In Rom setzt die Bischofssynode
zum Thema Neuevangelisierung ihre Aussprachen fort. Der Generalobere des Jesuitenordens,
Pater Adolfo Nicolás, hat die 262 Synodenväter zu einer Gewissenserforschung
aufgerufen. „Wir Missionare haben uns nicht genug bemüht, Gott in allen Dingen zu
finden, und haben deswegen die Weltkirche nicht genug bereichert“, so der Spanier
wörtlich. Und weiter: „Wir haben nur auf den westlichen Ausdruck des Glaubens und
der Heiligkeit geachtet und nicht darauf, wie Gott bei anderen Völkern wirkt.“ Ein
Glaubens-Kolonialismus hindere daran, „die authentischen Werte anderer Kulturen aufzunehmen“:
„Das macht uns alle ärmer“, so Nicolás. Der Königsweg für eine Neuevangelisierung
sei „die Demut, die Einfachheit der Botschaft und ein glaubwürdiges Leben“.
Der
Dialogverantwortliche im Vatikan, Kardinal Jean-Louis Tauran, hat bei der Synode
von einem Rückwärtsgang beim Gespräch mit anderen Religionen abgeraten. „Trotz aller
Schwierigkeiten und Mißverständnissen“ dürfe der Dialog „nicht in Frage gestellt“
werden.
Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz erklärte sich überzeugt,
dass „kirchliche Dokumente oder Strukturen nicht reichen, um die Herzen der Menschen
zu erreichen“. Aus seiner Sicht sollte die Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit
verbreitet werden, denn „das Herz des erbarmenden Gottes spricht direkt zum menschlichen
Herzen“, so der frühere Privatsekretär des seligen Papstes Johannes Paul II.