In einem Hirtenwort zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten des Zweiten Vatikanischen
Konzils, das an diesem Freitag veröffentlicht wurde, rufen die deutschen Bischöfe
die Katholiken in der Bundesrepublik zu einer geistlichen Erneuerung und zu gesellschaftlichem
Engagement auf. 50 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Vatikanums begrüßeen sie die
Fortschritte im Verhältnis der katholischen Kirche zu den evangelischen und orthodoxen
Kirchen, zu Judentum und zu den Muslimen. Angesichts einer „Krise des Glaubens“ in
Deutschland rufen die Bischöfe ihre Amtsbrüder, Priester und Gläubige dazu auf, „den
Glauben so zu verkünden und zu leben, dass er wieder zu einem anziehenden und überzeugenden
Angebot wird“.
In ihrem Hirtenwort, das den Titel „Erinnern - Bewahren - Weitergeben“
trägt, betonen die Bischöfe weiter, die Kirche müsse bei aller Treue zur Tradition
des Glaubens immer zur Reform bereit sein. Sie warnen zugleich vor einem Rückzug der
Kirche aus der Gesellschaft: Das Konzil habe die Christen nachdrücklich aufgefordert,
sich den gesellschaftlichen und politischen Fragen zu stellen. „Deshalb dürfen wir
uns auch in einer von vielen als unübersichtlich und bisweilen sogar bedrohlich empfundenen
Gegenwart nicht auf uns selbst zurückziehen, sondern müssen uns mit Zuversicht den
schwierigen Fragen der Globalisierung, der internationalen Gerechtigkeit und Solidarität,
des Schutzes des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum Tod und der ökologischen
Krise stellen.“
Ausdrücklich warnen die Bischöfe vor moralischem Rigorismus.
Das Evangelium stelle hohe Anforderungen an die Lebensführung des Einzelnen. Seine
Forderungen müssten aber „immer wieder neu in die sich wandelnde Lebenswirklichkeit
übersetzt“ werden. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass „wir alle - der Einzelne
wie auch die Kirche - von der Barmherzigkeit Gottes leben“.