Die Bischofssynode zur Neuevangelisierung hat am Dienstag einen Friedensappell an
Syrien gerichtet. Bei der Zusammenkunft mit dem Papst wurde ein entsprechender Aufruf
verfasst, wie der Vatikan am selben Tag mitteilte. Die Synodenväter beteten außerdem
für die Opfer des nunmehr seit über einem Jahr andauernden Konfliktes. Die Massaker
an der Zivilbevölkerung, die jeden Tag augenscheinlicher werden, haben bislang eine
Flüchtlingswelle von über 300.000 Menschen ausgelöst, Binnenflüchtlinge nicht mit
eingerechnet. Bis zum Jahresende rechnet die UN mit mehr als doppelt so vielen. In
der letzten Zeit häufen sich außerdem Hinweise auf Menschenhandel mit den Flüchtlingen,
wie der italienische Außenminister Giuliano Terzi erst in diesen Tagen vor der Presse
verlautbaren ließ. Dass die Syrien-Krise den gesamten Nahen Osten betrifft, daran
erinnerte der melkitisch-katholische Patriarch, Gregorios Laham III., im Gespräch
mit Radio Vatikan. Der höchste katholische Würdenträger im Nahen Osten ist in diesen
Tagen bei der Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan mit dabei.
„Wir
danken dem Generalsekretär der Bischofssynode, der an Syrien erinnert hat. Ich selbst
will die Gelegenheit nutzen, die vielen Menschen, die hier von allen Kontinenten zusammenkommen,
auf die tragische Situation Syriens aufmerksam zu machen. Die syrische Krise geht
nicht nur Syrien selbst an, sondern den gesamten Nahen Osten und insbesondere fünf
Länder, deren Geschicke miteinander verwoben sind: Syrien, Libanon, Jordanien, Palästina
und Israel. In diesen fünf Ländern herrscht Religionsfreiheit, und die Probleme dieser
Länder, die besonders eng in Kontakt mit dem Israel-Palästina-Konflikt sind, beeinflussen
das Gleichgewicht des gesamten Kontinents.“
An diese Länder, so Laham,
sei das friedliche Zusammenleben zwischen Islam und Christentum im Nahen Osten, aber
auch die Stellung des Islam selbst in Europa gebunden. Die Aufgabe der Kirche sei
es nun, einen friedlichen Weg aus der Krise aufzuzeigen:
„Wir wollen nicht
gegen oder für eine Regierung sein: Wir gehen einen anderen Weg! Wir wollen den Wert
Syriens als historische, einzigartige Realität retten. Vergessen wir nicht, dass Christus
in Syrien geboren ist und dass das Christentum in Syrien geboren ist: aus diesem Grund
wollen wir die Synode auch nutzen, um die Stimme zu erheben und zu so vielen Bischöfen
und Kardinälen wie möglich zu sprechen. Wir müssen ihnen diese Mission der Kirche
in Syrien ans Herz legen.“
Die Hilfe zur Versöhnung in Syrien sei dabei
auch eine Hilfe zum Dialog zwischen Islam und Christentum im Westen. Das christliche
Zeugnis, so Gregorius, sei unbedingt eine Hilfe auf dem Weg zur Versöhnung
„Für
die Zukunft der Kirche, egal, welche Regierung nun kommen möge, welche Richtung auch
immer sie nehmen werde, gilt: die Mission des Gläubigen ist es, zu versöhnen und zu
einen. Dies wird die Rettung der Kirche, ihrer Rolle und ihrer Mission im Nahen Osten
sein.“
Über der Zukunft der Kirche Syriens dürfe aber auch die Gegenwart
des gebeutelten Landes nicht aus den Augen verloren werden:
„Wir fordern
Europa aufs Neue dazu auf, sich mit Vertretern der arabischen Länder zu treffen, um
zu verstehen, wie man einen Ausweg aus dieser Situation finden könne. Das größte Problem
ist es, dass kein Land eine Antwort auf die aktuelle Situation hat. Deshalb sage ich,
dass wir Solidarität zwischen der arabischen und der europäischen Welt brauchen. Außerdem
bitten wir um Gebet für Syrien: Ich glaube stark an die Kraft des Gebets.“