2012-10-10 14:39:53

Venezuela: Kirchen fordern Chávez zu Versöhnung auf


RealAudioMP3 Die katholische Kirche hat den am Sonntag wiedergewählten Präsidenten Hugo Chávez aufgerufen, sich mit der Opposition zu versöhnen. Die Regierung dürfe nicht vergessen, dass es eine Hälfte der Bevölkerung gebe, die mit dem vorgegebenen Kurs nicht einverstanden sei. Dies sagte der Generalsekretär der Venezolanischen Bischofskonferenz, Weihbischof Jesus Gonzales de Zarate Salas, der Katholischen Nachrichtenagentur.

Rund 54 Prozent der Wähler hatten für Chávez gestimmt, sein Herausforderer Henrique Capriles bekam knapp 45 Prozent der Stimmen. Für das Kölner Domradio ordnet der Venezuela-Länderreferent von Adveniat, Reiner Wilhelm, das Wahlergebnis so ein:

„Das Land ist nach wie vor sehr polarisiert. Bei einem Wahlsieg der Opposition wäre es wahrscheinlich zu Unruhen gekommen, denn beide Lager sind da sehr militant. Aber: Präsident Chávez hat - kurz nachdem er gewählt worden ist - dazu Stellung genommen und gesagt, er wolle künftig der Präsident aller sein. Ob er das wirklich sein wird, bleibt abzuwarten.“

Auch Wilhelm sieht die größte Aufgabe für den Wiedergewählten darin, das Land zu einen:

„Man muss sehen, dass nur 54 Prozent der Wähler Chávez gewählt haben. Der Rest – und das ist ein guter Teil der Bevölkerung – ist gegen Chávez. Das ist eine hohe Herausforderung, genau wie die Bekämpfung der Kriminalität. Morde und Entführungen sind an der Tagesordnung. Die Sicherheit ist wirklich ein großes Problem: Man gibt in Venezuela mehr Geld für die Sicherheit aus, als für Lebensmittel, Kultur und alles zusammen.“

Die zweite große Herausforderung für den Präsidenten ist die Bekämpfung der Armut im Land. Nach seinem Sieg versprach Chávez, bis zu den nächsten Wahlen im Jahr 2019 Armut und Arbeitslosigkeit völlig auszuradieren. Damit legt er die Messlatte sehr hoch, denn noch immer hungern viele Menschen in Venezuela. Dabei ist ungewiss, wie gut es dem Präsidenten gesundheitlich geht. Der Adveniat-Länderreferent erinnerte daran, dass Chávez möglicherweise an Krebs leide:

„Ein anderes Problem sehe ich im Gesundheitzustand des Präsidenten. Es ist immer noch ein großes Geheimnis, ob Chávez krank ist, welche Krankheit er hat und wie sich diese in Zukunft auswirken wird. Es bleibt abzuwarten, was da passiert.“

Unabhängig davon müsse der neue alte Präsident sich auch wirtschaftlichen Problemen stellen: Eine hohe Inflation, Korruption und Kapitalflucht seien dort die größten Baustellen. Außerdem stelle sich die Frage, wie wettbewerbsfähig Venezuelas Wirtschaft gegenüber Argentinien oder Brasilien sei. In der nächsten Zeit ist nach Ansicht des Venezuela-Länderreferenten allerdings erstmal nicht mit großen politischen Änderungen zu rechnen:

„Die Grenzen sind abgesteckt. Vor allem was Kuba betrifft, aber auch die Staaten des Alba, dieses Zusammenschlusses der Länder, die gegen die USA stehen und das dortige Wirtschaftssystem.“

(dr/kna/rv 10.10.2012 sta)







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