2012-10-09 10:55:05

Synode „eine Fortschreibung des Konzils“


RealAudioMP3 Was sollte die Kirche für eine Neuevangelisierung vor allem tun? Das fragte das Kölner Domradio den Bochumer Neutestamentler Thomas Söding, der zum dritten Mal als Experte an einer Bischofssynode teilnimmt.

„Das Erste ist für mich zunächst mal: Die katholische Kirche setzt sich mit ihrer eigenen Realität auseinander, und sie muss einfach anerkennen, dass in den westlichen Ländern – aber nicht nur dort – viele zwar getauft sind, aber kein inneres Verhältnis zum Glauben haben. Und das ist eine starke Herausforderung, auf die man reagieren muss! Die Propagierung des Katechismus war eine solche Reaktion, und das jüngste Ergebnis, dieser ,Youcat‘, also dieser Katechismus für die Jugendlichen, hat ja auch ordentlich Furore gemacht. So, und jetzt darf das aber nicht singulär bleiben, sondern es muss in ein ganzes Netzwerk von pastoralen Initiativen eingebaut werden. Und ich bin sicher, dass die Synode da sehr engagiert sein wird.“

Das Wiederentdecken des Katechismus ist eines der größten Anliegen von Papst Benedikt. Er war vor seiner Wahl zum Papst verantwortlich für das Erstellen des „Katechismus der Katholischen Kirche“ – für ihn eine wichtige Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils. Söding sieht auch die Synode von Rom auf einer Linie mit dem vor genau fünfzig Jahren gestarteten Konzil:

„Das Zweite Vatikanische Konzil konnte sich, so denke ich, noch nicht so richtig vorstellen, in welche Glaubenskrise man in der Moderne kommen kann. Und deswegen sehe ich diese Weltbischofssynode auch als eine Fortschreibung des Konzils, als einen Aspekt der Rezeption des Konzils. Für das Zweite Vatikanische Konzil war die Orientierung am Glauben und die Orientierung am Wort Gottes ganz wichtig – und wenn man sich jetzt einmal ansieht, welche Themen Papst Benedikt gesetzt hat – die letzte ordentliche Bischofssynode hatte ja das Thema ,Wort Gottes‘, und jetzt geht es um neue Formen der Verkündigung – , dann ist für mich ganz klar, in welche Richtung er möchte, dass sich die katholische Kirche weiterentwickelt.“

Französischer Erzbischof: „Es geht nicht um neue Strategien“

Neue Strategien erfinden – das brauchen die Bischöfe gar nicht. Das betont der Erzbischof von Angoulême in Frankreich, Claude Dagens, im Gespräch mit Radio Vatikan. Es gehe einfach darum, „zunächst einmal selbst den Glauben an Christus zu leben und ihn in der eigenen Umgebung weiterzusagen“.

„Es stimmt zwar, dass die Lage der Christen in den westlichen Ländern heute schwierig ist, etwa in Frankreich, wo wir nicht mehr wie in der Vergangenheit eine christliche Gesellschaft oder einen katholischen Staat haben. Aber wir müssen auch sehen, dass die Säkularisierung beileibe nicht nur negative Wirkungen hat. Sie zwingt uns unter anderem dazu, dass wir an die Wurzeln unseres Glaubens zurückgehen, so wie wir ihn von den Aposteln überliefert bekommen haben – und diese Quelle ist die Begegnung mit Jesus, der gestorben ist und der wiederauferweckt wurde. Genau hier ist das Herz der Neuevangelisierung!“

Wenn über die neue Evangelisierung gesprochen werde, dann habe er oft den Eindruck, es sollte darum gehen, dass die Christen zahlreicher werden. Aber darum geht es gar nicht, sagt der Erzbischof:

„Auch wenn es natürlich schön ist, viele zu sein, und auch wenn jeder glücklich wäre über mehr Priester, mehr Diakone, mehr Ordensleute, mehr echte Gläubige – aber wenn es uns nur darum geht, dann verfehlen wir das Ziel. Und dieses Ziel heißt, wahre Schüler und wahre Zeugen Jesu, des Retters, zu sein!“

Der Kirchenmann ist Mitglied der „Académie française“. Er erzählt, dass er dort wie überhaupt in der französischen Gesellschaft viele Menschen sieht, die spirituell ernsthaft auf der Suche sind.

„Natürlich gibt es auch viel Gleichgültigkeit. Aber ich höre doch viele Fragen wie diese: Wer ist Gott, wer ist Jesus, wie kann man ihn entdecken, wie kann man ihm begegnen? Diese Fragen kommen angesichts des Lebens oder angesichts des Todes auf, angesichts der so häufigen Versuchung zum Selbstmord, bei Menschen, die in unsicheren Verhältnissen leben oder mit Ungerechtigkeit konfrontiert sind.“

(rv/domradio 09.10.2012 sk)









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