2012-09-29 11:32:12

Die Betrachtung zum Sonntag


RealAudioMP3 Wie Johannes leben auch wir immer in der Gefahr, zu meinen, wir hätten den Namen Jesu für uns gepachtet.

Aus dem Markusevangelium, 9: 38-43.47-48
In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.
Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.
Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.
Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.


Die Betrachtung zum Sonntag spricht der Stadtdechant und Münster-Pfarrer von Bonn, Msgr. Wilfried Schumacher.

„Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“. Deutliche Worte des Herrn. Auslöser war die Frage des Apostels Johannes, der sich ärgert, dass jemand im Namen Jesu Wunder wirkt, ohne den Aposteln nachzufolgen. Jesus weist ihn zurecht, denn keiner kann in Jesu Namen Gutes tun und zugleich gegen ihn sein.

Wie Johannes leben auch wir immer in der Gefahr, zu meinen, wir hätten den Namen Jesu für uns gepachtet. Manchmal sind wir entsetzt wie der Apostel: Da tut jemand Gutes außerhalb der Kirche.

Aber: Der Name Jesu ist nicht auf die Kirche beschränkt. Karl Rahner spricht vom „anonymen Christen“. Von Menschen, die im Geiste Jesu handeln und keine bekennenden oder praktizierenden Christen sind.

Die Grenzen zwischen uns hier drinnen und denen da draußen verwischen immer mehr. Das macht manche hier drinnen unsicher. Sie sehnen sich zurück nach den Zeiten, wo alles klar war: wer gut ist und wer böse, was richtig ist und was falsch. Obwohl sie im Alltag erleben, so einfach ist das nicht – die Welt ist nicht mehr so einfach einzuteilen in Schwarz und Weiß.

Keiner, so heißt es im Evangelium, kann Dämonen austreiben im Namen Jesu und gegen ihn sein. Keiner kann im Namen Jesu dem Ungeist widerstehen, ohne positiv zu Christus zu stehen. Kirche verliert deshalb nicht an Bedeutung. Sie ist und bleibt die Gemeinschaft, die Jesus berufen hat. Ihre Aufgabe ist es, „Gott den Vater und seinen menschgewordenen Sohn präsent und sozusagen sichtbar zu machen, indem sie sich selbst unter der Führung des Heiligen Geistes unaufhörlich erneuert und läutert“, wie es das Konzil (GS 21) sagt.

So gesehen ist die Taufe ein Geschenk und ein Auftrag, nicht aber eine Waffe gegen andere. Taufe ist auch eine Einladung zum Dialog mit der Welt, zu einem „Austausch mit der Welt“, um noch einmal einen Begriff des Konzils (GS 44) zu nennen. Dabei gilt es, „auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beurteilen“ (GS 44).

Diese Haltung ist keine Erfindung der Neuzeit oder gar des Konzils. Sie geht auf den Herrn zurück. Die scharfe Trennung zwischen „uns“, den Jüngern, und „denen da“ draußen lässt er nicht zu.


(rv 29.09.2012 ord)







All the contents on this site are copyrighted ©.