2012-10-11 10:58:39

Die „großen Botschaften“ des Konzils


Zum Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils überreichte Papst Paul VI. nach der Abschlussmesse Botschaften an Vertreter verschiedener Gruppen. Dieselben Botschaften hat an diesem Donnerstag Papst Benedikt XVI. erneut an Vertreter dieser Gruppen überreicht.
Im Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung.

Die Botschaft an die Konzilsväter

Paul VI. spricht von einem Moment von „unvergleichbarer Bedeutung und Reichtum“. Während des Konzils in den vorhergegangenen vier Jahren hätten sich die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft getroffen. „Wir hören aus jeder Ecke der Welt eine gewaltige und verwirrte Stimme, die Fragen all derer, die auf das Konzil blicken und angstvoll fragen: ‚Was habt ihr uns zu sagen? Uns Regierenden? Uns Intellektuellen, Arbeitern, Künstlern? Uns Frauen? Uns, der jungen Generation, uns Kranken und Armen?’“
Für all diese Menschen habe das Konzil gearbeitet, vor allem in der Konstitution über die Kirche in der modernen Welt [Gaudium et Spes]. Er wünsche sich, dass von dem Konzil vor allem eine neue Verkündigung zu Frieden und Versöhnung ausgehe: „Das Konzil will seine prophetische Rolle erfüllen und die ‚frohe Botschaft’ in kurze Botschaften in zugänglicher Sprache übersetzen, die es für die ganze Welt hat.“

Die Botschaft an die Regierenden

Bei allem Respekt vor Amt, Recht, Gesetz und Würde: Das Konzil und die Kirche habe die Pflicht, immer wieder darauf hinzuweisen, dass nur Gott wirklich groß ist, Gott allein ist Anfang und Ende und damit alleinige Quelle von Autorität und Grundlage des Rechtes. So beginnt die Botschaft an die Regierenden. In der vergänglichen Welt baue Gott seine ewige Stadt auf: Seine Kirche. Von der Staatsgewalt wolle man nur eins: Die Freiheit zum Glauben und dazu, den Glauben zu verkünden. „Erlaubt Christus, seine reinigende Kraft in der Gesellschaft auszuüben, kreuzigt ihn nicht erneut.“
Die Nutznießer des Wirkens der Kirche seien die Gesellschaften selbst, die Botschaft des Friedens komme allen Menschen zu Gute.

Die Botschaft an Wissenschaftler und Intellektuelle

Man fühle sich als Suchende nach Wahrheit verwandt mit denen, die selbst auch Suchende und Forschende des Menschen, der Geschichte, des Universums und des Sinnes seien. „Euer Weg ist der unsere“, so die Botschaft. „Wir sind Freunde eurer Berufung als Suchende, Begleiter eurer Müdigkeit, Bewunderer eurer Erfolge und – wenn nötig – Tröster in euren Entmutigungen und im Scheitern.“
Man wolle die Wissenschaftler ermutigen, ihre Suche fortzusetzen und die Wahrheit als Ziel nie aufzugeben. Die Botschaft spricht aber auch von der Pflicht, die mit dieser Aufgabe einhergeht: „Wehe dem, der freiwillig vor dem Licht seine Augen schließt. Denken ist eine Verantwortung, deswegen wehe denen, die den Geist durch tausend Tricks verdunkeln, die ihn stolz machen, täuschen oder verformen.“
Die Botschaft ruft die Wissenschaftler dazu auf, die Begegnung mit dem Glauben nicht zu scheuen, „habt Vertrauen in den Glauben, den großen Freund der Vernunft.“ Dies sei der Weg zur ganzen, vollen Wahrheit.

Die Botschaft an die Künstler

Dichter und Schriftsteller, Maler, Skulptoren, Architekten, Musiker, Menschen des Kinos und des Theaters: Die Botschaft richtet sich an all diejenigen, die sich mit Schönheit befassen und für sie arbeiten: „Wenn ihr Freunde echter Kunst seid, seid ihr unsere Freunde.“
Die Kirche brauche nach wie vor die Hilfe derjeniger, deren Arbeit es sei, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Die Bitte: „Verweigert eure Talente nicht dem Dienst an der göttlichen Wahrheit. Schließt euren Geist nicht gegen den Atem des Heiligen Geistes.“
Die Welt brauche die Schönheit, um nicht in Verzweiflung zu versinken, Künstler müssten deswegen die Moden beiseitelassen, die keinen Wert in sich trügen und vergänglich seien. „Steht immer zu euren Idealen.“

Die Botschaft an die Frauen

„Es ist die Stunde gekommen, in der die Berufung der Frauen in ihrer ganzen Fülle erreicht wird.“ Frauen hätten in der Vergangenheit immer die Rolle des Schutzes des Heims gehabt, die Liebe des Anfangs des Lebens und des Verstehens an der Wiege. „Ihr seid da, wo das Leben seinen Anfang nimmt.“ Während nun die Technologie droht, unmenschlich zu werden, sei dies ein Dienst, der die ganze Menschheit vor dem Fall bewahren könne. „Haltet die Hände der Männer zurück, die in einem Augenblick des Wahns versuchen könnten, die menschliche Zivilisation zu zerstören.“
Die Botschaft spricht zu den Frauen in einzelnen Lebenslagen, zu Müttern, Alleinlebenden, Frauen in Not und Trauer. „Ihr Frauen, ihr wisst wie man die Wahrheit versüßt, sie zart und zugänglich macht; macht es zu eurer Aufgabe, den Geist dieses Konzils in die Institutionen, Schulen, Häuser und in den Alltag zu bringen. (..) Es ist eure Aufgabe, den Frieden der Welt zu sichern.“

Die Botschaft an die Arbeiter

Die Kirche weiß um die schwierigen Fragen, die sich aus den ökonomischen und sozialen Bedingungen der Gegenwart ergeben, so die Botschaft. Für viele Menschen bedeutete dies Leid, Druck, aber auch Hoffnung. Die zunehmende Komplexität der Fragen werde immer wieder Thema der Kirche, auch beim Konzil sei sie besprochen worden.
Papst Johannes XXIII. selbst habe nicht nur durch seine Enzyklika, sondern auch als Person Wertschätzung für die Arbeiter, aber auch für Gerechtigkeit, Freiheit und Großzügigkeit gezeigt; auf all dem fuße der Frieden in der Welt.
„Die Kirche ist euer Freund, habt Vertrauen in sie.“ In der Vergangenheit hätten bedauerliche Missverständnisse über lange Zeit eine Atmosphäre des Misstrauens genährt. „Heute hat die Stunde der Versöhnung geschlagen.“
Auf die Welt der Arbeiter, die die Träger der großen Wandlungen von heute seien, komme die Aufgabe zu, die geistliche Dimension nicht zu vernachlässigen. Ohne diese würde der Wandel der Welt ins Desaster für die Menschheit führen und nicht zu mehr Glück. „Hass dient nicht der Welt. (…) Möge der Glaube euer Licht sein.“

Die Botschaft an die Armen, Kranken und Leidenden

„Christus hat das Leiden nicht aus der Welt genommen. Er wollte noch nicht einmal das Geheimnis des Leidens enthüllen.“ Das Nicht-Verstehen prägt die Botschaft an diejenigen, die mit der Frage „Warum nur“ auf die Kirche schauten. Ohne vertrösten zu wollen spricht die Botschaft all die verschiedenen Formen des Leidens an und weist auf das Kreuz hin: Der Wert des Leidens erschließe sich nur dem Blick auf Jesus. „Ihr seid die bevorzugten Kinder des Reiches Gottes. Ihr seid die Geschwister des leidenden Christus und mit ihm, wenn ihr wollt, rettet ihr die Welt.“

Die Botschaft an die Jugend

Die Generation der gigantischen Umwälzungen, so spricht die Botschaft die kommende Generation an. „Für euch hat die Kirche daran gearbeitet, ihr Bild zu verjüngen, um besser dem Auftrag ihres Gründers, des lebendigen, ewig jungen Christus zu entsprechen.“ Das Erbe werde weitergereicht, darunter der Glaube, die Wertschätzung der Würde des Menschen und der Freiheit jedes Einzelnen. Es sei an dieser Generation, das weiter zu pflegen und weiter zu denken. „Die Kirche vertraut darauf, dass ihr die Stärke und die Freude findet, dass ihr nicht den Versuchungen von egoistischen und hedonistischen Lebenseinstellungen nachgebt, wie es einige vor euch getan haben.“
Mit offenen Herzen für alle Dimensionen der Welt soll die Jugend den Menschen dienen: „Kämpft gegen den Egoismus. Widersteht dem Instikt zur Gewalt und Hass.“
In der Kirche würde auch die kommende Generation das Angesicht Christi sehen, des Propheten der Wahrheit und der Liebe, den Gefährten und Freund der Jugend.


(rv 11.10.2012 ord)








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