2012-09-28 09:34:36

Vatikan/Syrien: „Die Kinder zahlen den höchsten Preis“


RealAudioMP3 Dhiyabiya und Barze – das sind die neuesten Namen für den Albtraum in Syrien. In den beiden Ortschaften in der Nähe der Hauptstadt Damaskus wurden sechzig Ermordete gefunden, darunter Frauen und Kinder. Für den blutigen Konflikt in Syrien „zahlen ausgerechnet die Kinder den höchsten Preis“, sagt Vatikandiplomat Silvano Tomasi. Der Erzbischof vertritt den Heiligen Stuhl bei den UNO-Einrichtungen in Genf.

„Sowohl von Rebellenseite als auch von seiten des Militärs hören wir, dass in einigen Fällen Kinder als lebende Schutzschilde eingesetzt worden sind, damit Bewaffnete auf ein militärisches Ziel hin vorrücken konnten; dabei sind einige Kinder ums Leben gekommen.“

Auch die Hälfte der syrischen Flüchtlinge in den Nachbarländern – Tomasi spricht von insgesamt 280.000 – sei minderjährig.

„Hunderte von Kindern oder Jugendlichen sind außerdem ohne ihre Eltern, und deswegen sind sie in diesen Lagern ganz auf sich allein gestellt, wissen nichts mit dem Tag anzufangen und tragen die Last traumatischer Erfahrungen mit sich herum. Viele haben gesehen, wie Familienmitglieder getötet wurden, sie wurden bombardiert oder haben leblose Körper am Straßenrand gesehen...“

Eine unglaubliche Not in Syrien und den Nachbarländern also – warum bleibt die internationale Gemeinschaft da untätig? Tomasi hat gelesen, dass selbst UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon im Moment „keinen klaren politischen Willen aller Seiten“ erkennen kann, um die „Gewalt“ - das Wort „Bürgerkrieg“ nehmen Vatikanvertreter nicht in den Mund, wenn es um Syrien geht - zu beenden. Aber wer die Kämpfe in Syrien einfach so weiterlaufen lässt, nehme „wirklich dramatische Folgen“ in Kauf, betont der Diplomat.

„Zwischen 20- und 30.000 Tote, 280.000 Flüchtlinge, über eine Million Binnenflüchtlinge, etwa zweieinhalb Millionen Menschen, die nach UNO-Schätzungen humanitäre Hilfe brauchen, um zu überleben. Die Folgen der Gewalt und des Kriegs sind gut sichtbar und dokumentiert – und trotzdem blockieren starke politische Interessen die Möglichkeit, sich an einen Tisch zu setzen und einen politischen Übergang auszuhandeln.“

Syrien setzt sich aus vielen verschiedenen Gruppen zusammen: Kurden, Christen, Sunniten, Schiiten, Drusen, Alawiten; sie hatten „bisher ein gewisses Gleichgewicht und Frieden untereinander gehalten“, so Erzbischof Tomasi. Und er fügt hinzu:

„Die Interessen all dieser Gruppen müsste ein politischer Übergang respektieren. Beten und arbeiten wir dafür, dass diese Gewalt aufhört – dass die Kinder wieder zur Schule gehen und normal aufwachsen können, statt zu Opfern in dieser Tragödie zu werden!“

(rv 28.09.2012 sk)








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