Zahlreich sind in diesen Tagen die Wortmeldungen zum Zweiten Vatikanischen Konzil
und seinem Erbe für die katholische Kirche. Am 11. Oktober 2012 wird der 50. Jahrestag
des Beginns der historischen Bischofsversammlung begangen, Papst Benedikt eröffnet
am selben Tag das „Jahr des Glaubens“.
Der langjährige „Ökumene-Minister“ des
Vatikan, Kurienkardinal Walter Kasper, mahnte in einem Interview der „Rheinischen
Post“ vom Dienstag mehr Kollegialität unter den Bischöfen an. Auch bleibe die Mitverantwortung
von Laien ausbaufähig. „Da wäre noch manches zu tun“, sagte Kasper .
Ähnlich
wie Kasper rief auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx die Priester und Laien
zum Zusammenhalt auf. Ihr gemeinsamer Auftrag sei es, von Christus her die Welt zu
gestalten. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, betonte, der Geist
des Konzils verpflichte zur Option für die Armen, zum ökumenischen Gespräch und zur
respektvollen Anerkennung des Glaubens anderer. Das Konzil sei „zwar beendet, aber
in seiner Dynamik noch lange nicht abgeschlossen“.
Vertreter der katholischen
Verbände warnen vor Rückschritten hinter die Beschlüsse der Bischofsversammlung. Die
katholische Kirche müsse nach innen wie nach außen dialogfähig bleiben, mahnt das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Der Bund der Deutschen Katholischen
Jugend (BDKJ) äußerte sich besorgt über „rückwärtsgerichtete Tendenzen“, die eine
Neuinterpretation der Konzilstexte forderten und zum Beispiel die Religionsfreiheit
oder das positive Verhältnis der katholischen Kirche zu anderen Religionen in Frage
stellten.
Die katholischen Frauenverbände kfd und KDFB zeigten sich
enttäuscht darüber, dass viele Chancen aus dem Konzil ungenutzt geblieben seien. Besonders
in Bezug auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen seien weiterhin viele Fragen
offen. Das internationale Netzwerk der „Wir sind Kirche“-Bewegungen beklagte
eine wachsenden Spannung in der Interpretation der Konzilsbeschlüsse und forderte
demokratischere Strukturen in der Kirche.