In seiner Sendung
„Menschen in der Zeit“ stellt unser Redakteur Aldo Parmeggiani den Arzt, Schriftsteller
und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen vor. Ein unwiderstehliches Gespräch, hören
Sie rein!(rv)
Hier der gesamte Text: Herr Dr. von Hirschhausen:
Wurde Ihnen der Humor in die Wiege gelegt?
‘Ich glaube ja jeder Mensch hat
Humor, die Gefahr besteht nur, dass man seinen Humor verliert. Ein guter Ort, um Humor
einzüben, ist sicherlich die Familie. Gut, wenn man viele Geschwister und eine große
Familie hat. Humor ist ja die genialste Fähigkeit unseres Geistes, nämlich Konflikte
nicht mit Agressionen auszutragen, sondern mit einem Lachen und mit einem überrraschenden
Wenden der Perspektive’.
Es gibt Vermutungen darüber, dass Humor eine angeborene,
genetisch bedingte Eigenschaft ist. Ist Humor erlernbar?
Ich denke es ist wie
bei den meisten Persönlichkeits-Eigenschaften so, dass es eine Grundaustattung gibt,
die bestimmte Grenzen definiert. Humor ist nicht nur eine Gabe de Intelligenz, sondern
auch eine Gabe des Herzens. Humor geht ja dann in den Zynismus über, wenn er nicht
getragen wird von einer grundsätzlichen Herzenswärme den Menschen gegenüber und auch
ein ‘Ja’ zum Leben. Deswegen glaube ich, dass man Humor sehr wohl üben kann, dass
man viel lachen kann ohne dass man sich über andere lustig machen muss.’
Im
deutschen Sprachgebrauch gibt es die sprichwörtliche Wendung ‘Humor ist, wenn man
trotzdem lacht’. Wird diese bekannte Redewendung dem Begriff des Humors einigermaßen
gerecht?
Ich definiere Humor selber so, dass es die Fähigkeit ist, erstens
die Welt aus einer anderen Perpsektive zu sehen und zweitens vor allen Dingen auch
sich selber. Die Fähigkeit sich selber auf den Arm zu nehmen ist ja durch die Schwerkraft
nicht möglich.Letzten Endes ist die Welt nicht zu verstehen, das ist ähnlich wie beim
Glauben. Man kann darüber auf drei Arten reagieren: man kann darüber verzweifeln,
man kann darüber verrückt werden oder man kann darüber lachen. Ich glaube, dass die
Fähigkeit des Lachens die gesündeste der drei Möglichkeiten ist.’
Kommt das
Glück selten allein, wie Sie im Gegenzug zu dem bekannten Spruch ‘ein Unglück kommt
selten allein’ behaupten?
‘Meine Idee dieses Sprichwort umzudrehen ist programmatisch.
Denn es gibt nichts, was in allen Studien so permanent herauskommt wie die Tatsache,
dass unsere Bestimmtheit maßgeblich von den Menschen abhängt, mit denen wir uns umgeben.
Und viel viel weniger, als wir glauben von äußeren Umständen, nicht mal von Gesundheit
und Krankheit – ach nicht von Geld und nicht vom sozialen Status, sondern viel wichtiger
ist das Gefühl, ich habe Freunde, ich habe Familie, ich habe Menschen, die ich liebe
und die auf mich angewiesen sind. Besonders wichtig ist, dass man weiß, dass andere
uns brauchen. So gesehen lohnt sich – statt sich viel Zeit mit Arbeiten und Geldanhäufen
zu verbringen, viel stärker auf das Pflegen seiner Freundschaften und positiven Beziehungen
zu konzentrieren und das stekt in dem Titel ‘Glück kommt selten allein’ mit drin.’
Im sozialen Kontext sind Humoristen eigentlich Wohltäter, im wahrsten
Sinn des Wortes. Sie sind kreative, erfindungsreiche Menschen, die andere zum Lachen
bringen….also unbedingte Philantropen?
‘Ja, was sich liebt, das neckt sich,
sagt man. Kitzeln kann man sich nicht alleine, also kitzeln können wir nur den Nächsten.
Man muss ihn und sich gut kennen, um ihn auf die Strippe nehmen zu können. Ich glaubenicht,
dass alle Komiker Philantropen sind, es gibt vielen zynische, kalten, intelligenten
Humor, es gibt schwarzen Humor, es gibt viele Spielarten und die einfachste Art ist
immer die Schadenfreude. Also auch das ist ein Teil des Spektrums, dass wir uns freuen,
wenns anderen schlecht geht. Das ist aber die niedrigere Form dieser Ausprägung. Würde
ich sagen.’
Wer war oder ist und bleibt Ihr großes Künstler-Vorbild?
‘Das
ist Vicco von Bülow (Loriot), das ist ein ganz feiner Mensch gewesen.’
Warum
eigentlich Herr von Hirschhausen lieben die Menschen den Humor, den Witz, die Schlagfertigkeit
so sehr?
‘Ja, das Leben ist ja schon ernst genug und ich glaube Humor tröstet
uns über das hinweg, was auch an Unsicherheit im Leben existiert.
Gehören
Lachen und Weinen zusammen? Es gibt ja ein erlösendes Lachen und ein befreiendes Weinen.
Beide lösen eng verwandte Reaktionen aus: was sagt der Psycho-Therapeut dazu?
‘Es
gibt ein tolles Sprichwort: Tränen, die du gelacht hast, mußt du nicht mehr weinen.
Psychologisch steckt dahinter: dass wir beim Lachen tatsächlich den Muskel um unsere
Augen zusammenkneifen. Das ist übrigens auch das Zeichen, dass ein Lachen echt ist
wenn es falsch ist, wenn es nur ein aufgesetztes Lächeln ist, erkennt dies jeder sofort
intuitiv. Wenn man genau hinschaut, weiß man auch, woher dieser Eindruck kommt, nämlich
die Augen lachen nicht mehr, wenn nur der Mundwinkel hochgezogen wird, so wie bei
Stewardessen, die betont freundlich sein wollen, aber eigentlich aggresiv gestimmt
sind, da sind die Augen nicht dabei. Und die Tränendrüse liegt unter dem Augenmuskel,
deswegen kann sie beim herzhaften Lachen auch aktiviert werden. Auf einer tieferen
Ebene hängt dies natürlich auch zusammen, dass man nicht permanent gut gelaunt sein
kann und man soll auch nicht permanent nur mies drauf sein. Also das, was es eben
ausmacht, sind die Schwingungen der Emotion, der Stimmung, der Situation. Der sicherste
Indikator für eine beginnende seelische Erkrankung ist immer, wenn diese Schwingungsfähigkeit
nachläßt. Also wir sind im wahrsten Sinne des Wortes sympatisch, nämlich mitleidend,
mitfreuend solange wir gesund sind. Und die Depression ist nicht erheiterbar von außen,
ein Schizophrener ist von außen nicht einfühlbar. Für einem selber bedeutet das: was
mir normalerweise Freude macht aber mit vierzig keine Freude mehr macht, kein Spaass
mehr macht, dann ist das ein Alarmzeichen, dass ich Richtung Burnout und Depression
unterwegs bin.’
Können gute Witze auch gute Literatur sein?
‘Ich habe
mit Helmut Karasek, dem Literaturpapst, ein sehr schönes Projekt gemacht, wo wir uns
unsere Lieblingswitze gegenseitig erzählt haben, dazu auch ein bisschen philosophierend
über das, was hinter dem Humor steckt. Wir kamen dabei zu der Aussage, dass ein guter
Witz eigentlich eine ganze Geschichte erzählt. Und insofern die kürzeste Form von
Literatur ist.’
Sie sind Arzt – wie kommt es, dass es so viele Ärztewitze gibt?
‘Humor
löst Angst. Viele Menschen haben Angst vor dem Arzt und vor dem, was er herausfindet,
sie haben Angst vor den Diagnosen, vor den Schmerzen, vor den Dingen, die das Leben
bedrohen, und deswegen giby es als Gegengewicht so viele Witze über Sterblichkeit,
über den Tod, über Krankheiten und natürlich auch ganz viele Witze über die alltäglichen
Gebrechen, die mit dem Alterungsvorgang verbunden sind.’
Wann kommt der Humor
an seine Grenzen, wann bedarf der Humor der Mäßigung, der Kontrolle?
‘Ich glaube,
das was einem sehr schnell auf den Geist geht sind Menschen, die völlig unabhängig
vom Kontext, von der Situation Witze erzählen. Ein guter Humorist wartet auf die Gelegenheit,
wo ein Thema präsent ist und dann hat er vielleicht eine Anekdote, die dazu passt.
Ein herablassneder Humor verbietet sich. Das Dosieren ist eine Sache des Feingefühls.’
Den
Humor ernst nehmen, ist das ein Paradoxon?
Man sagt den Humoristen gerne einen
Hang zur Schwermut nach. Kann das bis zu einem gewissen Maße stimmen?
‘Es gibt
diese Porzellanfigur, die viele im Schrank haben, von einem Clown mit einer Träne
im Auge. Ich halte dies für ein überstrapaziertes Klischee. Schwermut ist generell
eine häufige Erscheinung, deswegen gibt die Schwermut auch unter Komikern. Aber ob
das die Voraussetzung ist für die Komik, das würde ich bezweifeln. Es gibt meiner
Ansicht genau so viele Schwermütige unter den humorlosen und umgekehrt. Andererseits
ist es schon so, dass, wenn man berufsmäßig Humor produzieren muss, dass es etwas
sehr anderei ist, als in privaten Kreisen komisch zu sein. Beruflich Menschen zum
Lachen bringen, ist tatsächlich eine de rschwierigsten Aufgaben überhaupt, weil es
so unerbittlich die Rückmeldung gibt: wenn nälich das Publikum nicht lacht, ist immer
der Komiker schuld. In anderen Kunstzweigen, zum Beispiel in der bildenden Kunst,
wenn ein Maler ein Bild malt und man darüber rätselt, was er damit ausdrücken will,
dann hat man automatisch die Schuld beim Rezipienten, das heißt die Betrachter haben
das Gefühl, sie sind nicht schlau genug, um die Tiefe des Kunstwerkes zu erspüren.
Bei der Komik erwartet jeder, dass er es zum Lachen bringt, und wenn er das nicht
kann, ist nie der Zuschauer schuld, sondern immer der Komiker. Und das führt wahrscheinlich
dazu, dass er sich selbst unter einem enormen Druck setzt. Und da ist der Schwermut
auch nah.’
Komiker sind in der Regel männlichen Geschlechts. haben Frauen
weniger Talent für diesen Berufszweig?
‘Nein, ganz und gar nicht. Es gibt sehr
viele lustige Frauen, Frauen haben aber weniger Drang, sich in den Mittelpunkt zu
stellen als Männer. Das hat viele verschiedene Ursachen, Männer müssen sich atraktiver
machen als sie sind und dadurch ihre Fortpflanzungschancen erhöhen wollen. Das führt
dazu, dass sehr viel Männer sich selber überschätzen in ihrer Wirkung auf andere und
deswegen auf die Bühne gehen, ins Fernsehen gehen und da sich in die Mitte der Gesellschaft
stellen und sagen: hört mal alle her. Frauen lachen lieber in kleineren Gruppen lieber
untereinander und Männer fabrizieren eher Dinge nach, sie erzählen Dinge, was mit
ihnen persönlich nichts zu tun hat, Frauen lachen eher über sich selber, indem sie
auch Geschichten erzählen, wo sie peinliche, dumme Dinge getan haben. Das hat den
tieferen Sinn, dass man unter den Frauen sehr darauf bedacht ist, sich nicht im Status
vor die anderen zu stellen. sich nicht zu erhöhen, während die Männer eben tendentiell
immer auf Konkurrenz gehen und sagen: meinWitz ist besser, meiner ist länger, meiner
ist neuer.’
Ist der Mensch das einzige Lebewesen, das Humor besitzt, das lachen
kann?
‘Schwer zu sagen, weil wir schon über die Menschen so wenig wissen und
umso viel weniger über Tiere. Ich glaube, dass Humor tatsächlich die höchte Gabe des
Geistes ist und voraussetzt, dass man sich in andere hineinfühlen kann. Und erkennt,
dass der eigene Blick nicht der einzig mögliche auf die Welt ist. Das ist schon ziemlich
komplex. Andererseits findet man das aber wieder auch bei Hunden, interessanter Weise,
Hunde sind die Tiere, die sich am meisten in die Menschen hineinversetzen können.
Das ist auch der Grund, warum Hunde in der Therapie auch eine Rolle spielen, und warum
Hundebesitzer zum Beispiel auch sehr gern depressiv werden. Also der Hund als bester
Freund des Menschen, das ist etwas auch dran. Das ist kein Zufall dass blinde Menschen
einen Hund an die Seite bekommen und keine Katze.’
Lachen ist die beste
Medizin, sagt der Volksmund. Sie sind Mediziner: hilft Humor heilen? Sind humorvolle
Menschen weniger anfällig für Krankkheiten? Humor ist Balsam für die Seele, heißt
es ebenso. Was sagt der Therapeut dazu?
‘Ich habe meine Stiftung ‘Humor hilft
heilen’ genannt und ich finde das drückt sehr gut aus, was die Wissenschaft weiß.
Kein Mensch wird eine Krebserkrankung mit Lachen bekämpfen. Aber die Art und Weise,
wie ich mein Leben gestalte, das hängt natürlich sehr sehr stark davon ab, ob ich
eine neue Perspektive auf die veränderte Situation gewinnen kann und da spielt Humor
eine große Rolle. Auch bei den seelischen Erkrankungen ist das Wiederfinden von Komik
in seinem eigenen Leben ein großes Zeichen der Gesundung. Depressive oder auch psychotische
Menschen leben ja erstmal in Angst und in vielen anderen Gefühlen und sind gar nicht
zum lachen in der Lage. Die physiologische Wirkung des Lachens ist vor allem eine
lösende, also man kann sich vorstellen, dass Stress im Körper zur Anspannung führt
und Lachen ist das natürlichste Antistressmittel, das es gibt. Wir lassen automatisch
unsere Muskeln lod und verlieren für einen Moment die Kontrolle und das ist extrem
entspannend und befreiend.’
Wieviel Esprit schöpfen Sie aus der Religion?
‘Ich
glaube, dass die Religion eine sehr ähnliche Aufgabe hat wie der Humor, nämlich uns
an eine andere Dimension zu erinnern. Uns daran zu erinnern, dass wir immer nur eine
Erkenntnis über die Welt aus unseren eigenen Ansichten und Einsichten haben. Deswegen
glaube ich auch, dass es in allen großen Religionen eine Tradition gab, die das Lachen
auch als einen spirituellen Erkenntnisweg gesehen hat. Am bekanntesten ist der jüdische
Humor, es gibt aber auch eine Humortradition im Islam, es gibt im Buddhismus eine
große Tradition in Meditationsfragen. Im Christentum gab es einen Brauch, das Osterlachen,
dass der Priester oder der Pfarrer über den Kirchhof ging und zu Ostern die Gemeinde
zum Lachen bringen sollte. Mi der tiefen Idee, dass der Tod und der Schmerz nicht
das letzte Wort haben, sondern dass es eine Frohe Botschaft gibt, die sich auch in
Freude und im Lachen ausdrückt. Vielleicht ist dieses Osterlachen eine Tradition,
die die Kirche wieder entdecken kann, gerade nach unserem Gespräch.’
Wieviel
Humor verträgt die Kirche, die Religion?
‘’Ich glaube, die Kirche würde an
Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie etwas von ihrem Dogmatismus aufgibt. Zu sagen,
dass man weiß, wie es nach dem Leben weitergeht, oder dass man genau weiß, was Gott
gemeint und was nicht, das ist in meinen Augen schwer durchzuhalten und auch nicht
zeitgemäß. Ich glaube, es würden sich mehr Menschen für die Kirche interessieren,
wenn die, die sich zu ihr bekennen, auch ein wenig erlöster gucken würden. Die Menschen,
die sich als Christen begreifen, sind eigentlich die Botschafter, und da geht es in
meinen Augen nicht darum, eine Geheimwissenschaft daraus zu machen, sondern zu sagen,
das was auch in der Bibel steht: wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mit unter ihnen. Das kommt meiner Idee vom ‘ein Glück kommt selten allein’
auch sehr nahe.’
Sie zeigen neue, bisweilen therapiefördernde Wege der Kommunikation
auf. Einer dieser Wege heißt Meditation. Meditation ist Fitness für die Seele, behaupten
Sie….Macht Meditation glücklicher? Ist Meditation und Achtsamkeitstraining demnach
angewandte Spriritualität, oder etwas anderes?
‘Viele Menschen glauben, dass
Meditation etwas ist, was die Buddhisten oder die fernöstlichen Traditionen vorweisen.
Nein, das ist Gott sei Dank nicht so. Es gibt auch eine große christliche Tradition
der Mystik und der Kontemplation. Die Techniken sind überraschend ähnlich und die
Wirkung ist inzwischen medizinisch sehr gut nachgewiesen, d.h. Übungen zu finden,
die den Geist zentrieren und beruhigen und die einem helfen die Gedanken, die oft
negativen Gedanken, die einem durch den Kopf geistern, loszulassen. Das ist extrem
gesundheitsfördernd. Die am besten untersuchte Methode heißt Achtsamkeita-Meditation,
und die hat ein Arzt entwickelt, der sich die Medidationstechniken angekuckt hat und
die dann ohne jeden religiösen Überbau einfach nur als Übung mit Patienten durchgeführt
hat. Und man kann in acht Wochen tatsächlich lernen, seinen Geist im ‘Loslassen und
mehr Genießen des Moments’ zu schulen. Das hat letzten Endes sehr sehr tiefe spirituelle
Dimensionen. Letzten Endes ist das auch das was Jesus gesagt hat, im Sinne von: sieh
die Blumen auf dem Felde. Das ist ja Achtsakeit. Lauf nicht and en Blumen vorbei,
weil du dir um morgen so viele Sorgen machst, schau dir die Vögel an, schau dir die
Blumen an, die sirgen sich nicht und doch ist für sie gesorgt!’
In den Klöstern
wird auch heute noch täglich meditiert, gebetet. Sind Mönche, Ordensfrauen glücklichere
Menschen?
‘ Ich habe in meinem ersten Buch eine Studie beschrieben, die zeigt,
dass Männer im Kloster sieben Jahre länger leben als außerhalb. Das heißt, ein klösterliches
Leben ist extrem gesund. Andererseits kann man auch sagen, auch wenn es von außen
betrachtet ein hartes Leben ist, ist es auch ein sehr einfaches Leben.Es gibt viel
soziale Sicherheit, es gibt eine Orientierung, die eben nicht materiell ist, das ist
extrem entspannend wiederum. Die eigentliche Herausforderung ist, Ideen des glücklicheren
Lebens im Alltag zu integrieren und das kann man machen, wenn man sich pro Tag 10
Minuten zurückzieht, ob man dann betet oder meditiert oder spazierengeht und der Natur
lauscht, das ist dann gar nicht so entscheidend!’
Wie weit darf ein Kabarettist
gehen, wenn er sich das Thema Religion vornimmt?
‘ Das werde ich in meinem
nächsten Filmprogramm austesten. Den Titel habe ich schon:’ Wunderheiler’. Ich möchte
mich genau mit diesem Grenzgebiet beschäftigen, wie sehr unser Glaube heilen kann,
aber wie sehr auch Glaube missbrauchtwird, von dubiosen Heilmethoden, von Charlatanen,
di eden Menschen mehr versprechen als sie halten können. Natürlich haben die Weltkirchen
immer wieder Methoden verwendet, über Angst und schlechtes Gewissen, Änderungen herauszufordern,
statt über die Freude.’
Viele große Theologen, etwa Mario von Galli, Karl
Rahner, Rudolf Bultmann, Karl Barth, verteidigen den Humor in der Kirche. Der Humor
sei Ausdruck geistiger Reife, heißt es da. Auch die große Heilige Theresa von Avila
überwand alle Widerstände mit Humor. Sollte die Kirche auch heute dem Humor, dem Lachen,
dem Frohsinn mehr Raum zugestehen?
‘Ich glaube tatsächlich, dass der Humor
nichts Oberflächliches ist. Ich glaube, die Angst der traditionellen Aufassung der
dogmatischen Theologie, dass das Lachen etwas Teuflisches, etwas Oberflächliches,
etwas Prilitives ist, ist nur für einen kleinen Teil des Lachens richtig. Das ist
der Bereich der Schadenfreude, des Schabernaks, des boshaften Lachens. Die Form des
miteinander Lachens und Feierns, die hat in meinen Augen nichts negatives, sondern
etwas verbindendes, etwas, was Menschen direkt im Herzen verbindet. Deswegen gehört
das auch in meinen Augen unbedingt in die Kirche, in die Predigten, in die Gemeinden,
und alles, was dazu beiträgt, dass Menschen miteinander verbunden sind, ist letzten
Endes religiös. Denn Religion heißt – das weiß ich noch aus meinem Lateinunterricht
– verbunden sein. Und Lachen verbindet.’
Kurze Witze sind meist gute Witze.
Würden Sie den Hörerinnen und Hörern von Radio Vatikan abschließend bitte ein Bonmot
aus der Welt der Kirche erzählen?
‘Ich bin selber Protestant, also darf ich
folgenden irischen Witz erzählen: ein katholischer Patriarch liegt im Sterben, und
er ruft alle seine Familienangehörigen zusammen, und sagt: ich habe noch einen letzten
Wunsch, ich möchte konvertieren, ich möchte evangelisch werden. Und alle sagen, meine
Güte, wie kannst du nur, aber gut, es ist dein letzter Wunsch. Sie holen den evangelischen
Pfarrer, der freut sich natürlich sehr. Nachdem er das Haus verlassen hat, fragen
alle den alten Mann: wie kannst du nur in deinen letzten Tagen den katholischen Glauben
verraten! Und er antwortet nur verschmitzt: Ich dachte es ist besser, es stirbt einer
von denen!’