Zum Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils überreichte Papst Paul VI. nach der
Abschlussmesse Botschaften an Vertreter verschiedener Gruppen. Dieselben Botschaften
hat an diesem Donnerstag Papst Benedikt XVI. erneut an Vertreter dieser Gruppen überreicht. Im
Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung.
Die Botschaft an die Konzilsväter
Paul
VI. spricht von einem Moment von „unvergleichbarer Bedeutung und Reichtum“. Während
des Konzils in den vorhergegangenen vier Jahren hätten sich die Vergangenheit, die
Gegenwart und die Zukunft getroffen. „Wir hören aus jeder Ecke der Welt eine gewaltige
und verwirrte Stimme, die Fragen all derer, die auf das Konzil blicken und angstvoll
fragen: ‚Was habt ihr uns zu sagen? Uns Regierenden? Uns Intellektuellen, Arbeitern,
Künstlern? Uns Frauen? Uns, der jungen Generation, uns Kranken und Armen?’“ Für
all diese Menschen habe das Konzil gearbeitet, vor allem in der Konstitution über
die Kirche in der modernen Welt [Gaudium et Spes]. Er wünsche sich, dass von dem Konzil
vor allem eine neue Verkündigung zu Frieden und Versöhnung ausgehe: „Das Konzil will
seine prophetische Rolle erfüllen und die ‚frohe Botschaft’ in kurze Botschaften in
zugänglicher Sprache übersetzen, die es für die ganze Welt hat.“
Die
Botschaft an die Regierenden
Bei allem Respekt vor Amt, Recht, Gesetz
und Würde: Das Konzil und die Kirche habe die Pflicht, immer wieder darauf hinzuweisen,
dass nur Gott wirklich groß ist, Gott allein ist Anfang und Ende und damit alleinige
Quelle von Autorität und Grundlage des Rechtes. So beginnt die Botschaft an die Regierenden.
In der vergänglichen Welt baue Gott seine ewige Stadt auf: Seine Kirche. Von der Staatsgewalt
wolle man nur eins: Die Freiheit zum Glauben und dazu, den Glauben zu verkünden. „Erlaubt
Christus, seine reinigende Kraft in der Gesellschaft auszuüben, kreuzigt ihn nicht
erneut.“ Die Nutznießer des Wirkens der Kirche seien die Gesellschaften selbst,
die Botschaft des Friedens komme allen Menschen zu Gute.
Die Botschaft
an Wissenschaftler und Intellektuelle
Man fühle sich als Suchende nach
Wahrheit verwandt mit denen, die selbst auch Suchende und Forschende des Menschen,
der Geschichte, des Universums und des Sinnes seien. „Euer Weg ist der unsere“, so
die Botschaft. „Wir sind Freunde eurer Berufung als Suchende, Begleiter eurer Müdigkeit,
Bewunderer eurer Erfolge und – wenn nötig – Tröster in euren Entmutigungen und im
Scheitern.“ Man wolle die Wissenschaftler ermutigen, ihre Suche fortzusetzen und
die Wahrheit als Ziel nie aufzugeben. Die Botschaft spricht aber auch von der Pflicht,
die mit dieser Aufgabe einhergeht: „Wehe dem, der freiwillig vor dem Licht seine Augen
schließt. Denken ist eine Verantwortung, deswegen wehe denen, die den Geist durch
tausend Tricks verdunkeln, die ihn stolz machen, täuschen oder verformen.“ Die
Botschaft ruft die Wissenschaftler dazu auf, die Begegnung mit dem Glauben nicht zu
scheuen, „habt Vertrauen in den Glauben, den großen Freund der Vernunft.“ Dies sei
der Weg zur ganzen, vollen Wahrheit.
Die Botschaft an die Künstler
Dichter
und Schriftsteller, Maler, Skulptoren, Architekten, Musiker, Menschen des Kinos und
des Theaters: Die Botschaft richtet sich an all diejenigen, die sich mit Schönheit
befassen und für sie arbeiten: „Wenn ihr Freunde echter Kunst seid, seid ihr unsere
Freunde.“ Die Kirche brauche nach wie vor die Hilfe derjeniger, deren Arbeit es
sei, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Die Bitte: „Verweigert eure Talente nicht
dem Dienst an der göttlichen Wahrheit. Schließt euren Geist nicht gegen den Atem des
Heiligen Geistes.“ Die Welt brauche die Schönheit, um nicht in Verzweiflung zu
versinken, Künstler müssten deswegen die Moden beiseitelassen, die keinen Wert in
sich trügen und vergänglich seien. „Steht immer zu euren Idealen.“
Die
Botschaft an die Frauen
„Es ist die Stunde gekommen, in der die Berufung
der Frauen in ihrer ganzen Fülle erreicht wird.“ Frauen hätten in der Vergangenheit
immer die Rolle des Schutzes des Heims gehabt, die Liebe des Anfangs des Lebens und
des Verstehens an der Wiege. „Ihr seid da, wo das Leben seinen Anfang nimmt.“ Während
nun die Technologie droht, unmenschlich zu werden, sei dies ein Dienst, der die ganze
Menschheit vor dem Fall bewahren könne. „Haltet die Hände der Männer zurück, die in
einem Augenblick des Wahns versuchen könnten, die menschliche Zivilisation zu zerstören.“ Die
Botschaft spricht zu den Frauen in einzelnen Lebenslagen, zu Müttern, Alleinlebenden,
Frauen in Not und Trauer. „Ihr Frauen, ihr wisst wie man die Wahrheit versüßt, sie
zart und zugänglich macht; macht es zu eurer Aufgabe, den Geist dieses Konzils in
die Institutionen, Schulen, Häuser und in den Alltag zu bringen. (..) Es ist eure
Aufgabe, den Frieden der Welt zu sichern.“
Die Botschaft an die Arbeiter
Die
Kirche weiß um die schwierigen Fragen, die sich aus den ökonomischen und sozialen
Bedingungen der Gegenwart ergeben, so die Botschaft. Für viele Menschen bedeutete
dies Leid, Druck, aber auch Hoffnung. Die zunehmende Komplexität der Fragen werde
immer wieder Thema der Kirche, auch beim Konzil sei sie besprochen worden. Papst
Johannes XXIII. selbst habe nicht nur durch seine Enzyklika, sondern auch als Person
Wertschätzung für die Arbeiter, aber auch für Gerechtigkeit, Freiheit und Großzügigkeit
gezeigt; auf all dem fuße der Frieden in der Welt. „Die Kirche ist euer Freund,
habt Vertrauen in sie.“ In der Vergangenheit hätten bedauerliche Missverständnisse
über lange Zeit eine Atmosphäre des Misstrauens genährt. „Heute hat die Stunde der
Versöhnung geschlagen.“ Auf die Welt der Arbeiter, die die Träger der großen Wandlungen
von heute seien, komme die Aufgabe zu, die geistliche Dimension nicht zu vernachlässigen.
Ohne diese würde der Wandel der Welt ins Desaster für die Menschheit führen und nicht
zu mehr Glück. „Hass dient nicht der Welt. (…) Möge der Glaube euer Licht sein.“
Die
Botschaft an die Armen, Kranken und Leidenden
„Christus hat das Leiden
nicht aus der Welt genommen. Er wollte noch nicht einmal das Geheimnis des Leidens
enthüllen.“ Das Nicht-Verstehen prägt die Botschaft an diejenigen, die mit der Frage
„Warum nur“ auf die Kirche schauten. Ohne vertrösten zu wollen spricht die Botschaft
all die verschiedenen Formen des Leidens an und weist auf das Kreuz hin: Der Wert
des Leidens erschließe sich nur dem Blick auf Jesus. „Ihr seid die bevorzugten Kinder
des Reiches Gottes. Ihr seid die Geschwister des leidenden Christus und mit ihm, wenn
ihr wollt, rettet ihr die Welt.“
Die Botschaft an die Jugend
Die
Generation der gigantischen Umwälzungen, so spricht die Botschaft die kommende Generation
an. „Für euch hat die Kirche daran gearbeitet, ihr Bild zu verjüngen, um besser dem
Auftrag ihres Gründers, des lebendigen, ewig jungen Christus zu entsprechen.“ Das
Erbe werde weitergereicht, darunter der Glaube, die Wertschätzung der Würde des Menschen
und der Freiheit jedes Einzelnen. Es sei an dieser Generation, das weiter zu pflegen
und weiter zu denken. „Die Kirche vertraut darauf, dass ihr die Stärke und die Freude
findet, dass ihr nicht den Versuchungen von egoistischen und hedonistischen Lebenseinstellungen
nachgebt, wie es einige vor euch getan haben.“ Mit offenen Herzen für alle Dimensionen
der Welt soll die Jugend den Menschen dienen: „Kämpft gegen den Egoismus. Widersteht
dem Instikt zur Gewalt und Hass.“ In der Kirche würde auch die kommende Generation
das Angesicht Christi sehen, des Propheten der Wahrheit und der Liebe, den Gefährten
und Freund der Jugend.