Wegen der Israelkritik protestantischer Kirchen in den USA hat die jüdische Anti-Defamation
League ihre Teilnahme an einem nationalen jüdisch-christlichen Dialogtreffen abgesagt.
Der Leiter der Organisation, Abraham Foxman, sprach von einem „Vertrauensbruch“. Die
Kirchen hätten „die Grundlage für gegenseitigen Respekt ernsthaft beschädigt“, so
Foxman in einer am Mittwochabend in New York veröffentlichten Erklärung. Er rief andere
jüdische Organisationen auf, sich ebenfalls von dem Treffen am 22. Oktober zurückzuziehen.
Die Anti-Defamation League stößt sich an einem Brief, den mehrere protestantische
Kirchen am 5. Oktober an Kongressabgeordnete geschickt hatten. Darin werfen sie der
israelischen Regierung Menschenrechtsverletzungen gegenüber Palästinensern vor und
fordern zu einer Revision der US-amerikanischen Finanz- und Rüstungshilfe für Israel
auf. Das Schreiben trägt unter anderem die Unterschrift des Vorsitzenden des ökumenischen
Nationalen Kirchenrats sowie von Leitern der presbyterianischen, methodistischen und
lutherischen Kirche. Die Unterzeichner verlangen eine Kongressuntersuchung darüber,
ob Israel die Voraussetzungen für eine US-Auslandshilfe und Waffenlieferung verletzte.
„Als christliche Führer in den Vereinigten Staaten ist es unsere moralische Pflicht,
die Fortsetzung einer bedingungslosen US-Finanzhilfe für die israelische Regierung
zu hinterfragen“, heißt es in dem Schreiben.