Vatikan entsendet Syrien-Delegation: Keine politische Mission
Als Zeichen konkreter Solidarität mit der leidenden syrischen Bevölkerung soll offenbar
schon in der kommenden Woche eine Vatikan-Delegation nach Damaskus reisen. Das gab
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone am Dienstagabend bei der Generalkongregation
der Bischofssynode im Vatikan bekannt.
Angesichts des immensen Leids der syrischen
Bevölkerung, der Flüchtlingswelle und der ungewissen Zukunft Syriens hätten einige
Synodalen ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, ein Zeichen der Solidarität zu setzen;
der Papst habe dies aufgegriffen, so Bertone. „Wir können nicht einfach nur Zuschauer
der Tragödie sein, die sich in Syrien abspielt“, brachte der Kardinalstaatssekretär
den Sinn der Delegation auf den Punkt. Die Lösung der Krise könne nur eine „politische“
sein.
Solidaritätsdelegation, keine „politische Mission“
Es
gehe dem Papst um „brüderliche Solidarität mit der gesamten Bevölkerung“ Syriens und
„spirituelle Nähe“ zu den Christen im Land, aber auch um eine Ermutigung derjenigen,
die eine Konfliktlösung im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht suchten, so Kardinal
Bertone. Die Initiative des Papstes werde von allen Synodalen unterstützt. Zusätzlich
zu einer Spende des Vatikans sammelten sie Geld, das der leidenden Bevölkerung in
Syrien zugutekommen soll.
Der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo
Pasinya, wird der Delegation neben anderen Geistlichen angehören. Er sagte im Gespräch
mit Radio Vatikan: „Wir gehen dorthin, um der leidenden Bevölkerung den Trost des
Heiligen Vaters und der Synode zu bringen, um ihnen unsere Nähe gegenüber ihrer Situation
zu bezeugen.“
Monsengwo Pasinya stellte weiter noch einmal klar, dass
die Syrien-Delegation keine „politische Lösung“ mit im Gepäck haben werde. Kardinal
Pasinya: „Das überlassen wir denjenigen, die sich darum kümmern. Wir reisen aus
karitativen und spirituellen Gründen des Trostes in das Land.“
Weitere
Mitglieder der Delegation sind der Beauftragte des Vatikans für interreligiösen Dialog,
Kardinal Jean-Louis Tauran, der vatikanische „Außenminister“, Erzbischof Dominique
Mamberti, sowie der New Yorker Erzbischof, Kardinal Timothy Dolan. Außerdem sind mit
dabei der kolumbianische Militärbischof Fabio Suescun Mutis und der vietnamesische
Bischof von Phat Diem, Joseph Nguyen Nang.
Vermittlungsaktionen der
Päpste
Dass der Papst Kirchenvertreter seines Vertrauens an internationale
Brandherde schickt, hat es unter Benedikt XVI. erst einmal gegeben: Der Präsident
des Päpstlichen Friedensrates, Kardinal Peter Turkson, sollte für Benedikt im April
2011 Friedensmöglichkeiten an der Elfenbeinküste sondieren, nachdem dort Anhänger
des abgewählten, aber abtrittsunwilligen Präsidenten Laurent Gbagbo und des gewählten
Präsidenten Alassane Ouattara aufeinander losgingen. Die Mission scheiterte, bevor
sie begann: Turkson gelang es nicht, in das Land einzureisen. Unter Johannes Paul
II. wurden Friedensmissionen in der Regel dem früheren Leiter des Friedensrates, Kardinal
Roger Etchegaray, anvertraut. Der Südfranzose reiste im Auftrag Johannes Pauls zum
Beispiel in das belagerte Sarajewo, als dem Papst selbst eine Visite dort verwehrt
wurde, und er versuchte - ebenfalls im Auftrag Johannes Pauls - durch ein Gespräch
mit Saddam Hussein in Bagdad den drohenden Krieg zu verhindern.
Syrien:
Waffenruhe zum Opferfest?
In Syrien gehen die Kampfhandlungen unterdessen
weiter. Die Regierung in Damaskus signalisierte allerdings die Bereitschaft, zum islamischen
Opferfest eine Waffenruhe für das Land auszurufen. Damit reagierte ein Sprecher des
Außenministeriums auf den Vorschlag des internationalen Syrien-Sondergesandten Lakhdar
Brahimi. Gleichzeitig warf die syrische Führung jedoch einigen Staaten vor, die Aufständischen
mit Waffen zu unterstützen. Brahimi selbst war in den vergangenen Tagen in Saudi-Arabien
und der Türkei. Die Regierungen dieser Länder befürworten den Aufstand in Syrien.