Griechenland braucht
nicht nur finanzielle, sondern vor allem moralische Unterstützung, um die Finanz-
und Wirtschaftskrise zu überwinden. Das sagte der orthodoxe Metropolit von Österreich,
Arsenios Kardamakis, am heutigen Montag gegenüber ‚Kathpress’. Der Metropolit war
in Athen, um dort Sozialprojekte der orthodoxen Kirche zu besichtigen. Allein im Zentrum
der griechischen Hauptstadt geben kirchlichen Stellen 10.000 Essensportionen täglich
aus, damit die unter der Wirtschaftskrise leidenden Menschen nicht hungern müssen.
Für
immer mehr Griechen und im Land lebende Ausländer ist die Unterstützung der Kirche
der letzte Rettungsanker. Aufgabe der Kirche sei nach Ansicht des Metrolpoliten aber
nicht nur die konkrete Hilfe für die Notleidenden. Es gehe auch um die Einheit des
Volkes, die gestärkt werden müsse. Die Krise sei so gesehen eine Chance für Europa,
verloren gegangene christliche Werte wieder zu entdecken. Dann ließen sich auch Antworten
auf einen überbordenden Materialismus finden. Wörtlich sagte Metropolit Arsenios:
„Ich
hoffe, dass wir alle zusammen so schnell wie möglich aus der Krise herauskommen. Dabei
brauchen wir sicher Unterstützung von Europa. Doch damit meine ich nicht nur finanzielle
Hilfen, sondern auch moralische und psychische Unterstützung.“
Bei seinem
Besuch in Athen äußerte sich der Metropolit auch selbstkritisch zur Wirtschaftskrise
in Griechenland. Die Griechen hätten in der Vergangenheit ‚mit Geld gelebt, das sie
nicht hatten’ und Schulden gemacht, räumte der Metropolit ein. Schuld an dieser Entwicklung
sei allerdings nicht nur das Volk. Vielmehr seien Politik und Banken maßgeblich für
die Probleme verantwortlich. Nun gelte es, die gemachten Fehler einzugestehen und
einen Neuanfang zu machen, so der Metropolit. Er bat außerdem um Verständnis für das
Volk:
„Die Griechen sind ein Volk, das von seiner Mentalität her ein wenig
stolz ist. Sie versuchen, das Beste zu tun. Deshalb sind sie traurig, wenn an ihnen
Kritik geübt wird, die nicht der Realität entspricht.“
Er sei enttäuscht,
dass in den Medien oft ein negatives Bild der Bevölkerung gezeichnet werde, sagte
Arsenios weiter. Bei seinem Besuch in Griechenland habe ihn hingegen die Hilfsbereitschaft
der Leute beeindruckt:
„Die Arbeit, die die griechische Kirche gerade leistet,
wird von einfachen Menschen unterstützt. Mahlzeiten, Lebensmittel, Medikamente – das
alles haben die einfachen Leute organisiert. Sie haben ein Netz der Solidarität gegründet.
Und die Kirche sorgt dafür, dass mit der Hilfe dieser Menschen alles gut läuft.“
Neben
den täglichen Mahlzeiten an Bedürftige verteilen kirchliche Hilfsstellen auch jede
Woche tausende Nahrungsmittelpakete für Menschen, die besonders unter der Krise leiden
- wie verarmte kinderreiche Familien und alte Menschen. Schiffstransporte versorgen
darüber hinaus die griechischen Inseln mit Medikamenten.