf den Vorschlag des internationalen Syrien-Sondergesandten Lakhdar Brahimi. Gleichzeitig warf die syrische Führung jedoch einigen Staaten vor, die Aufständischen mit Waffen zu unterstützen. Brahimi selbst war in den vergangenen Tagen in Saudi-Arabien und der Türkei. Die Regierungen dieser Länder befürworten den Aufstand in Syrien.

(rv/afp 17.10.2012 pr/sk)








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