2012-10-06 15:31:19

Rom: Theologinnen-Konferenz zum Zweiten Vatikanum


RealAudioMP3 Das Zweite Vatikanische Konzil hat die katholische Kirche grundlegend beeinflusst. Zum 50. Jahrestag am 11. Oktober werfen nun Theologinnen in diesen Tagen ihren eigenen Blick auf das Vatikanum – mit einer Konferenz im Rom, die an diesem Samstag zu Ende geht. Zur Konferenz des italienischen Theologinnenverbands CTI mit dem Titel „Theologinnen lesen wieder das Zweite Vatikanum“ sind vor allem Frauen aus mehr als 20 Ländern in die ewige Stadt gereist. Die junge Theologin Stefanie Knauss erinnert an die epochale Wandlung, die mit dem Zweiten Vatikanum einhergegangen sei:

„dass es nun für Frauen möglich war, Theologie zu studieren. Das war ja vorher nicht möglich. Frauen konnten in den Vorlesungen zuhören, aber keine Abschlüsse machen. Insofern hat das Vatikanum überhaupt erst Theologinnen geschaffen.“

Kritisch merkt sie allerdings an, dass Frauen im theologischen Bereich auch heute noch eine schwierige Position hätten. Auf dem Kongress erleben die Teilnehmerinnen jedoch durchaus eine positive Atmosphäre. Aurica Nutt, Theologin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, berichtet:

„Ich finde schon beeindruckend, welche Dynamik das Ganze aufgenommen hat, wie viele Theologinnen es gibt, wie vielseitig mittlerweile geforscht wird. Das Feld ist eigentlich gar nicht mehr zu überblicken. Vor 20 Jahren wussten die Theologinnen so ungefähr, was alle anderen machen, das geht heute überhaupt nicht mehr. Und dass es so eine starke europäische Vernetzung gibt und auch ein hohes wissenschaftliches Niveau, sind sehr erfreuliche Früchte des Konzils und dieser Öffnung des Theologiestudiums für Frauen.“

Sie wünsche sich für die Zukunft, dass die Arbeit der Theologinnen noch mehr Anerkennung erfahre, denn das wissenschaftliche Nachdenken der Frauen über Theologie geschehe doch aus einer tiefen Loyalität zum Glauben:

„Es ist der Versuch, die Glaubensinhalte in unsere heutige Zeit zu übersetzen, in die Realität von Männern und Frauen in ihrer ganzen Vielfalt. Das ist nichts Gefährliches, sondern etwas ganz Wunderbares, dass wir eine theologische Tradition der Debatte und der Auseinandersetzung haben. Wir sind nicht bedrohlich, sondern wir wollen gerne unseren Beitrag leisten - und machen das aus Liebe zu dieser Kirche.“

Die Konferenzteilnahme beschränkt sich allerdings keinesfalls nur auf Frauen: Der Moraltheologe Antonio Autiero ist im wissenschaftlichen Vorbereitungskomitee und Mitorganisator des Treffens. Ein wichtiges Ziel der Konferenz ist seiner Meinung nach:

„Selbstwahrnehmung dessen, was für die Frauen in diesen Jahrzehnten möglich geworden ist. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, auch grade im Zusammenhang mit der Konferenz. Es geht darum, zu begreifen, was die Frauen in der Theologie in diesen Jahrzehnten haben erreichen können. Gleichzeitig ist das auch eine Art Bilanz der Defizite und Verzögerungen, die es doch in diesen Jahren gab. Es ist nicht alles zustande gekommen, was hätte zustande kommen können. Wir wollen eine Bilanz der Vitalität des Konzils - aber auch der verpassten Gelegenheiten ziehen.“

Als Beispiel für solche vergebenen Chancen nannte Autiero Themen, die in der Konferenz zur Sprache gekommen seien, wie beispielsweise die umstrittene Akzeptanz von Genderfragen in Stellungnahmen des Lehramtes der vergangenen Jahre. Die Frauenfrage sei zeitweise sogar eher zum Stillstand gekommen. Für die Zukunft wünsche sich der Theologe deshalb eine stärkere Zusammenarbeit und Vernetzung der Frauen, auch über nationale Grenzen hinweg.

(rv 06.10.2012 cs/sta)








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