Der Kölner Kardinal
Joachim Meisner sieht sich selbst als „Synodenveteran“: Vor genau 35 Jahren habe er
zum ersten Mal eine Bischofssynode besucht, erzählte er am Dienstag vor Journalisten.
Damals ging es um Katechese, und Meisner war Weihbischof von Erfurt.
„Wenn
ich mal ein Resümee ziehen soll – ganz ehrlich, ich habe das auch in der Aula gesagt:
Ich habe mir immer, bei jeder Synode, mehr erwartet, als was dann in der Praxis herauskam.
Nun bin ich überzeugt, dass im Haushalt Gottes nichts verloren geht, was wir investiert
haben an guten Gedanken, an Anstrengungen und auch an Geld. Mit Blick auf die Vorbereitungstexte
der jetzigen Synode sage ich: Wir müssen uns davor hüten, unsere Bemühungen zu sehr
nach außen zu richten, sondern vielmehr bei uns selbst anfangen! Wir müssen von einer
Selbstsäkularisierung zu einer Selbstevangelisierung kommen.“
Man sehe
ja „kaum noch Ordensleute, die in der Öffentlichkeit als solche zu erkennen sind“,
führte Meisner aus: „Die haben sich alle selbst säkularisiert.“
„Ich mache
immer die Erfahrung, wenn ich in Köln auf dem Hauptbahnhof bin – ich fahr´ auch manchmal
mit dem Zug – und eine Ordensfrau da stehen sehe: Die steht gar nicht lange alleine
da. Da kommt eine Frau mit Kinderwagen, lässt den für eine Weile bei der Schwester
und geht weiter; oder Männer lassen für einen Augenblick ihren Koffer bei ihr usw.“
Die
„Entsakralisierung“ betreffe vor allem die katholische Liturgie, so Meisner, der in
der Deutschen Bischofskonferenz für das Thema Liturgie verantwortlich ist.
„Das
muss wieder die Feier des Mysteriums Christi sein, das mir Ausgangspunkt und Impuls
ist, um draußen in der Gesellschaft wirklich Zeugnis zu geben für Jesus Christus!“
Auch
bei „unseren enormen Werken der Caritas“ müsse der katholische Charakter wieder erkennbarer
sein. Und warum, so fragte der Kölner Kardinal, schicken wir „seelisch belastete Menschen“
immer gleich weiter zum Psychologen? „Und das Bußsakrament?“
„Das ist doch
wirklich der Gesundbrunnen, der die Menschen dynamisiert! Ich habe mich sehr gefreut,
als heute im Lauf des Tages Erzbischof Dolan von New York gesagt hat, das Bußsakrament
müsse zum Sakrament der Re-Evangelisierung werden. Wir müssen erst mal nach innen
gehen, um dann nach außen dynamisch zu werden!“
Große Christen wie Mutter
Teresa seien keine „großen theologisch-pastoralen Strategen“ gewesen, sondern „Menschen,
in denen etwas geglüht hat“.
„Das Christentum hat sich ja bekanntlich nicht
durch Propaganda weiterverbreitet, sondern durch Ansteckung und durch Berührung!“
Er
wünsche sich von der Synode, „dass, wer mit uns in Berührung kommt, auch wirklich
mit Jesus Christus in Berührung kommt“, so Kardinal Meisner.
„Herr, erneuere
deine Kirche – aber fang bei mir an!“