2012-09-27 12:28:49

Frankreich: „Nicht einfach weitermachen wie bisher“


RealAudioMP3 Die Wirtschafts- und Finanzkrise macht auch Frankreich zu schaffen. Der neue Präsident Francois Hollande hat noch nicht erklärt, wie genau er das Wachstum wieder ankurbeln will; viele Franzosen befürchten Schnitte ins soziale Netz, das hat zu einem jähen Absturz der Beliebtheitswerte Hollandes in den Meinungsumfragen geführt. Der Erzbischof von Rouen, Jean-Charles Descubes, rät seinen Landsleuten, sich der Krise zu stellen, anstatt sich wegzuducken.

„Wir laden die Christen und die Franzosen überhaupt dazu ein, einmal scharf darüber nachzudenken, was getan werden sollte, um menschlich aus dieser Krise wieder herauszukommen. Ich habe angesichts der Krise das Gefühl, dass die Menschen in Frankreich jetzt den Kopf einziehen, warten bis sich der Sturm ausgetobt hat – und dann im Prinzip weitermachen wollen wie früher. Ich glaube aber: Die große Lehre aus dieser Krise sollte gerade sein, dass man nicht mehr einfach wird weitermachen können wie früher! Jedenfalls, wenn man wirklich will, dass unsere Wirtschaft wieder primär im Dienst am Menschen steht.“

Descubes ist im Moment zusammen mit anderen französischen Bischöfen zum ad-limina-Besuch im Vatikan. Von dort aus appelliert er an die Verantwortung der Regierenden in Paris, den Kampf gegen die Krise ernstzunehmen. Ohne ein Umdenken werde es nun mal nicht gehen:

„Eigentlich sind ja alle einverstanden – die Schwierigkeit besteht darin, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Nur ein Beispiel: Als es vor einer Weile hieß, die Raffinerie „Petroplus“ in der Nähe von Rouen stehe vor dem Aus, da waren alle betroffen. Alle sagten: Das ist ja wirklich dramatisch. Der Präfekt und die Gewerkschaften verhandelten usw. Nun weiß ich zwar nicht, ob die Raffinerien eine Zukunft haben – aber was ich weiß, ist folgendes: Wenn die politischen und wirtschaftlichen Verantwortlichen in Frankreich zu der Erkenntnis kommen, dass die Raffinerien keine Zukunft mehr haben, dann muss man sie fragen, welche Maßnahmen sie denn getroffen haben, damit diese Männer und Frauen in den Raffinerien nicht die Sache ausbaden müssen? Darum geht es: Die Kirche hat zwar keine politischen oder wirtschaftlichen Lösungen in der Hand, aber sie kann der Gesellschaft einen Dienst leisten, indem sie sagt, bei all den Entscheidungen, die ihr trefft, muss der Mensch im Mittelpunkt stehen.“

(rv 27.09.2012 sk)








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