Trierer Bischof Ackermann: „Lasst uns der heiligen Hildegard folgen!"
Der Trierer
Bischof Stephan Ackermann hat an diesem Montag im Petersdom dafür gebetet, dass es
den Menschen gelingt, der heiligen Hildegard von Bingen in ihrem Handeln zu folgen.
Gemeinsam mit etwa 200 Pilgern aus dem Bistum Trier feierte er am Morgen eine Heilige
Messe zum Dank dafür, dass mit Hildegard von Bingen eine Frau aus seinem Bistum zur
Kirchenlehrerin erhoben wurde. Darauf könnten alle in der Heimat sehr stolz sein.
In
der Predigt betonte Ackermann - auch im Hinblick auf das beginnende Jahr des Glaubens
- wie wichtig die authentische Lehre der Kirche sei:
„Es geht um das eine
Evangelium. Darauf zu achten, dass es nicht von Menschen verformt wird, sondern authentisch
bleibt, durch die Zeit hindurch. Das ist die Aufgabe des apostolischen Amtes.“
Dabei
sei die Gemeinschaft des Glaubens elementar:
„Die Lehre des Glaubens, das
Wort der Botschaft, wird immer in Gemeinschaft gelebt. Doch natürlich muss auch jeder
einzelne Christ von ihr ergriffen sein.“
Der Papst sei kein autokratischer
Monarch, der einfach Dinge ändern könne, fuhr Bischof Ackermann fort. Da das Evangelium
nicht vom Menschen komme, sondern von Gott selbst, sei es nicht dem Urteil der Menschen
unterworfen und erst recht nicht dem Urteil einer bestimmten Zeit. Es sei aber wichtig,
das Evangelium immer wieder in die jeweilige Zeit und Kultur zu übersetzen, sodass
die Menschen es verstünden:
„Das Evangelium muss immer wieder neu bedacht
werden, mit den verschiedenen Kategorien, aber auch mit den Problemstellungen der
jeweiligen Zeit. Das ist die Herausforderung, der wir uns zu stellen haben. Und wenn
ich sage ,wir‘, dann meine ich nicht nur die Bischöfe, sondern das ganze Volk Gottes.“
Es
sei Aufgabe aller, das Evangelium so ins Leben der Menschen zu übersetzen, dass andere
Menschen davon angesprochen würden.
Am Ende seiner Predigt nahm Ackermann
Bezug zur heiligen Hildegard, die seit diesem Sonntag zu den Kirchenlehrern gehört.
Mit Blick auf das lichtdurchschienene Medaillon mit dem Symbol des Heiligen Geistes
im Petersdom erinnerte der Bischof an die Heilige. Sie habe immer wieder von dem Licht
gesprochen, das heller sei als eine Wolke, die die Sonne trage. Er erklärte dazu:
„Die
eigentliche Aufgabe der Kirche ist, den Menschen über sich hinaus zu führen. Über
den Menschen, aber auch über die Kirche sowie über die Grenzen der Kirche hinaus.
Den Blick zu öffnen, für das Geheimnis Gottes. Das ist der Zielpunkt des Petersdomes.
Das ist das Ziel der Kirche. Das ist das, woran uns die Hildegard und viele, viele
Heilige erinnern.“
Es sei wichtig, im Licht Gottes mit wachen Augen auf
die Welt zu schauen - auch dahin, wo andere nicht hinsehen wollten. An Hildegard von
Bingen habe ihn gerade dies beeindruckt: Sie habe ihre Visionen immer mit offenen
Augen gesehen und auch die Wunden der Welt im Blick gehabt.
Die mitgereisten
Pilger aus dem Bistum Trier sind ebenfalls von der Heiligen begeistert und freuten
sich, dass Hildegard nun - als einzige deutsche Frau - zu den Kirchenlehrern zählt.
Für Hildegard Weber, die den Namen der Heiligen trägt, ist diese Pilgerfahrt etwas
ganz Besonderes:
„Für mich war das der Höhepunkt, als ich plötzlich hörte,
sie wird zur Kirchenlehrerin erhoben. Da habe ich gedacht: da muss ich dabei sein!“,
erinnert sie sich.
Reinhard Müller, der aus der Nähe von Bingen kommt, hat
dadurch einen besonderen Bezug zur heiligen Hildegard. Er sei besonders beeindruckt
von den Visionen, die die Heilige hatte:
„Das ist, glaube ich, der tiefere
Sinn des Glaubens: Visionen bekommen und die dann auch ungeachtet aller Hindernisse
mitzuteilen, wenn man wirklich davon überzeugt ist.“