Am vergangenen Freitag
sind in Rom die Preisträger des „Ratzinger-Preises 2012“ bekannt gegeben worden. Ein
französischer Philosoph und ein US-amerikanischer Jesuit bekommen den Preis für herausragende
theologische Leistungen, der in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wird: Papst
Benedikt überreicht die Auszeichnung persönlich am 20. Oktober an die beiden Geehrten.
Die Entscheidung für die diesjährigen Auszeichnungen wurde vom italienischen Kardinal
Camillo Ruini, seines Zeichens Präsident des wissenschaftlichen Beirats der vatikanischen
Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI., sowie von Giuseppe A. Scotti, dem Präsidenten
der Stiftung, vor der Presse erläutert. Hören wir Kardinal Ruini:
„Es handelt
sich zum einen um den Philosophen und Historiker der französischen Geistesgeschichte,
Rémi Brague, der auch in Italien äußerst bekannt ist. Der zweite Preisträger ist der
amerikanische Jesuitenpater Brian E. Daley, ein Theologe und Fachmann auf dem Gebiet
der Kirchenväter, der in Italien weniger bekannt ist, aber seinerseits hohes internationales
Ansehen genießt, vor allem im anglophonen Gebiet.“
Rémi Brague kenne er
auch persönlich durch Begegnungen auf verschiedenen internationalen Kongressen, so
der Kardinal weiter. Der Philosoph lehrte 20 Jahre lang an der Sorbonne, aktuell sitzt
er auf dem Guardini-Lehrstuhl der Ludwig-Maximilians-Universität München, der seine
Schwerpunkte auf Religionsphilosophie, arabische Philosophie und mittelalterliche
Philosophie legt. In Deutschland ist der Gelehrte vor allem durch sein Buch „Europa
- eine exzentrische Identität“ von 1993 bekannt. Kardinal Ruini: „Rémi Brague
ist meines Erachtens ein wahrer Philosoph und gleichzeitig ein großer Historiker des
Geistes und der Kultur, der spekulatives Denken und Geschichtsauffassung mit einem
tiefen christlichen und katholischen Glauben vereint, dem er auch offen Ausdruck verleiht.
Persönlich bin ich sehr froh darüber, dass ihm der Ratzinger-Preis verliehen wird.“ Der
zweite Preisträger, so Kardinal Ruini weiter, habe bislang sehr erfolgreich im Bereich
der Ökumene, insbesondere zwischen Katholiken und Orthodoxen, gewirkt. Der Jesuitenpater
Brian Daley ist aktuell Generalsekretär des katholisch-orthodoxen Rates für Nordamerika.
Der aus New Jersey stammende Theologe lehrt Patristik an der katholischen Universität
Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana. Er trat 1964 in den Jesuitenorden ein und studierte
unter anderem an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt,
wo er Assistent des Dogmatikers Alois Grillmeier (1910-1998) war. Kardinal Ruini betont:
„Er hat eine beeindruckende, ich möchte fast sagen, unglaubliche Anzahl
von wissenschaftlichen Artikeln über die Theologie der Kirchenväter, aber auch Studien
über das Leben und die Spiritualität der Gesellschaft Jesu sowie zu Themen der Ökumene
und der Aktualität geschrieben. Brian E. Daley ist also ein großer Kenner der Theologie
der Kirchenväter, aber auch ein Mann, der mit seinem ganzen Wesen im Leben und der
Mission der Kirche engagiert ist und der beispielhaft wissenschaftliche Genauigkeit
mit der Leidenschaft für das Evangelium verbindet.“
Die Auszeichnung ist
mit insgesamt 50.000 Euro dotiert und wird von der 2007 gegründeten „vatikanischen
Stiftung Joseph Ratzinger - Benedikt XVI.“ ausgelobt. Die Stiftung hat zum Ziel, Theologie
im Geiste von Joseph Ratzinger Papst Benedikt zu fördern, sein wissenschaftliches
Werk und sein spirituelles Erbe zu erschließen und zu verbreiten und die Erinnerung
an ihn zu bewahren. 2010 wurde der Ratzinger-Preis ins Leben gerufen, einer der ersten
Preisträger war der Abt des niederösterreichischen Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz,
Maximilian Heim.