2012-09-27 10:15:27

Debatte um Sterbehilfe - Die Ängste älterer Menschen ernst nehmen


RealAudioMP3 Jede Form von organisierter Beihilfe zur Selbsttötung sollte verboten werden: Diese Position der katholischen Kirche unterstrich aus aktuellem Anlass Weihbischof Anton Losinger, der Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Das Gremium debattiert an diesem Donnerstag öffentlich über Suizid und Suizidbeihilfe. Vom Augenblick der Empfängnis an bis hin zu einem friedlichen Tod sei das menschliche Leben heilig. Insofern sei einem Menschen nicht gegeben, über das Lebensende eines anderen Menschen aktiv zu entscheiden bzw. daran mitzuwirken, betonte der Augsburger Weihbischof am Mittwoch in Fulda gegenüber dem Domradio. Daraus folgten dann eine ganze Reihe von praktischen Punkten:

„Erstens sind wir grundsätzlich gegen kommerzielle Sterbehilfe im Sinne einer Gewinnerzielung. Zweitens sind wir vehement gegen den ärztlich assistierten Suizid: Es kann nicht sein, dass der Arzt, der Heiler im Krankenhaus ist, sozusagen zum Vollstrecker degeneriert. Und drittens haben wir uns immer grundsätzlich geäußert gegen jede Form aktiver Sterbehilfe zu sein. Die Illusion von Freiheit, die immer wieder in diese Interpretation hinein gegeben wird, zeigt sich spätestens dann von ihrer gefährlichen anderen Seite, wenn erkennbar wird, dass immer wieder auch gesellschaftlicher Druck auf Menschen ausgeübt wird, Suizid als eine Auswegsituation zu erkennen.“

Losinger empfiehlt stattdessen, die Ängste älterer Menschen, anderen zur Last fallen zu können, ernst zu nehmen. Viele fürchteten sich vor allem vor Schmerzen und vor einem Leben als „Pflegefall”. Dagegen setze die Kirche die Förderung von Palliativmedizin und die Hospizbewegung, die beide Ängste nehmen und Freiräume gewähren könnten. Eine weitere Angst vieler älterer Menschen richte sich auf ein Leben an Schläuchen, hier habe die kirchliche Haltung Respekt vor dem Sterben:

„Sterben lassen und sterben dürfen war immer auch eine Möglichkeit, die die Theologie glasklar gesehen hat. Deswegen sagen wir, dass es um eine vernünftige und auch besorgte medizinische Begleitung von Menschen am Lebensende geben muss. Niemand wird gegen seinen Willen zu einer endlosen künstlichen Lebensverlängerung gezwungen. Menschen dürfen sterben. Aber die aktive Tötung eines Menschen, unter Umständen auch auf gesellschaftlichen Druck hin, ist nicht akzeptabel.“

(domradio/rv 27.09.2012 ord)









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