Vatileaks-Prozess, Tag eins: Beobachtungen aus dem Gerichtssaal
Was genau passierte
am ersten Tag des Vatileaks-Prozesses? Andrea Bachstein von der Süddeutschen Zeitung
war unter den zehn Journalisten, die bei der Verhandlung dabei waren. Sie hat vor
allem den Angeklagten Paolo Gabriele beobachtet:
„Er war sehr still, weil
er ja gar nicht vernommen wurde, das kommt erst das nächste Mal. Er hat angespannt
gewirkt, war aber ansonsten in seinem Äußeren sehr korrekt. Er war wie aus dem Ei
gepellt, seine Kleidung, seine Haare, da hat er sich sehr sorgfältig vorbereitet.
Wir wissen ja, dass er jemand ist, der gewohnt ist, korrekt vor anderen auszusehen,
das war ja sein Beruf, wenn er den Papst bei seinen Auftritten begleitet hat. Diese
Schule hat man ihm schon sehr gut angemerkt. Er war teilweise in sich gekehrt und
hat vor sich hingeschaut, aber es passierte ja auch nichts konkret. Er hat in den
Pausen gescherzt, aber wie jemand, der sich nicht gehen lässt; entspannt war er nicht.
Das würde ich auf keinen Fall sagen. Aber wir wären ja auch alle sehr nervös, wenn
wir vor Gericht angeklagt würden, ich wüsste nicht, wer da locker bleibt.“